Ihre Erwerbsminderungsrente wird trotz schwerer Krankheit nicht genehmigt, Ihr Antrag auf Reha-Maßnahmen ist gescheitert, Sie haben Probleme einen Schwerbehindertenausweis zu bekommen – in all diesen Fällen hilft der Sozialverband VdK. Der VdK setzt sich für soziale Gerechtigkeit und eine gerechtere Sozialpolitik ein – seit mehr als 75 Jahren. Der Verbandsname "VdK" war ursprünglich die Abkürzung für "Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands". Heute ist der Verband mit 2,1 Millionen Mitgliedern der größte Sozialverband Deutschlands. In Bayern hat der VdK derzeit 775 000 Mitglieder, 100.000 davon in Unterfranken. Bezirksgeschäftsführer Carsten Vetter erklärt, was den Verband ausmacht und wo er helfen kann.
Carsten Vetter: Der VdK wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet und kümmerte sich schwerpunktmäßig um Kriegsversehrte. Im Laufe der Jahrzehnte hat er sich zu einem modernen Sozialverband entwickelt, der Menschen mit Behinderung und Benachteiligung hilft. Der VdK besteht aus drei Säulen. Die erste Säule ist die Sozialrechtsberatung. Hier helfen wir Menschen, ihre Ansprüche gegenüber Sozialversicherungen durchzusetzen. Es geht um die Themen Rente, Pflege, Kranken- und Arbeitslosengeld oder die Bewilligung von Hilfsmitteln wie Rollstühlen und mehr. Die zweite Säule sind die Ehrenamtlichen. In Unterfranken gibt es knapp 300 Ortsverbände, die gemeinsame Aktivitäten für gesunde und kranke Menschen anbieten. Die dritte Säule ist die Sozialpolitik. Wir setzen uns dafür ein, dass Gesetze geschaffen werden, die benachteiligten Menschen helfen.
Vetter: Wir stellen Anträge auf alle Sozialleistungen – Renten- und Reha-Anträge, Arbeitslosen- und Krankengeld sowie Schwerbehinderten- und Pflegeanträge. Wir beraten rechtlich, wenn jemand einen Bescheid bekommt. Wir vertreten unsere Mitglieder in allen Instanzen vor dem Sozialgericht. Wir legen Widersprüche, Klagen, Berufungen und Revisionen ein. Eine Mitgliedschaft unterstützt aber auch unsere sozialpolitischen Aktivitäten. Der VdK ist gemeinnützig.
Vetter: In den letzten zehn Jahren ist die Mitgliederzahl in Unterfranken um 25.000 Menschen gewachsen. Dies ist zum einen auf unsere fundierte Rechtsberatung zurückzuführen, zeigt jedoch auch, dass die Unsicherheit der Menschen in der Region zunimmt. Die Menschen suchen Unterstützung. Und die Zahlen zeigen auch, dass es viel zu viele Ablehnungen im sozialrechtlichen Bereich gibt. Die Menschen wollen eine starke Solidargemeinschaft.
Vetter: Die drei wichtigsten Probleme unsere Gesellschaft sind drohende Armut, drohende Armut und die Angst davor.
Vetter: Viele Menschen fühlen sich jetzt schon abgehängt. Sie können nicht mehr so am Leben teilhaben, wie Menschen, die etwas mehr materielle Sicherheit haben. Arme Menschen haben wenig oder gar kein Einkommen. Mehr als ein Fünftel aller Beschäftigten arbeitet im Niedriglohnsektor, dazu zählen Dienstleister wie Friseure, der Gastronomiebereich und Teile des Handels. Letztendlich führt Armut und die Angst davor zu einer sich verstärkenden Spaltung der Gesellschaft.
Vetter: Wir fordern, dass Erwerbsarbeit so auskömmlich ist, dass Menschen gut davon leben können, – auch im Alter. Minijobs zementieren Armut. Gerade für Frauen sind sie eine echte Armutsfalle: Wer sein Leben lang nur auf Minijob-Basis oder in Teilzeit arbeitet, wird in der Regel schlecht bezahlt. Im Alter erwartet die Betroffenen oft eine kleine Rente oder der Gang zum Sozialamt, um Grundsicherung zu beantragen. Für ein gutes Einkommen und eine gute Rente im Alter braucht es fair bezahlte und sozialversicherungspflichtige Arbeit.
Vetter: Klare Antwort – nein. Wenn jemand 40 Stunden in der Woche in der Bäckerei, als Paketbote oder beim Friseur arbeitet und den Mindestlohn bekommt, verdient er oder sie ungefähr 2000 Euro brutto. Bei 45 Jahren Arbeit zum Mindestlohn werden Rentenanwartschaften in Höhe von knapp 1000 Euro brutto erworben. Selbst mit dem Grundrentenzuschlag oder Grundsicherungsleistungen oder Wohngeld reicht das nicht, um das Leben zu bestreiten. Die Preissteigerungen verschärfen das Problem. Um eine auskömmliche Rente zu haben, müsste man mit dem Mindestlohn 65 Jahre arbeiten.
Vetter: Der Mindestlohn müsste etwa bei 15 Euro liegen. Die Zahl armer Rentner wird in den nächsten Jahren weiter steigen. In den letzten Jahrzehnten hat es die Politik versäumt, das Rentensystem zu reformieren. Wohngeldreform, Lastenzuschuss, Grundrente – das sind alles Versuche, Versäumnisse aufzufangen. Wir brauchen langfristig auskömmliche Renten.
So fungiert er nur als meist hilfloses Korrektiv in einem weitgehend maroden System und ist nicht mehr als ein Feigenblatt für Politikversagen.