Ihr Fall hat für einiges Aufsehen gesorgt, viele klagten nach dem Bericht dieser Redaktion über ähnliche Probleme: Nach der Installation ihrer neuen Photovoltaik-Anlage musste das Ehepaar Melzer aus Würzburg wochenlang auf den nötigen neuen Stromzähler zum Einspeisen ins Netz warten. Nun ging es aber schneller, als von den Mainfranken Netzen (MFN) zunächst angekündigt.
Noch im März war bei den MFN als zuständiger Netz- und Messstellenbetreiber von einem halben Jahr Wartezeit die Rede gewesen. Ungewöhnlich lang, bis zu drei Monate sind aber durchaus üblich, wie Recherchen der Redaktion ergaben.
Zum Einspeisen braucht es einen digitalen Zweirichtungszähler
Nach den Aussagen von Netzbetreibern in Unterfranken dauert es zwischen einer Woche und zwei Monaten, bis alte Stromzähler getauscht werden. In der Regel braucht es dafür einen gemeinsamen Ortstermin von Netzbetreiber und Solar- bzw. Installationsfirma.
Für die betroffenen Hausbesitzer und Hausbesitzerinnen ist das lange Warten ein Ärgernis: Die PV-Anlage auf dem Dach ist fertig montiert, angeschlossen und in Betrieb – nur kann der erzeugte Strom bestenfalls selbst genutzt werden. Für die Einspeisung ins Netz braucht es erst die Einrichtung eines digitalen Zweirichtungszählers für Strombezug und Stromabgabe.
Die Melzers aus Würzburg kamen nun unverhofft schnell ans Netz: Weil ein anderer Termin ausgefallen sei, boten die MFN dem zuständigen Installateur der PV-Anlage an einzuspringen. Das Ehepaar nahm gerne an – und seit diesem Dienstag ist seine Anlage tatsächlich am Netz: "Wir sind sehr erleichtert", freut sich Andreas Melzer.
Er kann nun über eine App am Handy verfolgen, wieviel Strom seine 6,6-kWp-Anlage auf dem Dach ins Netz einspeist. Die Vergütung dafür ist mit 8,2 Cent pro Kilowattstunde zwar gering, aber den Melzers geht es auch um den ökologischen Aspekt: "Es ist doch schön, einen eigenen kleinen Teil zur Energiewende beizusteuern." Der zeitliche Aufwand für den Zählertausch habe sich in Grenzen gehalten: In 20 Minuten, schildert Melzer, sei die Sache erledigt gewesen.
Lange Wartezeit – weil Installateure und Netzbetreiber keine gemeinsamen Termine finden
Nach Auskunft der Mainfranken Netze beträgt bei ihnen die Wartezeit für den erforderlichen Zählertausch normalerweise zwischen zwei und sechs Wochen. Deutlich länger kann es dauern, wenn sich Installateure und Netzbetreiber schwer tun bei der gemeinsamen Terminfindung.
Dies scheint vielfach der Fall zu sein. Mails kommen nicht an oder werden nicht beantwortet, einer wartet auf den anderen, zum Leidwesen der privaten Anlagenbetreiber. Eine "bessere Kommunikation" erhofft auch Andreas Melzer – für alle, die in den nächsten Jahren noch Solaranlagen installieren werden.
Bei uns hat der Installateur alles vorbereitet, den Versorger darüber informiert, und nach dessen 20-Minutenaktion hier ist er ein paar Tage später nochmals gekommen, um das fertig anzuschließen. Alles innerhalb von 4 Wochen durch. Die müssen wohl nicht unbedingt nacheinander danebenstehen und einer dem anderen zuschauen. Es war nur 1x doppelte Anfahrt, falls der Installateur nichts in der Nähe hat, im Vergleich zu den Gesamtkosten sowieso eine Marginalie.
https://www.pv-magazine.de/2023/04/20/photovoltaik-zubau-im-maerz-bei-944-megawatt/
Aus so einem Vorfall gleich eine Schreckensszenario für die Zukunft zu prophezeien ist nun wirklich die falsche Basis.
Was ich aufgrund fast 20jähriger Erfahrung, inkl. 10 mit handwerklichen Aufträgen, definitiv sagen kann, ist dass es vor allem da, wo mehr als einer, schlimmstenfalls mehr als eine Firma oder Gewerk beteiligt ist, irgendwo klemmt. Auf der Handwerkerseite meistens methodisch: das weiß man, das ist immer so, da muss ich nichts dokumentieren, ich kann mir alles merken, ich schreibe nichts auf, ich rufe den Kollegen an, wir kennen uns ja usw. - und damit beginnt das Problem, das sich fortsetzt, wenn in vielen Firmen die digitalen Möglichkeiten nicht professionell genutzt werden, jeder eine andere Kommunikationsart hat, der berühmte Stille-Post-Effekt, wer hat wem was gesagt, bis zur Klärung der „Schuld“-frage, wer das zahlt.
Am Ende des Tages wird der unvorhersehbare Aufwand für Fehlerkorrektur und Doppelarbeit beklagt, der Kunde böse angeschaut
https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2022/20221028_MesseinrichtungenBK6.html