
Kann eine reduzierte Fleischproduktion sozial verträglich, ökonomisch sinnvoll und nachhaltig sein?Darüber haben am vergangenen Freitag die frühere Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen), FDP-Politikerin Carina Konrad, Theologe und Professor Markus Vogt von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) sowie Ex-Bioland-Präsident und heute Tönnies-Mann Thomas Dosch diskutiert. Organisiert wurde die digitale Veranstaltung zum Thema „Nachhaltige Ernährung" von der Professur für Wirtschaftsjournalismus und Wirtschaftskommunikation der Universität Würzburg und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Medienpartner waren der Bayerische Rundfunk, die Mediengruppe Main-Post und die Vogel Communications Group.
Veganismus versus Fleischliebe: Das sind die Positionen
Die Haltung von Grünenpolitikerin Künast ist nicht überraschend. Sie findet: Massentierhaltung geht gar nicht. Ginge es nach ihr, sollten lieber weniger Tiere gehalten werden und diese dann unter besseren Bedingungen. Stichwort: Tierwohl. Fleisch würde dann mehr kosten, hätte aber eine bessere Qualität.
FDP-Politikerin Konrad ist selbst Landwirtin, anstatt Verbote wünscht sie sich Innovationen, mit denen den landwirtschaftlichen Betrieben der Wandel gelingt.
Markus Vogt hat den Lehrstuhl für Christliche Sozialethik an der LMU inne. Ihm geht es um den Tierschutz und den Schutz der Biodiversität. Fleischkonsum ist für Vogt auch eine Gewissensfrage – höhere Preise für bessere Lebensmittel seien deshalb vertretbar.
Thomas Dosch, der für den größten deutschen Schlachtbetrieb für Schweine arbeitet, sieht sich als "Brückenbauer" für eine umweltgerechtere Landwirtschaft. Sein Interesse gilt den Betrieben. Trotzdem kennt er Probleme wie die Grundwasserüberbelastung durch Nitrat oder die Differenzen in Sachen artgerechter Nutztierhaltung.

Das Schlagwort des Abends: "Transformation"
Über das Thema "Transformation" wurde viel in der Runde gesprochen - ob in der Landwirtschaft, Tierhaltung oder in der Ernährung. Bei der Forderung nach gesetzlichen Regelungen und Subventionen für neue Ställe und nachhaltige Tierhaltung waren sich alle Diskutierenden weitestgehend einig.
Tönnies-Mann Dosch befürchtete, dass Betriebe ihre Produktion sonst ins europäische Ausland verlagern könnten. Künast und Konrad forderten zusätzlich mehr Transparenz bei Tierwohl und -haltung sowie eine Rückverfolgbarkeit des Fleisches – und das am besten verpflichtend und europaweit.
Bei diesem Thema hat's geknallt: Künftig weniger Fleisch essen
In Deutschland liege der jährliche Fleischverbrauch bei 57 Kilogramm pro Person. Mit Blick auf das Klima müsste diese Zahl laut Renate Künast auf 15 Kilogramm pro Person gesenkt werden. FDP-Politikerin Carina Konrad sieht hier keinen Handlungsbedarf. Der Fleischkonsum gehe in Deutschland von selber zurück.
Weniger Fleisch auf dem Teller - womöglich sogar durch einen vorgeschriebenen, rein vegetarischen Tag in öffentlichen Kantinen, wie ihn die Grünen vor der Bundestagswahl 2013 forderten? Das findet Thomas Dosch gar nicht gut: "Es war nicht einmal möglich, einen einzigen Veggie-Day einzuführen, da werden wir auch keine fünf vegetarischen Tage einführen und nur noch am Sonntag Fleisch essen." Auch hier wieder seine Befürchtung: Weniger Tiere zu halten, verlagere die Massentierhaltung ins Ausland.
Die steilste These des Abends
"Keine veganen Produkte ohne Tierhaltung", ist die zynische Antwort von Tönnies-Mann Dosch, als Moderator und Redaktionsleiter des BR-Studios Mainfranken, Frank Müller, ihn mit den Ergebnissen einer aktuellen Oxford-Studie konfrontierte.
Demnach werden selbst bei der nachhaltigen Rindfleischproduktion mehr Treibhausgase freigesetzt, als beim Anbau pflanzlicher Proteine. Wer Biodiversität und Klima schützen wolle, müsse den Fleischkonsum auf ein vernünftiges Maß reduzieren, sagte Professor Vogt dazu.
Wo sich alle einig sind: Bildung und Ernährung
"Jeder soll essen, was er will", da sind sich Künast und Konrad einig. Die beiden sind Flexitarierinnen, essen also gelegentlich Fleisch. Ohne einen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft in Bezug auf den Fleischkonsum werde es aber nicht gehen, findet Künast: "Wir haben es uns scheinbar angewöhnt, dass alles zu jeder Zeit verfügbar ist."
Markus Vogt plädiert sogar für ein neues Schulfach zum Thema – nachhaltige Ernährung sei ein Bildungsauftrag. Das findet auch Carina Konrad gut: "Gesunde Ernährung muss man ab dem Kindergartenalter beibringen."
Als Alternative braucht der Veganer, die Veganerin usw. Medikamente. Das ist doch krank wenn Ernährung nicht mehr zum überleben ausreicht.
https://www.peta.de/veganleben/b12/