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Würzburg
Eckart von Hirschhausen bei Mainlit in Würzburg: "Keiner käme auf die Idee, bewusst in sein Wohnzimmer zu kacken"
Der Arzt und Moderator hadert mit der Menschheit, die sich ihre eigene Lebensgrundlage zerstört. Gerade deshalb findet er: Zum Verzweifeln bleibt keine Zeit.
Rund 800 Menschen besuchten die Mainlit-Lesung 'Mensch, Erde!' von Eckart von Hirschhausen im CCW in Würzburg teil.
Foto: Silvia Gralla | Rund 800 Menschen besuchten die Mainlit-Lesung "Mensch, Erde!" von Eckart von Hirschhausen im CCW in Würzburg teil.
Sabine Dähn-Siegel
Sabine Dähn-Siegel
 |  aktualisiert: 06.11.2023 02:45 Uhr

Natürlich zieht der Name Eckart von Hirschhausen. Aber mit dem großen Zuspruch zu seinem Auftritt beim Literaturfestival Mainlit hatte der Arzt, Wissenschaftsjournalist, Autor und Moderator, der inzwischen Bart und einen durch "körpereigenes Fett" etwas gerundeten Bauch trägt, wohl selbst nicht gerechnet. Er vermutete, es handle sich um lauter "lebenshungrige Hallodris", die an einem Montagabend ins Würzburger Congress Centrum zu seiner "Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben" überschriebenen kabarettistischen Lesung kommen.

Dass der Lesungsteil denkbar kurz ausfiel, zugunsten von Information, Inspiration, Interaktion, dürfte die wenigsten enttäuscht haben. Schließlich unterhielt von Hirschhausen nicht nur gut 100 Minuten lang ohne Pause. Er versprach und hielt, wie die Reaktionen bewiesen, sich humorvoll seinem Herzensthema "Schutz unserer Lebensgrundlagen" zu widmen. Quasi in "gehobener Gestimmtheit" trotz der ernsten Themen, denn angesichts des schmalen Zeitfensters von wenigen Jahren, in denen sich entscheidet, ob die kranke Mutter Erde geheilt und enkeltauglich erschaffen werden kann, bleibe "zum Verzweifeln eh keine Zeit".

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Von Affenforscherin inspiriert

Um Probleme wie selbst dieses existenzielle für die Menschheit zu lösen, brauche es Humor, so das Credo des Stiftungsgründers "Humor hilft heilen". Nicht Verbote und Pessimismus führen weiter, sondern positive Zukunftsbilder, Hingucken, Handeln.

Jetzt. Sofort. Schließlich hätten Fachleute wie Hoimar von Ditfurth schon vor 50 Jahren Weltklimakrise und Artensterben vorausgesagt. Und die grandiose Schimpansen-Beobachterin Jane Goodall, laut von Hirschhausen Auslöserin seines eigenen Brennens für das Thema "Welt retten", habe gefragt, wie es möglich sei, dass Menschen die intelligentesten Lebenswesen auf Erden sind, aber die Erde kaputt machen.

Passender Rausschmeißer

"Unser Zuhause ist uns doch heilig", sagte der Wissenschaftsjournalist. "Keiner käme auf die Idee, bewusst in sein Wohnzimmer zu kacken." Nur scheine immer noch nicht klar, dass "die Erde unser Wohnzimmer ist und die Atmosphäre keine Müllhalde". Er betonte, dass die Menschen existenziell darauf angewiesen sind, sauberes Wasser, saubere Luft, gesundes Essen zu haben und eine erträgliche Außentemperatur. "Wir müssen nicht das Klima retten, sondern uns." Durch wirksame Politik, indem wir "positive Ideen in die Welt bringen", nachhaltig leben, Prozesse anschieben, uns klarmachen, was wir brauchen, aus scheinbaren Fehlkonstruktionen und Macken Stärken machen.

Der kurzweilige Abend endete passend mit dem wunderbar kitschigen Rausschmeißer "What a wonderful World" - und viel Applaus.

 
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  • Hans-Martin Hoffmann
    Eigentlich ist es trivial

    bei dem was man tut drüber nachzudenken was das für Folgen hat und dass ganz kleine Verhaltensänderungen viel bewirken können, wenn nur genügend Leute mitmachen... aber: es gibt nichts Gutes, außer man tut es!

    Leider tendiert die Menschheit dazu, notwendige Maßnahmen erst dann zu ergreifen, wenn es wirklich nicht mehr anders geht - da sei die eigene Bequemlichkeit vor - und damit nicht genug, auch noch lieber diejenigen lächerlich zu machen bzw. gar zu verteufeln, die die Richtung weisen, wo es hingehen müsste...
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  • Ralf Eberhardt
    Klingt irgendwie sehr einfach, geradezu trivial. Eine Mischung aus "Wir sind es selbst, die die Erde in der Hand haben" + "Think positive". Und unser Wohnzimmer ist mittlerweile sehr global geworden. Da entscheiden wir nicht mehr alleine, wer dort k..ckt. Hirschhausen weiß, auf Themen zu setzen und verkauft diese und sich sehr gut. Allein mir fehlen die konkreten Lösungen, sind bei einem Kabarettabend aber wohl auch nicht zu erwarten.
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  • Thomas Herr
    Lieber Herr Eberhard, waren Sie am Montag Abend im CCW? Im gesamten, sehr unterhaltsamen Programm, waren unglaublich viele konkrete Tipps und Maßnahmen. Von kleinen Dingen (Fortbewegung durch eigene Körperkraft) über Ernährung bis hin zu der Überlegung: wen kann ich in meinem Umfeld aktivieren? Unterschiedlichste Personen- und Berufsgruppen wurden individuell angesprochen. Ich für meinen Teil habe viel Inspiration mitgenommen.
    Und klar, er weiß zu präsentieren. Brauchen wir nicht genau das? Schwierige Themen positiv besetzen und gut erklären.
    Gerade die Kombination aus Lesch am Sonntag und Hirschhausen am Montag war sehr gut!
    Danke MainLit!
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  • Ralf Eberhardt
    Sehr geehrter Herr Herr,
    da haben Sie vollkommen recht. Und ja, ich war nicht im CCW. Allerdings habe ich mir von dem reaktionellen Beitrag erwartet, dass gerade diese Tipps auch verarbeitet werden. Und es freut mich, dass Sie diesbezüglich positiv von dort gegangen sind. Das finde ich sehr gut.
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