
"Hier bin ich wieder im direkten Kontakt mit Menschen, das finde ich toll. Ich bin eher so ein Hemdsärmeltyp", sagt Andrea Dehler über sich selbst. Mehr als 15 Jahre ist sie bereits in der Gefährdetenhilfe tätig, zuletzt in der sozialrechtlichen Beratung. Seit Januar 2025 leitet die 59-jährige nun die Würzburger Wärmestube. Schnell sei ihr klargeworden, was sie dort anders machen möchte: "Wir können den Menschen doch nicht nur Brot und Süßwaren geben. Die sind teilweise schon erkrankt - was sie brauchen, ist was Gesundes zwischendrin."
Seither achte sie darauf, mehr frische Lebensmittel anzubieten und auch mal gemeinsam zu kochen. Damit stoße sie bislang auf große Begeisterung, sagt sie lächelnd, vor allem, wenn es Salate gebe: "Wenn wir einen bunten Salat zusammen machen, mit Karotten und Gurken und Äpfeln, ist der ratzfatz weg." Vor kurzem habe sie eine Brokkoli-Cremesuppe aus einer Gemüsespende gekocht, auch da sei der Topf schnell leer gewesen. Ein Besucher habe ganz gerührt gesagt: "Das schmeckt ja wie bei meiner Mutter!" Andrea Dehler lächelt, als sie sich daran erinnert.
Es fehlt hauptsächlich Geld für frische Lebensmittel
Es sei allerdings schwierig, das Angebot aufrechtzuerhalten, fügt sie bedauernd hinzu. Lebensmittel erhalte die Wärmestube überwiegend von der Tafel oder durch Spenden, doch Frisches gebe es nur selten. "Wir sortieren dann aus und versuchen, noch was Gesundes damit zu kochen", so Dehler. Manchmal passiere es auch, dass Lebensmittel gespendet werden, die bereits gammeln. Das mache sie traurig. "Hier sind auch Menschen, die was wert sind, die frisches Essen verdienen", betont sie. Also kauft sie zusätzlich ein; Geld ist jedoch kaum da.
30 bis 40 Männer und Frauen besuchen die Wärmestube täglich, am Wochenende sind es oft noch mehr. Vor allem regelmäßige kleine Geldspenden oder Supermarkt-Gutscheine wären eine wertvolle Hilfe, betont Dehler. Ein richtiges Konzept hat sie sich dafür überlegt, eine Art "Essenspatenschaft": Gibt man "Essenspaten" als Verwendungszweck einer Spende an, will sie diese ausschließlich für den Kauf frischer Lebensmittel nutzen. Auch weitere Ehrenämtler, die sie für drei Stunden pro Woche unterstützen können, sucht sie händeringend: "Wir haben zum Beispiel eine Ehrenamtliche, die wird jetzt 80. Die ist taff, aber ich weiß nicht, wie lange die das noch machen kann."
Andrea Dehler ist dankbar für jede Hilfe, hofft jedoch vor allem auf Essenspaten
Sie sei weiterhin dankbar für Sachspenden, so Dehler, solange diese kurz telefonisch mit ihr abgesprochen würden, um Lagerplatz einzuplanen. Als Beispiele nennt sie Alltagsdinge wie Kaffeepulver, Tee, Spülmaschinenpulver und Klopapier, aber auch Joghurt und Eier: "Die Leute fragen immer wieder, ob wir nicht einen Joghurt da haben oder ein gekochtes Ei, sowas wird total gerne gegessen. Aber das kaufen wir selbst nicht, das ist zu teuer." Neben ihren Kochaktionen will sie auch regelmäßige Spiele-Nachmittage veranstalten; danach möchte sie "den Tisch gemeinsam decken und zusammen essen". Sie ist zuversichtlich, dass auch dieses Angebot gut ankommen wird.
Erstmal ist jedoch Mittagszeit und die Wärmestube füllt sich langsam mit Leben. Andrea Dehler wird in die Küche gerufen: FSJlerinnen vom Wohlfahrtswerk Heilbronn haben selbstgebackene Kekse vorbeigebracht. Dehler freut sich sichtlich. "Sowas lieben die Leute", sagt sie gerührt. "Das wird die ganze Woche lang für Freude sorgen".