Zur derzeit in Würzburg laufenden Debatte um die Rolle Kardinal Faulhabers während der NS-Zeit findet am Donnerstag, 14. Juli, eine Veranstaltung statt, die der Würzburger Verein DenkOrt Deportationen organisiert hat. Im Theater Bockshorn spricht der Historiker, Autor und Regisseur Leo Hiemer zum Thema "Der fehlbare Kardinal? Michael von Faulhaber zwischen Papst und Führer".
Leo Hiemer hat 1994 mit "Leni muss fort" das Schicksal des jüdischen Mädchen Gabriele Schwarz-Eckart verfilmt, das im Alter von fünf Jahren in Auschwitz ermordet wurde. Gabrieles Mutter hatte Kontakt zum damaligen Erzbischof von München und Freising, Michael Kardinal von Faulhaber, gehabt und diesen um Unterstützung gebeten, um sich und ihr Kind vor Verfolgung und Ermordung zu retten. Hat Faulhaber getan, was er in seiner Position hätte tun können? Leo Hiemer hat über Jahre hinweg zur Rolle Faulhabers recherchiert und wird seine Forschungsergebnisse bei der Veranstaltung vorstellen.
In Würzburg geht es indes auch um eine mögliche Umbenennung des Kardinal-Faulhaber-Platzes. Die Würzburger Straßennamenkommission hatte 2020 in ihrem Bericht Indizien dafür gesehen, dass sich Faulhaber "dem Nationalsozialismus zu wenig entgegengestellt und weniger für bestimmte Verfolgtengruppen getan hat, als ihm möglich gewesen wäre". Bei einer Podiumsdiskussion mit Expertinnen und Experten im Kulturspeicher war bereits vor zwei Wochen das zwiespältige Bild beleuchtet worden, das Faulhaber in der NS-Zeit abgab.
Der Verein DenkOrt Deportationen versteht die Veranstaltung mit Leo Hiemer am 14. Juli als Ergänzung der Debatte um Kardinal Faulhaber. Beginn ist 20 Uhr, der Eintritt ist frei.