"Der kleine Horrorladen" ist das Kult-Musical der beiden US-Amerikaner Alan Menken und Howard Ashman, 1982 zum ersten Mal uraufgeführt. Es geht darin um den Floristen Seymour, der bei einem Händler eine außergewöhnliche Pflanze kauft und sie als Kundenmagneten in das Schaufenster des erfolglosen Blumenladens "Mushnik" stellt, in dem er arbeitet.
Die Pflanze wächst und stellt sich als fleischfressendes Monster aus dem Weltall mit unersättlichem Hunger auf menschliches Blut heraus, das später alle Hauptfiguren verschlingen wird. In der Inszenierung von Lars Wernecke war die Premiere des Stücks am Donnerstag bei den Frankenfestspielen in Röttingen (Lkr. Würzburg) zu sehen.
Burghof in Röttingen: So muss eine Bühne aussehen
Das Bühnenbild von Stefan Mock im Burghof ist kreativ und einfallsreich: Ein rotierender Blumenladen, in dem die immer größer werdende Pflanze steht, nimmt den Großteil der Szenerie ein. Der Laden ist mit so viel Liebe zum Detail ausgestattet und die Alien-Blume Audrey II, die übrigens nach einer weiteren Mitarbeiterin des Blumenladens benannt ist, sieht einfach nur schaurig schön aus.
Weiterhin tauchen aus der Mitte der Bühne immer wieder neue Requisiten auf, beispielsweise die Inneneinrichtung einer Zahnarztpraxis, die neue Schauplätze eröffnen. Zusammen mit der liebevollen Kostümgestaltung von Angela C. Schuett ergibt das Ganze ein Schaubild, in das man wirklich hineintauchen kann.
Unter der musikalischen Leitung von Rudolf Hild erklingen die mitreißenden Lieder des Musicals, die von der Choreografie von Patrick Stauf perfekt aufgefangen werden. Die Schauspielerinnen und Schauspieler tanzen lebendig um den starren Protagonisten des Stücks: die gigantische Topfpflanze. So sieht eine gut durchdachte Bühne aus!
Im "Horrorladen" begeistert auch ein sadistischer Zahnarzt
In den Rollen der Crystal, Ronnette und Chiffon, die den Chor darstellen, der ganz klassisch die Handlung kommentiert, bezaubern Felicitas Reinhardt, Cathleen C. Fink und Marie-Louise van Kisfeld. Sie treten mal als in Glitzerkleider gehüllte Damen oder als New Yorker Straßenkinder auf
Karsten Zinser, der fast alle Nebenrollen einnimmt, begeistert vor allem als sadistischer Zahnarzt Orin, der sich selbst mit einer Apparatur, um Lachgas zu inhalieren, in den Tod lacht –und als erstes Opfer der Alien-Pflanze in ihrem Schlund verschwindet. Vorher hat er aber noch Zeit, den masochistischen Patienten Arthur Denton, gespielt von Colin Danderski, einer Wurzelbehandlung zu unterziehen. Eine der besten Stellen im Stück.
Pascal Jounais und Marie-Sophie Weidinger geben das wunderbare Paar Seymour und Audrey ab, die heimlich verliebt bis zum Ende des Stücks anbandeln, bis Seymour sie theatralisch in den Schlund der Killerpflanze schiebt und kurz darauf selbst verschlungen wird.
Matthias Kaiser ist schon ein alter Hase im Theater-Geschäft und verkörpert den Besitzer des Blumenladens Mr. Mushnik mit einer solchen Inbrunst, dass man zwischendurch vor ihm mehr Angst bekommt als vor der überdimensionalen Pflanze – in deren Rachen natürlich auch er verschwindet.
Der Höhepunkt aber ist, wenn die Pflanze zum ersten Mal durch den wunderbaren Melvin Wayne Edmondson zu singen anfängt. Der hochkarätige Sänger verleiht dem Monstrum einen bestechenden Charme. Übrigens sitzt Colin Danderski in der riesigen Blume und bewegt ihren schrecklichen Schlund zum Gesang.
Der kleine Horrorladen kann noch bis 18. August angeschaut werden. Termine und Tickets: www.frankenfestspiele-roettingen.de/spielplan/der-kleine-horrorladen
