Am Dienstag hatten wir 23 Patienten in Isolation, am Mittwoch waren es 22. Vier Patienten werden auf er Intensivstation versorgt. Das klingt stabil, ist es aber nicht. Die Situation ist dynamisch, denn es gibt Entlassungen, aber deutlich mehr Zugänge.
Wir hatten zudem Anfragen aus dem Raum Nürnberg-Erlangen, ob wir Patienten übernehmen. Wir helfen gerne. Trotzdem müssen wir die Situation für Stadt und Land Würzburg im Blick haben, das ist unser eigentliches Versorgungsgebiet.
Das ist leider ein schmaler Grat im Moment. Man bemerkt an vielen Stellen eine knisternde Spannung. Und es bedarf einer hohen Aufmerksamkeit. Man merkt selbst, dass man bei der täglichen Routine aufpassen muss, dass man nicht unvorsichtig wird, um sich keiner unnötigen Infektionsgefahr auszusetzen. Hinzu kommt, dass fast jeder von uns in der Klinik die Gedanken und Probleme, die einen von morgens bis zum Feierabend beschäftigen, mit nach Hause nimmt. Abschalten fällt schwer. Das spüren die Partner und Familien.
Zudem bemerke ich bei den Mitarbeitern, die schon lange im Corona-Bereich arbeiten oder seit Wochen aushelfen, eine Ermüdung. Als Verantwortlicher muss man gut überlegen, wer eine Pause braucht. Es gibt Mitarbeiter, die selbst erkrankt sind und aus Solidarität fragen: Kann ich nicht früher kommen? Sie wollen uns nicht im Stich lassen. Das ist zwar ehrenwert. Aber jeder muss frisch, ausgeruht und gesund sein! Die Versorgung der Erkrankten, die sehr leiden, bedarf jeden Tag viel Aufopferung und Energie.
Die zweite Welle trifft uns schwerer als der "Prolog im Frühling". Ich verstehe nicht, dass es immer noch Menschen gibt, die die Pandemie nicht richtig realisieren oder wahrhaben wollen - sie sogar für eine Erfindung oder ein Instrument halten. Das beschäftigt mich sehr. Ich frage mich, was ich noch beitragen kann, damit diese Menschen die Situation besser verstehen.
Die Pandemie stellt die Gesellschaft erheblich auf die Probe. Das ist in der Infektionsvermeidung so. Das wird auch im Umgang mit der Impfung so sein. Zu wie viel Solidarität und Rücksichtnahme auf andere und womöglich Schwächere sind wir in der Lage? Das ist eine Überlegung, die eigentlich bestens in die Advents- und Weihnachtszeit passt.
Sicher ist es gut, dass es vielen gelingt, mit der Pandemie und der Lockdown-Situation irgendwie umzugehen. Entscheidend ist, dass man nicht abstumpft, auch bei uns im Klinikum. Wir wissen auch, dass wir auf das Verhalten, die Rücksichtnahme und Achtsamkeit aller Menschen außerhalb des Gesundheitssystems angewiesen sind. Dass nicht nur die Entscheidungen der Politik allein beeinflussen, wie viele Menschen erkranken und letztlich sterben.
Auch wenn über weitere Verschärfungen diskutiert wird: Die politischen Maßnahmen helfen, aber vor allem liegt es an den Menschen, an der Gesellschaft, ob wir die medizinische Versorgung überlasten oder nicht. Ich wünsche mir, dass sich jeder seiner Verantwortung bewusst ist und ihr auch gerecht wird.
Priv.-Doz. Dr. Matthias Held (50) ist Ärztlicher Direktor am Klinikum Würzburg Mitte. Dort ist der Lungenspezialist auch für die Behandlung von Covid-19-Patienten zuständig. Per Tagebuch gibt er dienstags, donnerstags und samstags Einblicke in den Klinikalltag: www.mainpost.de/corona-tagebuch
Warum überliest man den Artikel nicht einfach und spart sich seine unqualifizierten Bemerkungen?
Warum sind so viele so blind und stumpf......ich kann und will solche Kommentare nicht verstehen.
Danke an das gesamte Team in den Kliniken und wens nach mir ginge, würden alle einen Orden bekommen, die Tag täglich ihren Kopf für die Gesellschaft hin halten.
...Was hat Sie nur so verbittert?
Anstatt wenigstens still zur Kenntnis zu nehmen, das sich hier ein kompetenter Fachmann die Mühe macht uns allen die Folgen der Covid-Infektion für Betroffene sowie dem medizinischen Personal zu schildern, stänkern Sie hier nur rum.
Sie greifen sogar Herrn Held an weil er 2018 kein Tagebuch geschrieben hat??
Was soll das denn?
kwt.