Es war ein echter Konzert-Sommer für die Region: Im vergangenen Jahr lockten gleich drei große Musikveranstaltungen insgesamt rund 18 000 Besucher nach Giebelstadt. Neben dem Konzert der HipHop-Band „Fanta 4“ feierten auf dem Flugplatz zwei neue Festivals mit sehr unterschiedlicher Ausrichtung Premiere: das Punkrock-Festival „Mission Ready“ und „Madville“, ein Festival für Fans elektronischer Musik.
In diesem Sommer könnte es auf dem Flugplatz in Sachen Musik etwas ruhiger zugehen. „Wir haben 2017 innerhalb von 14 Tagen drei ganz verschiedene Veranstaltungen organisiert und gezeigt: Der Flugplatz kann das und verträgt es auch“, sagt Helmut Mantel, Prokurist des Würzburger Tourneeveranstalters Hertlein GmbH. „Das müssen wir aber nicht jedes Jahr machen.“
Für ein Einzelkonzert im Sommer 2018 in Giebelstadt wollte man bei Hertlein zunächst einen deutschsprachigen Künstler gewinnen. „Es waren viele im Gespräch“, so Projektleiter Wolfgang Thiel. Zusammengekommen sei man aber mit keinem. Der Hauptgrund hierfür ist laut Thiel die Fußball-Weltmeisterschaft. Durch die Spiele reduziere sich das Zeitfenster eines Künstlers, der auf seiner Tournee meist ganz Deutschland und eventuell auch Europa bedient, auf nur wenige Wochenenden im Sommer. „Die meisten Künstler spielen auch während der WM-Wochenenden – wir planen mit Blick auf das finanzielle Risiko an solchen Tagen aber keine Veranstaltungen.“
Punkrock-Festival als „Familienfest“
Und so konzentriert man sich auf die Fortsetzung des Festivals, das sich bei seiner Premiere im Vorjahr mit 4700 Besuchern und viel positivem Feedback als durchschlagender Erfolg erwiesen hat: das „Mission Ready“. Dass die Veranstaltung so gut ankam, und die im Schnitt über 30-jährigen Fans aus ganz Deutschland und sogar England, Belgien, den Niederlanden und Frankreich anreisten, hat für Thiel mehrere Gründe.
„Das Mission Ready ist mehr als nur Musik“, so die Einschätzung des Projektleiters. „Es steht für ein Lebensgefühl – Punkrock geht auch mit einer bestimmten sozialen Einstellung einher.“ Gewisse Themen wie etwa Nachhaltigkeit seien für dieses Publikum wichtig. Bei Hertlein geht man zum Beispiel bezüglich des Essensangebots darauf ein: Die Speisen und Getränke kommen von regionalen Anbietern; für Vegetarier und Veganer gibt es ein breites Angebot.
Insgesamt sei das „Mission Ready“ von einer Liebe zum Detail gekennzeichnet, so Thiel. Angefangen vom sorgsam ausgeklügelten Spannungsbogen beim Line-Up der Künstler bis hin zum Geschehen abseits der Bühnen. „Es hat was von einem Familien-Fest“, findet der Projektleiter. Auch Eltern mit ihren Kindern seien willkommen; außerdem besteht die Möglichkeit, bereits am Vorabend des Festivals auf dem Flugplatz-Gelände zu campen. 2017 haben knapp 1800 Besucher das Angebot genutzt – von den Giebelstädtern weitgehend unbemerkt, wie Helmut Mantel betont. „Auf den Campingplätzen geht es moderat zu, kein Halligalli“, sagt Thiel.
Über 13 Stunden Musik am Stück
Die Vorzüge des Veranstaltungsorts zählt Mantel auf: Der Flugplatz liegt geografisch günstig, auf dem Platz gibt es keine Durchgangsstraße, durch den Betonboden ist man weitgehend unabhängig vom Wetter, Duschcontainer sowie Toiletten sorgen für ein Mindestmaß an Komfort. „Wir haben uns für ein Wochenende eine eigene kleine Stadt gebaut“, zieht Mantel im Rückblick auf die Festival-Premiere 2017 Resümee.
Die Punkrock-Fans scheinen das „Mission Ready“-Gesamtpaket zu schätzen. „Zum jetzigen Zeitpunkt wurden für das Festival am 30. Juni bereits mehr als doppelt so viele Tickets verkauft wie im Vorjahr“, sagt Thiel. Die Anfragen kämen aus dem gesamten Bundesgebiet.
Am Bühnenkonzept des Vorjahrs möchte man auch 2018 festhalten: Insgesamt 15 Bands werden auf zwei Bühnen auftreten, wobei keine Konzerte parallel laufen. „Wenn man durchhält, kann man über 13 Stunden Musik am Stück hören“, lacht Thiel. Verbesserungen soll es hinsichtlich der Standorte und der Anzahl der Sanitäranlagen geben; außerdem sind ein Biergarten und Schattenplätze geplant. Bei einer Party in der Festivalschänke am Vorabend des Festivals soll erstmals eine Band auftreten. „Es wird aber kein Entertainment-Center geben, das Mission Ready ist kein Jahrmarkt“, betont Thiel.
Wetter spielt beim Thema „Lärm“ große Rolle
Mit der Flugplatz Giebelstadt GmbH sei man in ständigem Austausch, was dauerhafte Verbesserungen der Infrastruktur angehe. Vieles in Sachen Logistik muss nach wie vor vom Veranstalter mitgebracht werden: An die 50 Kilometer Stromkabel werden für das Festival verlegt; für die Campinganlage sind drei Kilometer Mobilzaun nötig. Änderungen stehen im Backstage-Bereich an, berichtete Thiel, diese werden vom Tourneeveranstalter mitgetragen. An die 180 Künstler werden sich während des Festivals dort aufhalten; daneben sind rund 200 Personen wie Künstlerbetreuer, Sanitäter und Sicherheitspersonal im Einsatz.
Ausgehend vom Kartenvorverkauf rechnen die Veranstalter in diesem Jahr mit etwa 6500 Festivalbesuchern. Welche Rolle spielt bei der Planung das Thema Lärm? Im Vorjahr hatte es vereinzelt Beschwerden über den Lärmpegel der Konzerte, insbesondere beim „Madville“-Festival gegeben.
„Jeder Mensch hat ein subjektives Hörempfinden“, sagt Thiel. „Da stellt sich zunächst die Frage, was Lärm überhaupt ist.“ Basslastige elektronische Musik werde oft als störender empfunden als etwa ein Konzert mit klassischer Musik in derselben Lautstärke. „Wir prüfen im Vorfeld anhand von Messungen, ob die Bühnenstandorte optimal gewählt sind“, so Thiel. Daneben spiele beim Thema Lärm auch immer die Wetterlage eine Rolle.
Auch wenn die Lärm-Thematik nicht ausschlaggebend gewesen sei: Das Madville-Festival wird laut Veranstalter 2018 keine Neuauflage erleben. Der Zeitplan im WM-Sommer sei einfach zu eng – wenn Hertlein mehrere Konzerte oder Festivals auf dem Flugplatz plant, müssten diese aufgrund des logistischen Aufwands direkt hintereinander stattfinden. „Madville bleibt aber im Hinterkopf“, so Mantel. „Vielleicht kommt das Festival 2019 in anderer Form zurück.“
Vergünstigte Portionen beim „Street Food Festival“
Dass sich der Flugplatz für verschiedenste Veranstaltungen bewährt hat, zeigt auch die vierte Auflage des „Street Food Park Giebelstadt“. Vom 4. bis 5. August werden laut Veranstalter Bobby Gebhardt von der Walhalla Events & Concerts GmbH vor Ort an die 50 Food-Trucks vertreten sein; das Motto lautet diesmal „Back to the roots“. Da Street Food ursprünglich ein asiatisches Phänomen ist, soll es eine „Asia Meile“ geben, in der neben Dim-Sum-Gerichten und Gua Bao (geschmortem Schweinebauch) auch russische und tatarische Spezialitäten angeboten werden.
Exotische Trucks, zum Beispiel mit Insekten-Snacks, werden ebenso auf dem Flugplatz vertreten sein wie solche mit ausgefallenen Eisspezialitäten, darunter frittiertes Eis und Stickstoff-Eis. „Dieses Mal wird es zum ersten Mal vergünstigte Portionen für vier Euro geben“, kündigt Gebhardt an. „So können sich die Leute mehr durchkosten.“