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Würzburg/Helmstadt
Deponie-Streit: Grüne sehen Wasserschutzgebiet bei Würzburg in Gefahr
Was wird zuerst genehmigt: Das Trinkwasserschutzgebiet bei Würzburg oder die Klasse 1 Deponie in Helmstadt? Landtagsabgeordnete der Grünen kritisieren Wettlauf der Verfahren.
Bild vom bestehenden Trinkwasserschutzgebiet 'Zeller Quellen' an der Hettstadter Steige. Das Schutzgebiet, das rund die Hälfte der Bevölkerung der Stadt Würzburg mit Trinkwasser versorgt, soll bald von sieben auf 66 Quadratkilometer im westlichen Landkreis erweitert werden.
Foto: Patty Varasano | Bild vom bestehenden Trinkwasserschutzgebiet "Zeller Quellen" an der Hettstadter Steige. Das Schutzgebiet, das rund die Hälfte der Bevölkerung der Stadt Würzburg mit Trinkwasser versorgt, soll bald von sieben auf 66 ...
Angelika Kleinhenz
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:23 Uhr

Die Grünen-Landtagsabgeordneten Kerstin Celina und Patrick Friedl aus dem Landkreis und der Stadt Würzburg lassen in einer Pressemitteilung verlauten: "Eine Klasse 1 Deponie gehört nicht in ein Wasserschutzgebiet." Sie kritisieren damit zwei aktuell parallel laufende Verfahren zweier Behörden in Unter- sowie in Oberfranken. Brisant: In beiden Verfahren geht es direkt oder indirekt um das Trinkwasser der 130 000-Einwohner-Stadt Würzburg.

Grüne: "Verfahren zu wenig aufeinander abgestimmt"

Da ist zum einen der Plan der Trinkwasserversorgung Würzburg, das Trinkwasserschutzgebiet für die "Zeller Quellen" von sieben auf 66 Quadratkilometer zu erweitern. Damit soll das Grundwasser vor schädlichen Einflüssen von der Oberfläche geschützt werden. Aus dem Grundwasserreservoir westlich von Würzburg, dessen unterirdisches Einzugsgebiet bis nach Helmstadt reicht, bezieht rund die Hälfte der Bevölkerung Würzburgs ihr Trinkwasser.

Da ist zum anderen der Plan der Firma Beuerlein in Helmstadt, ihre Tongrube zu einer DK1-Deponie für toxisch leicht belastetes und mineralisches Material, etwa Bodenaushub und Bauschutt, umwidmen zu lassen. Bislang gibt es keine einzige Klasse 1 Deponie in Unterfranken und der Bauschutt muss über lange Strecken transportiert werden.

Deponie-Streit: Grüne sehen Wasserschutzgebiet bei Würzburg in Gefahr

Die Erweiterung des Trinkwasserschutzgebietes fällt in die Zuständigkeit des Umweltamtes am Landratsamt Würzburg, das sich von den Hydrogeologen des Wasserwirtschaftsamtes Aschaffenburg beraten lässt. Für das Deponie-Verfahren ist das Bergamt Nordbayern in Bayreuth zuständig, angesiedelt bei der Regierung von Oberfranken. 

Aus Sicht der Grünen seien beide "Verfahren zu wenig aufeinander abgestimmt". Die Suche nach geeigneten Deponiestandorten müsse auf Landesebene geplant werden, fordert Friedl. Es dürfe nicht sein, dass eine Deponie genehmigt werde, nur weil das Genehmigungsverfahren schneller läuft und damit die Wasserschutzgebietserweiterung überholt, sagt Celina.

Trinkwasserschutzgebiet oder Deponie: Ein Wettlauf mit der Zeit?

Ist es also ein Wettlauf mit der Zeit, ob das Trinkwasserschutzgebiet bei Würzburg zuerst ausgewiesen oder die Klasse 1 Deponie in Helmstadt zuerst genehmigt wird? 

Andreas Grundmeier, der verantwortliche Bergdirektor für das Deponie-Verfahren sagte kürzlich in einem Interview mit dieser Redaktion: Wäre das Wasserschutzgebiet, dessen Erweiterung sich schon seit 30 Jahren hinzieht, bereits ausgewiesen, käme die Deponie wohl nicht. In diesem Fall müsste "eine Ausnahme von der Wasserschutzgebietsverordnung" erst geprüft werden." Doch für alles, was  genehmigt ist, gelte Bestandsschutz. Gleichzeitig versichert der Bergdirektor: Die Deponie werde nur genehmigt, wenn der Grund- und Trinkwasserschutz sichergestellt werden könne.

Das reicht den Grünen nicht. Patrick Friedl sagt: "Angesichts von Klimaerhitzung, Niederschlagsarmut und fallenden Grundwasserspiegeln ist unser Trinkwasser als Lebensmittel Nummer 1 vorrangig und besonders zu schützen." Er fordert "mehr Geld, mehr Personal und zügige Verfahren, am besten bei den höheren Wasserschutzbehörden und den Bezirksregierungen."

Wie weit beide Verfahren aktuell sind

Noch ist das Planfeststellungsverfahren zur Genehmigung der DK1-Deponie in vollem Gange. Laut Pressestelle der Regierung von Oberfranken findet bald eine Online-Konsultation statt, in der alle erhobenen Einwendungen mit dem Antragsteller, dem Würzburger Landratsamt, dem Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg und knapp 350 Privatleuten aus Helmstadt, diskutiert werden. Die Entscheidung des Bergamtes werde sich "sicherlich bis ins nächste Jahr" hinziehen.

So weit ist man bei der Erweiterung des Trinkwasserschutzgebietes noch nicht. Laut Umweltamt am Landratsamt Würzburg arbeitet der Trinkwasserversorger gerade an den hydrogeologischen Gutachten mit den Details zu den einzelnen Wasserschutzzonen, Einschränkungen und Verboten. Die Unterlagen sollen frühestens im zweiten Halbjahr 2021 eingereicht werden. Erst dann wird das Landratsamt ein förmliches Verfahren einleiten. Und dann rechnet man noch mit den Einwendungen der betroffenen Gemeinden im westlichen Landkreis Würzburg.

 
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  • renitent
    Ja, Wasserschutz ist ernst zu nehmen. Wir alle sind auf sauberes Trinkwasser, möglichst auch ortsnahen Quellen angewiesen. Spannend wäre, mal die zig alten Hausmülldeponien in den Blick zu nehmen. Wie steht es da mit der Grundwasser-Belastung? Sind alle Standorte bekannt und werden auch regelmäßig untersucht?
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