Trotz steigender Infektionszahlen ist die Situation, von der Versorgung her gesehen, bei uns im Klinikum Würzburg Mitte als stabil zu bewerten. Stand Montagmorgen haben wir insgesamt 14 Patienten in der Corona-Quarantäne. Zwei Patienten, jeweils ein Erkrankter im Missio sowie im Juliusspital, werden auf der Intensivstation versorgt. Unser Intensivpatient kam am Freitagnachmittag in die Klinik. Er wurde von Baden-Württemberg hierher verlegt. Inzwischen ist er intubiert und wird künstlich beatmet.
Da ich immer wieder bei Patienten Unsicherheit verspüre, möchte ich einen wichtigen Aspekt ansprechen. An den täglichen Anfragen wird deutlich, dass sie eine Frage besonders beschäftigt: Soll und kann ich meine vorgesehenen Untersuchungen trotz der Corona-Pandemie überhaupt wahrnehmen? Meine Antwort: Ja, wenn es sich um eine schwere Erkrankung handelt. Und: Eher nein, wenn es sich um milde, derzeit völlig stabile chronische Erkrankungen handelt.
Ich möchte somit allen Patienten, die in Spezialsprechstunden betreut werden, unbedingt raten, diese auch wahrnehmen. Das gilt in der Missio-Klinik für die Bereiche Pneumologie ebenso wie für die Thoraxchirurgie, Gynäkologie und Urologie. Ebenso im Juliusspital für die Kardiologie-, Gastroenterologie- und Rheuma-Sprechstunden.
Wenn Patienten unsicher sind, ob sie eine stabile und eher milde chronische Erkrankung haben oder ob ihre Erkrankung aufgrund von Beschwerden als kontrollbedürftig anzusehen ist, sollten sie das mit ihrem Arzt vor einer anberaumten Untersuchung telefonisch klären. Wenn es Patienten gut geht und sie beschwerdefrei sind, dann ist es jetzt durchaus sinnvoll, routinemäßige Kontrolluntersuchungen aufzuschieben.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch Tumor-Patienten ansprechen. Sie sind - rein theoretisch - besonders gefährdet für eine Coronavirus-Infektion. Das gilt auch für Patienten, die eine immunsuppressive Therapie bekommen, bei denen also das Immunsystem unterdrückt wird. Ich möchte diesbezüglich etwas beruhigen. Es ist grundsätzlich so, dass wir auf diese Patienten besonders achten. Keinesfalls sollte die Therapie aus Angst vor Corona eigenmächtig abgesetzt werden, ansonsten schadet man sich.
Patienten mit Akutbeschwerden sollten natürlich nicht zögern, eine Akutversorgung in Anspruch nehmen. Wir Ärzte haben aus den Beobachtungen und Erhebungen im ersten Lockdown im Frühjahr eines lernen müssen: Bundesweit war auffällig, dass Patienten mit Herzinfarkten und Schlaganfällen sich teilweise leider zu spät in die Behandlung begeben haben. Deshalb: Wenn Symptome für Herzinfarkt auftreten, etwa ein Gefühl der Enge, Schmerzen im Brustkorb oder eine schwere Atemnot, dann ist eine Akutversorgung überlebensnotwendig!
Ich möchte noch kurz auf unser OP-Programm eingehen. Aufgrund der momentan stabilen Lage finden alle geplanten und notwendigen Operationen nach wie vor statt: alle gynäkologischen, urologischen und thoraxchirurgischen Operationen im Missio und alle viszeral- und unfallchirurgischen Operationen im Juliusspital.
Dr. Matthias Held (50) ist Ärztlicher Direktor am Klinikum Würzburg Mitte. Dort ist der Lungenspezialist auch für die Behandlung von Covid-19-Patienten zuständig. Per Tagebuch gibt er in den nächsten Wochen täglich Einblicke in den Klinikalltag unter: www.mainpost.de/corona-tagebuch