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Würzburg
Der neue Intendant des Mainfranken Theaters Würzburg stellt sich vor: "Theater muss zuerst den Bauch ansprechen"
Neue Orte, Formate, Stücke, Rollen: Es spricht viel dafür, dass der neue Chef Daniel Morgenroth einiges in Würzburg in Bewegung setzen wird. Was er jetzt schon sagt.
'Ich muss erstmal alle kennenlernen': Daniel Morgenroth wird ab der Spielzeit 2026/27 Intendant des Würzburger Mainfranken Theaters.
Foto: Thomas Obermeier | "Ich muss erstmal alle kennenlernen": Daniel Morgenroth wird ab der Spielzeit 2026/27 Intendant des Würzburger Mainfranken Theaters.
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 16.04.2025 02:41 Uhr

Jetzt hat sich Daniel Morgenroth erstmals in Würzburg vorgestellt: zuerst der Presse, dann der Belegschaft seiner künftigen Wirkungsstätte. Morgenroth wird zur Spielzeit 2026/27 Intendant des Mainfranken Theaters Würzburg. Den Theaterneubau, in dem am Freitag seine Vorstellung stattfand, betrete er tatsächlich zum ersten Mal, sagte der 40-Jährige: "Während der Bewerbungsphase habe ich mich das nicht getraut, weil ich befürchtete, es könnte Gerüchte geben."

Seit Ende März ist die Personalie offiziell und Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt der Meinung: "Wir haben den Richtigen gefunden." Dass Daniel Morgenroth in seiner bisherigen Laufbahn "unterschiedliche Lebensgefühle" kennengelernt habe, sei sicher von Vorteil. Die Vorgeschichte um den verfrühten Abgang von Vorgänger Markus Trabusch streifte Schuchardt am Freitag nur kurz: "Was sich hier abgespielt hat", sei "stellenweise herausfordernd" gewesen.

In Görlitz bot Morgenroth die Namensrechte des Theaters für Sponsoren an

Morgenroth, geboren 1984 in Coburg, aufgewachsen in den Haßbergen, wirkt derzeit in Sachsen, als Intendant des Gerhart-Hauptmann-Theaters in Görlitz und Zittau. Dort hat er nicht nur mit kreativen Inszenierungen bundesweit Aufmerksamkeit erregt, wie Würzburgs Kulturreferent Benedikt Stegmayer lobte. Der Intendant hat auch mit einer ungewöhnlichen Aktion auf die finanziellen Probleme seines zeitweise von Insolvenz bedrohten Hauses aufmerksam gemacht: Er bot die Namensrechte des Theaters für Sponsoren an.

Daniel Morgenroth (links) im Gespräch mit Dirk Terwey und Ballettchefin Dominique Dumais.
Foto: Thomas Obermeier | Daniel Morgenroth (links) im Gespräch mit Dirk Terwey und Ballettchefin Dominique Dumais.

In Görlitz sei es Morgenroth gelungen, den Wirkungsgrad des Theaters erheblich zu erhöhen, sagt Stegmayer. Der Kulturreferent wünscht sich Ähnliches auch für Würzburg, nämlich modernes Theater mit hohem Anspruch: "Hier geht sehr viel mehr als in anderen Städten wie etwa München, wo das Publikum nicht so offen ist. Würzburg hat ein Premiumpublikum."

Daniel Morgenroth, der von 2011 bis 2017 Englische Literatur- und Kulturwissenschaften an der Uni Würzburg unterrichtete, steht für einen kooperativen Führungsstil, glaubt aber auch an das Intendantenmodell: "Ich glaube, dass man beides haben kann." Wenn es nicht mehr nur um Fragen wie "richtig" oder "falsch" gehe, sondern etwa um Geschmacksurteile, dann müsse es einen geben, der entscheide. Grundsätzlich aber gelte: "Theater ist ein Teamsport. Ein kreativer Pool ist immer besser als ein einzelner Kopf."

Die Übergangszeit bis zur Eröffnung sieht der neue Intendant als Chance

Die Übergangszeit bis zur Eröffnung des gesamten Neubaus sieht der neue Intendant - wie auch Geschäftsführender Direktor Dirk Terwey - als Chance: "Wir wollen weitere Ausweichquartiere in der Stadt finden, die wir mit großen und kleinen Formaten bespielen können." Das Theater müsse sich mit der Stadt verbinden und die Stadt ins Theater reinholen: "Wir sind zuallererst Stadttheater und Theater für die Region, nur dann weisen wir über uns hinaus."

Das Leonhard-Frank-Stipendium, das das Haus jährlich gemeinsam mit dem Theater- und Orchesterförderverein an junge Autorinnen und Autoren vergibt, will Morgenroth neu aufstellen und ihm "mehr Strahlkraft" verleihen. "Hier geht es um politisches Theater."

Ein erster Blumenstrauß auf dem Stadtbalkon des Neubau des Mainfranken Theater Würzburg: (v.li.) Kulturreferent Benedikt Stegmayer, der künftige Intendant Daniel Morgenroth, OB Christian Schuchardt und Dirk Terwey, Geschäftsführender Direktor des Mainfranken Theaters.
Foto: Thomas Obermeier | Ein erster Blumenstrauß auf dem Stadtbalkon des Neubau des Mainfranken Theater Würzburg: (v.li.) Kulturreferent Benedikt Stegmayer, der künftige Intendant Daniel Morgenroth, OB Christian Schuchardt und Dirk Terwey, ...

Wie sehr er in bestehende Strukturen eingreifen wird, wie groß personelle Veränderungen sein könnten, kann und will Morgenroth noch nicht sagen: "Ich muss erstmal alle kennenlernen und sehen, wie wir miteinander können." In Görlitz gebe es, wie in Würzburg, ein klassisches Leitungsmodell mit Spartenleitungen. In der künstlerischen Arbeit selbst will Morgenroth die klassischen Sparten aber eher aufweichen: "Natürlich gibt es Dinge, für die man eine spezielle Ausbildung braucht. Aber warum nicht auch singende Tänzer? Oder spielende Sänger?"

Daniel Morgenroth sieht sich nicht als typischen inszenierenden Intendanten

Obwohl er immer wieder auch selbst Regie führt, sieht sich Daniel Morgenroth nicht als typischen inszenierenden Intendanten, der im Laufe seiner Karriere die Hits abarbeitet: "Ich handhabe das sehr pragmatisch. Ich mache das, wo's passt oder wo es gebraucht wird." Immer aber gehe es darum, dem Publikum ein sinnliches Erlebnis zu bescheren: "Theater muss zuerst den Bauch ansprechen und dann erst den Intellekt." 

Wer schon vorab einen Eindruck bekommen will, was sich der neue Intendant unter sinnlichem, "immersivem", also eintauchendem Theater vorstellt, der kann in Görlitz ab 10. Mai sein neues Stück "Gatsby!" nach dem Roman von F. Scott Fitzgerald besuchen. "Wir haben uns eine stillgelegte Keramikmaschinenfabrik unter den Nagel gerissen und dort auf 4500 Quadratmetern das Long Island der 1920er Jahre nachgebaut. Das Publikum ist ganz nah an den Spielenden dran und wird mit allen Sinnen in diese Welt eintauchen können."

 
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  • Brigitte Seuffert
    Hoffentlich wirkt das Theater dann auch mehr in der Öffentlichkeit und nutzt dazu auch unkonventionelle Bühnen, wie den MOZ Innenhof, Residenzgarten.
    Ein paar englischsprachige Stücke pro Jahr wären auch schön und würden unserer Stadt gerecht.
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