Je weniger umbauter Raum, desto geringer die Kosten. Das ist der Leitspruch, mit dem Schritt für Schritt die Um- und Ausbau-Visionen für den Gebäudekomplex "Miltenberger-Haus" zurückgenommen wurden. Die Gemeinde hat das ortsbildprägende Kaufmanns-Anwesen, dessen Geschichte bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht, vor Jahren schon verkauft und möchte es gemeinsam mit dem benachbarten Rathaus zu einer neuen sozialen Mitte der Gemeinde entwickeln.
Nachdem ein Nutzungskonzept im vergangenen Jahr Gestalt angenommen hatte, ging es darum, eine möglichst kostengünstige Variante zu finden. Vom Ausbau des gotischen Dachstuhls war man als erstes abgerückt. In der neuesten, von Architekt Friedrich Staib vorgestellten Vorplanung, erhält auch die Scheune nur noch ein symbolisches Dach in Form einer begrünten Stahlkonstruktion.
Es ist der hintere Bereich des Komplexes aus vier Gebäuden, den Staib noch einmal ganz neu angegangen ist, indem er die querstehende Scheune dreht und in das Häuserfolge einreiht. Bis einschließlich erstes Obergeschoss wird die Scheune massiv neu errichtet – eine perfekte Gelegenheit für angemessene Sanitärräume. Der Rest des Flachbaus ist Dachterrasse mit der symbolischen Dachkonstruktion. Sie schließt an die Fachwerk-Giebelwand des Mittelbaus an.
Modernen Aufzug erschließt Rathaus und Miltenberger-Haus barrierefrei
Den Aufzug, der die Barrierefreiheit für das Miltenberger-Haus und das historische Rathaus gewährleisten wird, hat der Architekt auf Höhe der Scheune im Hof platziert, mit Treppen und barrierefreien Übergängen zu beiden Gebäuden. Die von Staib stets gesehene Gassensituation des langgestreckten Hofes verlängert sich in den Garten und gewinnt dadurch an Tiefe. Wie viel Durchblick entsteht, wird maßgeblich von den Materialien abhängen, die für den Aufzug und die Übergänge gewählt werden. Als Neubauten sollen sie das Heute repräsentieren.
Als Ergänzung des Rathauses zu einer neuen sozialen Mitte Sommerhausens sei es wichtig, eine Lösung, mit der sich die Bürger identifizieren können, sagt Architekt Staib. Dabei gelte es, die Achse von der Kirche über das Rathaus bis zum Schloss angemessen zu ergänzen. Er habe enormen Respekt vor diesem Aufzugblock, so der Planer. "Es muss richtig gut sein. Man darf sich nicht blamieren mit so einem Aufzug. Es muss Bestand haben". Nicht ganz nebensächlich: Die größere Offenheit des Hofes zum Garten hin verbessert die Aufenthaltsqualität und gilt als Frischluftschneiße, die das Mikroklima verbessern werde.
Der neue Vorentwurf scheint wegweisend. Etwas zurückhaltend im Überschwang, weil die Kosten stets als Problem über allem stehen und die Gestaltung der neuen Elemente eine Herausforderung darstellen wird, begrüßten die Marktgemeinderätinnen- und räte die Ideen. Stefan Diroll (CSU) fand sie sogar "auf den ersten Blick grandios".
Licht, Grün, die Durchsicht in den Garten. Sehr gut umgesetzt, lautete der Tenor, weil alle geforderten Funktionen von Tourist-Info über Bücherei, Archiv, Büro- und Vereinsräume bis hin zu einem Stuhllager untergebracht wurden. "Vollstes Vertrauen" sprach Reinhold Schwarz (WGS) Staib aus, der schon öfter bewiesen habe, die richtigen Lösungen zu finden. Elisabeth Balk (BLS) schlug vor, eine frühere Idee wieder aufzunehmen und auch vom Mehrzweckraum des Rathauses einen Zugang zum Hof zu schaffen.
Keine eigene Gastronomie und weniger komplizierte Details
Dass sich das längere Planen durchaus gelohnt habe, fasste Bürgermeister Wilfried Saak den Stand zusammen. Details, die die erste Planung kompliziert gemacht haben, seien weggelassen worden. Gastronomie bleibt damit außen vor. Es sei eine gute Symbiose, wie der Hof derzeit von der umliegenden Gastronomie genutzt werde. Erstaunt, wie viel sich doch unterbringen lässt, sieht der Vorentwurf für ihn "durchaus rund aus". Jetzt wolle er ihn den Bürgern vorstellen, "denn wir bauen für alle Bürger Sommerhausens". Nutzungskonzept und Vorentwurf sind auf der Homepage abrufbar.
Offen ist, was der Um- und Ausbau kosten wird. Im vergangenen Jahr war von schätzungsweise 3,6 Millionen Euro die Rede. Durch die vorgenommenen Veränderungen sei diese Summe nicht mehr aussagekräftig, heißt es seitens des Planungsbüros. In einem nächsten Schritt sollen deshalb die aktuellen Kosten ermittelt werden. Ob die höher oder niedriger ausfallen, lasse sich derzeit nur schwer abschätzen.