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Würzburg
Diskussion geht weiter: Wohin mit dem Würzburger Landratsamt?
Indirekt hatte man sich schon darauf verständigt: Das Landratsamt wird erweitert und bleibt in der Zeppelinstraße. Jetzt zaubert die UWG einen neuen Vorschlag aus dem Hut.
Der Blaue Bau in der Würzburger Zeppelinstraße ist zu klein für alle Mitarbeiter der Kreisverwaltung. Ein Ergänzungsbau im Hof des Landratsamtes könnte eine Lösung für das Platzproblem sein. 
Foto: Gerhard Meißner | Der Blaue Bau in der Würzburger Zeppelinstraße ist zu klein für alle Mitarbeiter der Kreisverwaltung. Ein Ergänzungsbau im Hof des Landratsamtes könnte eine Lösung für das Platzproblem sein. 
Thomas Fritz
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:55 Uhr

Das Würzburger Landratsamt in der Zeppelinstraße: Es herrscht Platznot. Mitarbeiter arbeiten in Containern. In den Fluren stehen Schreibtische. Manche Bereiche sind seit Jahren ausgelagert. Eine Situation, die sich mit einem zusätzlichen Bau auf dem Grundstück im Frauenland, genauer gesagt auf dem Mitarbeiter-Parkplatz der Kreisbehörde, lösen ließe. Landrat Thomas Eberth (CSU) und nahezu alle Fraktionen im Kreistag bevorzugen dieses Konzept.  

Kreisräte und Landräte mit neuem Vorschlag überrascht

Doch es gibt auch Widerspruch. Und dieser kommt überwiegend aus der UWG/FW-Fraktion. Deren Vorsitzender Hans Fiederling will über Alternativen nachdenken. Sein Vorschlag, das Landratsamt möge doch aufs Land ziehen, vielleicht in einen Neubau im Gewerbegebiet Randersacker, fand Mitte Januar bei den Kreistagskollegen keine Unterstützung. Jetzt hat Fiederling eine neue Idee. 

Kurz vor der Kreisausschuss-Sitzung am Montag überraschte er den Landrat und viele Kreisräte mit einem neuen Antrag. Wenn schon die grüne Wiese auf dem Land für einen Neubau der Kreisbehörde nicht in Frage komme, warum dann nicht in Würzburg neu bauen? Fiederling berichtete den Kollegen von einem Gespräch mit einem möglichen Investor. Dessen Grundstücksverwaltungsgesellschaft vermietet bereits eine Fläche von 2200 Quadratmeter an die Kreisverwaltung. In den Büroräumen des Job-Centers in der Nürnberger Straße arbeiten 61 Mitarbeiter. Die Mietkosten im Jahr liegen bei rund 346 000 Euro. Dazu kommen Nebenkosten von 55 000 Euro. Eberth möchte die Mitarbeiter des Job-Centers bis Ende Juni 2026, so lange läuft der Mietvertrag noch, zurück in die Zeppelinstraße holen. 

Persönliche Beziehung zum Investor

Hans Fiederling und der Vermieter kennen sich persönlich. "Wir sind seit langer Zeit miteinander bekannt. Das geht noch auf meine Bürgermeisterzeit in Waldbrunn zurück", sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Deshalb habe sich der Mann auch bei ihm gemeldet. Der Unternehmer aus Waldbrunn schlägt vor, auf dem Grundstück in der Nürnberger Straße, Ecke Matthias-Thoma-Straße, ein neues Landratsamt samt Tiefgarage und Parkplätze zu bauen - und die Büroflächen an die Landkreisverwaltung zu vermieten. Eine Erweiterung des bestehenden Bürogebäudes sei dort sowieso geplant.

Eine mögliche Variante aus der Konzeptstudie, die das Rottendorfer Büro Menig & Partner für einen Erweiterungsbau am Landratsamt erstellt hat. Die Kosten samt Tiefgarage werden auf rund 30 Millionen Euro geschätzt.
Foto: Büro Menig & Partner, Rottendorf | Eine mögliche Variante aus der Konzeptstudie, die das Rottendorfer Büro Menig & Partner für einen Erweiterungsbau am Landratsamt erstellt hat. Die Kosten samt Tiefgarage werden auf rund 30 Millionen Euro geschätzt.

Mit jährlichen Mietkosten zwischen 2,5 bis 3,5 Millionen Euro rechnet die Kreisverwaltung. Dagegen steht der mögliche Neubau in der Zeppelinstraße mit rund 30 Millionen Euro. Unklar ist auch, ob der KfZ-Betrieb Hagenauer weiterhin in der Nürnberger Straße ansässig ist. Das Familienunternehmen hat Insolvenz angemeldet. Nach Informationen dieser Redaktion ist vermutlich damit zu rechnen, dass der Betrieb an diesem Ort auch weitergeführt werden soll.

UWG-Fraktion ist gespalten 

Fiederling schmeichelt der Vorschlag seines Bekannten. "Wir bauen nicht auf der grünen Wiese, wir haben Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr, könnten die gesamte Verwaltung zentral an einem Ort unterbringen und haben Erweiterungsflächen. Denn wir wissen nicht, wie sich das Landratsamt entwickeln wird", argumentierte er im Hauptausschuss des Kreistages und beantragte im Namen seiner Fraktion, diese Alternative doch zu prüfen. 

"Was mir schwer fällt, ist dieses wunderschöne Gebäude aufzugeben."
Thomas Eberth, Landrat (CSU) 

Doch ihm fehlt die Unterstützung - sogar in der eigenen Fraktion. Peter Juks, Kreisrat und Bürgermeister in Ochsenfurt, sagte: "Ein Ergänzungsbau auf dem Grundstück des Landratsamtes ist sinnvoll." Dabei sieht er das auch durch die Ochsenfurter Brille. Seine Befürchtung: Wenn alle Außenstellen des Landratsamtes in der Nürnberger Straße unter einem Dach wären, könnte auch die Dienststelle in Ochsenfurt - hier sind Teile des Amts für Jugend und Familie und der Zulassungs- und Führerscheinstelle ausgelagert - wegfallen. 

Kreistags-Fraktionen sprechen sich für die Zeppelinstraße aus 

Auch Landrat Eberth ist skeptisch. "Was mir schwer fällt, ist dieses wunderschöne Gebäude aufzugeben." Er spricht von einer städtebaulichen Verpflichtung und den vielen Investitionen, die in den Blauen Bau in der Zeppelinstraße geflossen seien. Auch Stefan Wolfshörndl (SPD) betonte die Geschichte des Gebäudes. "Das ist nicht einfach so aufzugeben." Und sollte ein kompletter Umzug in die Nürnberger Straße Mehrheit finden, dann sollte der Landkreis auch Eigentümer des dortigen Neubaus sein. 

Ähnlich denkt der Fraktionschef der CSU. "Die Nürnberger Straße ist keine Option. Und wenn wir schon Geld investieren, muss das Gebäude im Besitz des Landkreises sein", sagte Björn Jungbauer.  "Lieber investieren wir in etwas Eigenes", pflichtete ihm Grünen-Fraktionschef Sven Winzenhörlein bei.

Bei einer Gegenstimme (Fiederling) sprach sich der Kreisausschuss schließlich für einen Ergänzungsbau mit Tiefgarage in der Zeppelinstraße aus. Die 70 Kreisräte sollen am 1. März darüber verbindlich entscheiden, sofern es das Pandemiegeschehen zulässt. Ist der Inzidenzwert für den Landkreis bei unter 100, ist eine Sitzung des Gremiums in Margetshöchheim geplant. 

 
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Kommentare
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  • F. K.
    Es ist sinnvoll und vor allem bürgerfreundlich, dass sich das LRA an zentraler Stelle sowie ohne Aufspaltung in verschiedene, zT erheblich voneinander entfernte Örtlichkeiten befindet:

    1. Trotz zunehmender Digitalisierung ist auch weiterhin eine direkte und fußläufige Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitern erforderlich. Das weiß jeder, der zurzeit an Videokonferenzen teilnimmt. Man kann hierdurch vieles ersetzen, aber nicht die persönliche Atmosphäre.
    2. Als Landkreisbürger habe ich für meine Behördengänge keine Lust, in fünf verschiedene Dörfer, und sei es auch nur nach Randersacker, zu fahren. Solche Erledigungen verbindet man häufig mit anderen, die man in der Stadt macht.
    3. Durch den Bau der Linie 6 ist das LRA künftig nicht nur mit dem Bus, Auto oder Fahrrad, sondern auch mit der Straba zu erreichen.
    4. Durch den Bau einer Tiefgarage löst sich auch das Problem mit den Parkplätzen.
    5. Der Neubau sollte sich dem Altbau dezent anpassen u nicht mit ihm konkurrieren. 1 OG weniger.
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  • M. R.
    Wie oft sind Sie bei einer Behörde? Ich bin städtischer Bewohner und bin in der Regel maximal alle 3 Jahre dort
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  • G. R.
    Auch das Rathaus in Würzburg hat sicherlich einen großen Raum erarbeitet. Warum nicht Stadt und Land gemeinsam in die Zukunft?
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  • R. H.
    Kenne einen Fall, da hat die im Kreis ansässige Sparkasse [um die europaweite Ausschreibung der Bauleistungen zu umgehen}, den Bürobau mit örtlichen Handwerkern (Kunden der Spk) errichtet, ans Landratsamt einige Jahre vermietet, dann hats das LRA gekauft. Das nenne ich eine Win Win Situation.
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  • A. F.
    Treibt die Digitalisierung weiter voran und schafft Home Office dann steht bald das Halbe Landratsamt leer. Bringt weniger Besucherverkehr und früh weniger Berufsverkehr durch die Mitarbeiter und die Umwelt hat auch noch was davon.
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  • K. K.
    drei stufen...... sinds

    man müsste nur zählen, welche Abteilungen haben den meisten Publikumsverkehr. Die ersten drei bleiben in der Zeppelinstrasse..... und der Rest muss raus. Da böte sich klarer weise ein Bereich in der Faulenbergkaserne an.
    Die dortige ehemalige Feuerwehrschule unter Denkmalschutz ist doch eh nur ein Witz aus der Handpumpe.
    Also .... ran an die Änderung gemeinsam mit der Stadtverwaltung Würzburg und gut ist es..... !!
    Da könnte man sogar Parken.....!!! Ich kaufe mir dann sogar ein grünes Auto....
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  • H. S.
    Das was der Herr Fiederling da zusammen mit seinem Kumpel vorhat, das hat scho mehr als nur ein Geschmäckle. Pfui!
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  • N. T.
    Stammt der investitionswillige Unternehmer aus Waldbrunn aus der Glücksspielbranche ?
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  • M. R.
    Alles halbgare Ideen. So ein Ding gehört ins Gewerbegebiet vom Heuchelhof. Hunderte Parkplätze vor der Tür und eine Straßenbahnanbindung. Und wenn man das nicht will, gehören die Abteilungen aufgespalten und in den Landkreis verteilt, dass diese Gemeinden nicht veröden. Die Zulassungsstelle sollte aber in Würzburg bleiben.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Bei mehr Homeoffice kann man sich den Bau komplett sparen. Wie wärs mit dieser Überlegung?
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