Mit einem Festakt feiert der TV 1873 am Samstag, 30. September, auf der Frankenwarte sein 150-jähriges Jubiläum. Vorsitzender des Vereins ist Stadtrat Willi Dürrnagel, der als Kenner der Würzburger Stadtgeschichte auch gut über die Historie des Vereins Bescheid weiß.
"Der Verein feiert zwar dieses Wochenende sein 150-jähriges Bestehen, ist im Prinzip jedoch noch älter", berichtet Dürrnagel im Gespräch mit der Redaktion. Bereits 1848 hat es demnach neben der Turngemeinde Würzburg auch einen Turnverein Würzburg gegeben. Dieser wurde aber aus politischen Gründen 1852 wieder verboten. Zur Neugründung kam es dann offiziell 1873, das dem Verein den bis heute bestehenden Namenszusatz einbrachte.
1913 hat der Verein das Gelände auf der Frankenwarte gekauft, das sich bis heute in seinem Besitz befindet. Dabei wurden mehrere zusammenhängende Grundstücke von verschiedenen Höchberger Bürgern erworben, um so ein eigenes Sportgelände zu schaffen. Am 7. September 1919 fand erstmals ein Frankenwarte-Turnfest statt.
Im Zweiten Weltkrieg wird die Turnhalle zerstört
1943 wurde die Turnhalle des TV 1873 in der Korngasse von der obersten Militärbehörde beschlagnahmt und als Gefangenenlager für französische Soldaten zweckentfremdet. In der Bombennacht des 16. März 1945 wurde die Halle völlig zerstört. Bei Kriegsende besetzten die amerikanischen Streitkräfte auch die Frankenwarte. Der Sportplatz des Vereins wurde als Auffahrgelände für Panzerfahrzeuge genutzt.
1946 wurde der Turnverein schließlich als erster sporttreibender Verein Würzburgs von der Militärregierung zugelassen. in den 1950er Jahren baute der Verein seinen neuen Sportplatz. Unterstützt von Soldaten des in Kitzingen stationierten 41. Pionierbataillons entstanden eine Zuschauertribüne für 2000 Menschen und eine 100-Meter-Aschenbahn.
Vielfältige sportliche Angebote beim TV 1873
"Das Reizvolle ist für mich, dass der TV 1873 seit seinem Gründungstag ein ehrenamtlicher Verein ist und auf den Grundfesten der Integration aufgebaut ist", sagt Willi Dürrnagel. "Alle dürfen und sollen bei uns die Möglichkeit zur sportlichen Aktivität bekommen, ob sie den Mitgliedsbeitrag zahlen können oder nicht." Der Turnverein habe schon immer die weniger wohlhabenden Leute im Blick gehabt.
Der Verein verfügt heute über ein breites sportliches Spektrum. So gibt es Fußball, Handball, Basketball, Turnen, Schwimmen, Gymnastik, Tischtennis, Fechten, Tanz, Cheerleader und Garde. Im Lauf der Jahre kamen immer mehr neue Sportarten dazu, so zum Beispiel 1985, als mit den American Football Rangers eine neue Abteilung entstand. 1986 gab es zum ersten Mal eine Gruppe für Senioren-Gymnastik.
Ein Paradebeispiel für den sportlichen Erfolg des Vereins ist Matthias Plauk , der 1975 im 5000-Meter-Lauf Bayerischer Meister und später 2000-Meter-Hindernislauf Deutscher Meister wurde. Erfolgreich ist auch die Garde, die in jeder Fasching-Session Shows gibt und auch schon Preise gewonnen hat. So holten 2016 Maria Milena Öhrlein und Samuel Sith den dritten Platz bei den Deutschen Meisterschaften in Rheinstetten.
Schwierigkeiten und Herausforderungen
Heute hat der traditionsreiche Verein aber auch mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Willi Dürrnagel nennt die Diskrepanz zwischen dem gestiegenen bürokratischen Aufwand und der stagnierenden Zahl an Mitgliedern: "Immer weniger Mitglieder sind mit Herz und Seele dabei und setzen sich auch hinter den Kulissen als Verwalter, Übungsleiter, Vorstandsmitglieder oder Organisatoren von Events ein. Die meisten gehen nur dem Sport nach."
Auf Unterstützerinnen und Unterstützer sei der Verein auch finanziell angewiesen, stehe er doch auch in Konkurrenz zu wirtschaftlich orientierten Vereinen, die beispielsweise mit Sponsoren zusammenarbeiten. Als besonders problematisch stellt Dürrnagel das seit November 2022 pächterlose Vereinslokal auf der Frankenwarte heraus. Die ausbleibende Pacht fehle unter anderem bei der Finanzierung der immer teurer und rarer werdenden Trainerinnen und Trainer.