Es hätte eine rundherum zufriedenstellende Saison für die Ochsenfurter Nixe werden können, wenn jener Abend des 25. August nicht gewesen wäre. Während einer Ausflugsfahrt machten Lichtmaschine und Batterie des Schiffs schlapp.Die elektrisch betätigte Kupplung funktionierte deshalb nicht mehr. Das Schiff wäre steuerlos auf dem Main getrieben, wenn Schiffsführer Wolfgang Hohm nicht rechtzeitig den Anker geworfen hätte. Ein Techniker des Nixe-Fördervereins machte sich auf den Weg, um die Nixe wieder in Gang zu setzen. Da war der Rettungseinsatz von Feuerwehr, Rettungsdienst und Wasserschutzpolizei schon angelaufen.
Nach kurzer Pannenhilfe konnte die Nixe zwar eine sichere Anlegestelle anlaufen. "Für die Fahrgäste bestand zu keiner Zeit eine Gefahr", betont Albert Ringhard vom Förderverein. Trotzdem wirft der Zwischenfall einen Schatten auf den ansonsten makellosen Rückblick über das abgelaufene Sommerhalbjahr.
Verkauf verhindert
Vor zehn Jahren wurde die Nixe als Personenfähre während der Restaurierung der Alten Mainbrücke in Dienst gestellt, um Fußgängern und Radfahrern eine kurze Verbindung zur Ochsenfurter Altstadt zu ermöglichen. Seit fünf Jahren betreibt sie der Förderverein. Er war gegründet worden, um einen Verkauf der Nixe in letzter Sekunde zu verhindern. Vorsitzender ist bis heute Peter Juks, inzwischen Bürgermeister. Seit letzten Jahr ist der Verein auch Eigner des inzwischen 60 Jahre alten Schiffs.
Der Förderverein hält auch heute noch an den Wochenenden zwischen Mai und Oktober am Fährverkehr fest, wenn auch mehr aus Nostalgie. Die wenigsten Fahrgäste wollen nur schnell ans andere Ufer. Bei Touristen und Einheimischen beliebt sind die halbstündigen Panoramafahrten. Etwa 1600 Fahrgäste haben sich in der angelaufenen Saison auf diese Weise bis nach Frickenhausen und zurück schippern lassen, sagt Kassier Horst Baumann.
Karriere als Ausflugsschiff
Richtig Karriere hat die Nixe allerdings als Ausflugsschiff gemacht. Zu 95 sogenannten Längsfahrten mit einer Fahrzeit von rund 250 Stunden war sie in den vergangenen Monaten unterwegs, sagt Albert Ringhard, zuständiges Vorstandsmitglied. "Wir haben uns im Vergleich zum Vorjahr wieder gesteigert, viel mehr geht nicht", so Ringhand.
Auch als Hochzeitsschiff fungiert die Nixe inzwischen. Im vergangenen Jahr hatte die Stadt das Schiff offiziell als Ort für standesamtliche Trauungen gewidmet. Nach einem frisch gebackenen Ehepaar 2017 sind heuer drei Paare auf der Nixe in den Hafen der Ehe geschippert - wenn auch nur im übertragenen Sinn, denn während der Trauung muss die Nixe fest angebunden sein. So will es das Gesetz. Erst nach dem Ja-Wort geht's auf eine kurze Tour. Fürs kommende Jahr hat Albert Ringhand bereits die ersten Anfragen.
Hilfe beim Bau der Neuen Mainbrücke
Der Wiederaufbau der Neuen Mainbrücke spielt in der Jahresbilanz der Nixe eine besondere Rolle. Nicht nur als Attraktion für die Fahrgäste, sondern auch als Geldquelle. Das Bauunternehmen Gerdum & Breuer hat den Förderverein unter Vertrag genommen, um die aus Sicherheitsgründen vorgeschriebenen Fahrwasserbojen im Main dem Fortschritt der Bauarbeiten entsprechend zu versetzen. "Unterm Strich war das für den Förderverein wirtschaftlich eine gute Sache", sagt Vorsitzender Peter Juks. Das Geld ist für die Instandhaltung des Schiffs bestimmt.
Dabei will sich das Technik-Team in der bevorstehenden Winterpause vor allem die Bordelektrik vornehmen. Nachdem die Lichtmaschine bereits erneuert werden musste, sagt Vorstandsmitglied Hans Schreyer, sollen vor allem die Kabel erneuert werden, die wie die alte Lichtmaschine zum Teil noch aus der Bauzeit Ende der 50er Jahre stammen.
Im Angebot der Tourist-Infos
Als touristische Attraktion hat die Nixe inzwischen einen festen Platz in der Region. Nicht nur die Tourist-Info in Ochsenfurt nimmt regelmäßig Buchungen entgegen, auch in Marktbreit und Sommerhausen wirbt man mit dem besonderen Angebot. "Die Nixe ist mittlerweile deutschlandweit bekannt", sagt Albert Ringhand, "eben hat mich erst jemand aus Hannover angerufen, der mit seinen Bekannten Nixe fahren will." Das belegen auch die Buchungszahlen. Mehr als die Hälfte der Längsfahrten werden von Gruppen gebucht, die nicht aus Ochsenfurt oder dem näheren Umland kommen.
Die Nixe sei ein Aushängeschild für die Stadt und habe inzwischen auch die hartnäckigsten Zweifler widerlegt, sagt Vorsitzender Peter Juks. "Dass wir finanziell völlig unabhängig von der Stadt sind, braucht man nicht mehr zu betonen", so Juks. Neben den Fahrterlösen sind es eine Reihe von Sponsoren, die die Nixe unterstützen, sagt Kassierer Horst Baumann. "Sie sind nach wie vor ein wichtiger Baustein für die regelmäßige Finanzierung."
Über den Schiffsbetrieb hinaus wolle sich der Förderverein weiterhin auch gesellschaftlich in der Stadt engagieren. Dazu gehören der Fährdienst beim Bratwurstfest und die Beteiligung am Adventsgässle, aber auch die kostenlosen Touren mit der Nixe im Rahmen des Ferienspielplatzes. Inzwischen kooperiert der Förderverein auch mit der VHS und bietet vor dem Hintergrund der zugehörigen Weinberge kulinarische Weinproben auf der Nixe an.
Sorgenkind Personal
Sorgenkind bleibt hingegen das Personal. Von den zwölf Schiffsführern, die noch 2017 tätig waren, haben drei ihren Dienst aus Alters- oder beruflichen Gründen quittiert. Alle sind fest beim Förderverein angestellt, die meisten auf 450-Euro-Basis beschäftigt. Während der Längsfahrten muss zudem mindestens ein erfahrener Matrose mit an Bord sein. Wer über das nötige Patent verfügt und sich ein paar Euro hinzuverdienen will, sei deshalb jederzeit willkommen, sagt Peter Juks. Auch in der Vereinsarbeit wünscht er sich eine breitere personelle Basis. "Es läuft zwar, aber wenn man die Arbeit auf mehr Schultern verteilen könnte, wäre es einfacher", so der Vorsitzende.
Gelegenheit, die Werbetrommel zu rühren, hat der Förderverein beim Saisonabschlussfest am 7. Oktober. Von 12 bis 17 Uhr gibt's dann Freifahrten. Auch für das leibliche Wohl der Gäste ist gesorgt. Anschließend schippert die Nixe ins Winterquartier.