
Sind Sie auch mit guten Vorsätzen ins neue Jahr gestartet? Viele Menschen nehmen sich zum Jahreswechsel vor, ihre Gewohnheiten zu ändern. Ganz oben auf der Liste: gesunde Ernährung, mehr Sport, weniger Alkohol. Aus den Vorhaben und Ziel, weniger Alkohol zu trinken, hat sich auch in den sozialen Medien ein Trend entwickelt: der "Dry January", also der "trockene Januar".
Bei der in Großbritannien gestarteten Aktion verzichten Teilnehmerinnen und Teilnehmer im gesamten Monat auf Alkohol, um nach den üppigen Mahlzeiten an den Feiertagen etwas Gutes für ihren Körper zu tun. Bereits 2014 hatte die britische Firma "alcoholchangeuk" die Aktion ins Leben gerufen. Auf den Sozialen Netzwerken entwickelte sich daraus eine Trendbewegung, die nach der Schweiz in diesem Jahr auch Deutschland erreicht hat.
Sinnvoll oder nicht? Privatdozent Dr. Thomas Polak, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie und Leiter des Forschungsschwerpunkts Klinische Suchtmedizin an der Uniklinik Würzburg, sagt, was er von der Aktion hält.

Dr. Thomas Polak: Ich kenne es, dass viele Menschen zwischen Fasching und Ostern auf bestimmte Sachen verzichten, häufig auch auf Alkohol. Den Trend im Januar auf Alkohol zu verzichten, kannte ich bisher noch nicht. Ich finde die Aktion aber sehr gut.
Polak: Es gibt über 200 Folgeschäden des Alkoholkonsums - psychologisch, biologisch und sozial. Zum Beispiel entwickeln sich Magengeschwüre, Bauchspeicheldrüsenentzündungen und Tumore im Mund-Magen-Darmtrakt. Viele Menschen, die mit einer Alkoholabhängigkeit zu uns kommen, haben sehr hohe Leberwerte und entwickeln eine Leberzirrhose bis hin zum Leberversagen, was dann tödlich ist. Auch die Nerven und das Gehirn werden geschädigt. Auf Röntgenaufnahmen des Gehirns sieht man, dass bei Menschen, die über eine längere Zeit viel Alkohol getrunken haben, das Gehirn geschrumpft ist, es kann sich eine Alkohol-Demenz entwickeln, so dass die Betroffenen pflegebedürftig werden.
Polak: Absolut, es geht in erster Linie darum, der Abhängigkeit vorzubeugen. Alkohol ist ein natürliches Produkt, das beispielsweise in vergorenen Früchten zu finden ist. In der Natur gibt es keine Abhängigkeit, irgendwann sind die vergoren Früchte alle. Wir Menschen sind die einzigen, die das gesamte Jahr über Alkohol zur Verfügung haben, nur so kann Sucht überhaupt entstehen. Unter diesem Aspekt bringt es sehr wohl etwas, einen Monat komplett darauf zu verzichten, damit es eben nicht zu einer Abhängigkeit kommt.

Polak: Es ist ratsam, komplett auf Alkohol zu verzichten. Es gibt den schädlichen Konsum. Da liegen die aktuellen Zahlen bei 12 Gramm reinen Alkohol für Frauen und bei 20 Gramm für Männer. Diese Menge gilt noch als nicht gefährlich, ist aber schnell erreicht. In 0,5 Liter Bier oder 0,25 Liter Wein sind circa 20 Gramm Alkohol. Allerdings, diese Grenzwerte gelten nicht für Menschen, die eine Abhängigkeit entwickelt haben: Sie sollten komplett auf Alkohol verzichten. Viele Menschen fangen irgendwann mal an Alkohol zu trinken, einige trinken irgendwann immer mehr. Das hat ganz sicher nichts mit der Willensstärke zu tun. Zu 40 bis 60 Prozent ist das genetische Veranlagung. Wer diese Veranlagung hat, ist auch schon bei geringen Mengen an Alkohol gefährdet. Wer zu welcher Gruppe gehört lässt sich allerdings nicht im Vorfeld feststellen.
Polak: Was wir sagen können, ist dass der ganze Körper und der Geist sich regenerieren. Man muss sich immer vergegenwärtigen, dass Alkohol im menschlichen Körper beinahe jedes Gewebe von Kopf bis Fuß angreift. Beim Zigarettenrauchen gibt es sehr gute Untersuchungen, die sagen: 20 Minuten nach der letzten Zigarette sinkt der Blutdruck, nach acht Stunden ist kein Kohlenmonoxid mehr im Blut, nach 24 Stunden beginnt das Herzinfarktrisiko zu sinken. Solche detaillierten Untersuchungen zum Alkohol sind mir nicht bekannt. Dennoch setzen Erholungsprozesse im Körper ein, die sehr deutlich sind.
Polak: Alkoholkonsum lässt sich durch die gesamte menschliche Geschichte nachverfolgen. Es hat auch sehr lang gedauert, bis die Alkoholsucht als Krankheit anerkannt wurde. Erst 1967 haben die Krankenkassen begonnen, die Behandlungskosten für Folgeschäden von Alkoholkonsum zu übernehmen. Ein gesellschaftliches Umdenken wäre angebracht, ist aber auch schon im Gange. Ich beobachte eine Entwicklung, die sich vom Alkohol wegbewegt. Das ist positiv.
Hinweis: Dieser Artikel wurde stammt aus unserem Archiv und wurde das erste Mal im Januar 2022 veröffentlicht.
Die deutsche Lebensmittelindustrie und alle verbundenen Betriebe mit zig-Milliarden Umsätzen und ihre 100.000-den Mitarbeiter danken für die tollen Vorschläge.
Und von den nötigen Verzichtsleistungen wegen der Verkehrs- und Energiewende (ins absolute Nichts, das nur nebenbei) haben wir jetzt noch nicht gesprochen....
Auf geht's: Zurück in die Steinzeit, da gab es noch keinen (menschgemachten) Alkohol .....und alles andere auch nicht (s.o.)
Leider gibt es das nicht!
Ich trinke auch sehr gerne Alkohol , weiß auch,dass das in großen Mengen schädlich ist, kann’s aber nicht lassen, weils einfach schmeckt!
Ich versuche trotzdem ab und zu, mal ein paar Wochen OHNE auszukommen ….. die Waage quittiert es wohlwollend.😉