Am Donnerstag hatten wir 21 Patienten in Isolation, am Freitag waren es 20. Zwei wurden entlassen. Ein Patient ist leider gestorben. Fünf Patienten befinden sich auf der Intensivstation, drei davon sind beatmet.
Nun einige Punkte zur Gesamtsituation: Unsere Auslastung auf der Intensivstation ist auch aufgrund sonstiger Notfälle hoch, ebenso die Belegung im übrigen internistischen Bereich. Es wäre zu kurz gegriffen, wenn man die Lage ausschließlich an den Zahlen der Covid-19-Patienten festmachen und denken würde, alles ist entspannt. Es gibt weiterhin Herzinfarkte, Schlaganfälle, Darmblutungen, Lungenembolien und Lungenentzündungen. Diese Notfälle können wir nicht einfach ignorieren oder abstellen. Sie passieren - und wir müssen entsprechend gewappnet sein.
Zahlen im Register zeigen nur Momentaufnahmen
Dieser Zusammenhang ist wichtig. Nur dann ist es möglich, die Prozentzahl belegter Intensivbetten richtig zu interpretieren. Zahlen in Registern zeigen nur Momentaufnahmen. Die Lage auf Intensivstationen ändert sich über den Tag durch Zugänge und Verlegungen mehrfach. Und das führt zu plötzlichen prozentualen Schwankungen.
Wenn in einer pandemischen Situation eine höhere Zahl von Covid-19-Patienten zusätzlich in die Akut- und Intensivversorgung kommt, dann kann das zum Kollaps der Strukturen führen: bundesweit, bayernweit und auch regional. Um genau das zu verhindern, sind die eingeleiteten Maßnahmen gedacht. Dazu zählen auch Anpassungen in der Krankenhausmedizin: Wir verschieben in der Regel nur – wenn es vertretbar ist - planbare operative Eingriffe, wenn sie unter Umständen eine intensivmedizinische Nachversorgung nach sich ziehen. Dadurch können wir uns gut um die normalen Notfall- und auch die Covid-19-Patienten kümmern. Notfall-Operationen und eilige onkologische Eingriffe sind sichergestellt.
Jedoch ist auch die Versorgung der isolierten Patienten auf der Nicht-Intensiv-Isolierstation eine genauso große Herausforderung. Sie sind auch oft älter, sehr hilfsbedürftig und erfordern einen höheren Pflegeaufwand, der unter Isolationsbedingungen erschwert ist. Man benötigt unter Isolationsbedingungen deutlich mehr Personal als unter Nicht-Isolationsbedingungen.
Nur schwer erkrankte Corona-Patienten werden aufgenommen
Wichtig ist auch: Es befinden sich nur die Patienten im Krankenhaus, die schwer erkrankt sind. Patienten, die wenig symptomatisch beeinträchtigt sind, werden ambulant versorgt, wenn sichergestellt ist, dass sie die Isolationsmaßnahmen zu Hause durchführen können. Es werden keine Patienten nur deswegen aufgenommen, weil sie einen Corona-Nachweis per PCR-Test haben, sondern nur diejenigen, die tatsächlich krank sind.
Es gibt auch Lichtblicke jenseits der Corona-Thematik: Unser Team hat es geschafft, das Schlaflabor wieder zu akkreditieren, also die Anerkennung der Fachgesellschaft zu erhalten. Das Labor ist zwar seit Jahren akkreditiert, aber die Strukturen und Prozesse müssen immer neu geprüft werden. Am Donnerstag kam das positive Signal von der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin.
Priv.-Doz. Dr. Matthias Held (50) ist Ärztlicher Direktor am Klinikum Würzburg Mitte. Dort ist der Lungenspezialist auch für die Behandlung von Covid-19-Patienten zuständig. Per Tagebuch gibt er dienstags, donnerstags und samstags Einblicke in den Klinikalltag: www.mainpost.de/corona-tagebuch