14 Nutzungskonzepte gibt es für das Miltenberger-Haus in Sommerhausen und alle stecken voller toller Ideen: 13 Arbeiten stammen von Architektur-Studenten der Fachhochschule (FHSW), eine vom Sommerhäuser Architekten Friedrich Staib.
Direkt neben dem Rathaus steht das Miltenberger-Haus, ein Kaufmannshaus, rund 100 Jahre älter als das stolze Rathaus. Die Marktgemeinde Sommerhausen hatte vor ein paar Jahren die Gelegenheit genutzt und das Anwesen aus der Mitte des 15. Jahrhunderts gekauft, unter anderem, um die Chance auf einen barrierefreien Zugang zum Rathaus zu bekommen. Eine gute Adresse für Antiquitäten war es zuletzt gewesen, davor Kolonialwarenladen der Familie Miltenberger und noch weiter zurück Kohlen- und Getreidehandlung. Die Funktion "Handel" wird das als Denkmal gelistete Haus wohl nicht mehr haben. Eine Art soziales Zentrum mit verschiedenen Ideen und Umsetzungen schlagen die Entwürfe der angehenden Architekten vor.
Die behäbige, repräsentative Breite, die das Anwesen von der Hauptstraße her zeigt, täuscht. Wie Stapelwürfel verjüngen sich die zwei nachfolgenden Gebäudeteile, um in einer Scheune an der Dorfmauer zu münden. Eine Toranlage schließt die Front, verbindet das Miltenberger-Haus bereits optisch mit dem Rathaus. Für die FHWS-Studenten der Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen war das Objekt zum Semester-Projekt geworden, vorgeschlagen vom Gebietsreferenten Christoph Haas im Landesamt für Denkmalpflege. Ein Nutzungskonzept zu erstellen war die Aufgabe.
13 Teams hatten sich unter der Überschrift "Bauen im Bestand" mit dem Miltenberger-Haus beschäftigt, begleitet von den Professoren Karl Zankl und Matthias Wieser. Bei der abschließenden Präsentation vor Ort gab es teils ähnliche Ansätze wie das Lesecafé und den Veranstaltungsraum im Gewölbekeller. Mehrfach vorgeschlagen war unter anderem, den Hof als "Gasse" zu beleben und für diesen Zweck die Scheune auf verschiedenste Arten zurückzubauen – auch um den Grünbereich bis zur Stadtmauer als öffentlichen Garten nutzen zu können. Dass es keine Grünfläche im Zentrum von Sommerhausen gibt, war Ausgangspunkt dieser Überlegung. Der barrierefreie Zugang für die zweieinhalb Stockwerke sollte mit einem Aufzug gelingen samt Brücke als Verbindung ins Rathaus oder auch mit einer Hebebühne.
Das Miltenberger-Haus mit generationenübergreifenden, sozialen Funktionen zu versehen, war ein häufiger Ansatz, auch weil "ein großes Gemeinschaftsgefühl in Sommerhausen" aufgefallen war. Gemeinschaftliches Fernsehgucken mit angeschlossener Kneipe war beispielsweise vorgeschlagen – angesiedelt zwischen Kino und Public Viewing. Vorgestellt wurden Begegnungsstätten verschiedenster Art für Vereine, Jugendarbeit, ein Kinder-Spielbereich unter dem frei sichtbaren gotischen Dachstuhl oder der Seniorentreffpunkt in der "Fränkischen Halle" zur Hauptstraße hin, der auch als Lesecafé präsentiert wurde.
Arbeits-Titel wie "Eat, meet, read" (Essen, Treffen, Lesen), "pour tous" (für alle), "Mittelpunkt" oder "Mittenberger-Haus" betonten diesen Aspekt. Zudem flossen Ideen moderner Arbeitsformen ein: Co-Working-Arbeitsplätz, ein Künstlerhof mit Ateliers, eine Art Markthalle der Selbstvermarkter mit Sommerhäuser Produkten – "Haus K3" hieß so ein Entwurf mit Kunst, Kultur und Kulinarik.
"Sehr spannende Ansätze. Klasse!", fand Bürgermeister Wilfried Saak, zumal eine Gruppe die soziale Aufwertung ganz grundsätzlich anging und für mehr Aufenthaltsqualität erst einmal die Hauptstraße beruhigte. Um Mikrovibrationen und Lärm zu reduzieren wurde sie einspurig mit Grünpartien.
Die Marktgemeinde hatte unabhängig davon den Sommerhäuser Architekten Friedrich Staib mit Planungen beauftragt. Sein Entwurf war dem Marktgemeinderat kürzlich nichtöffentlich vorgestellt worden. Die öffentliche Vorstellung werde demnächst erfolgen, so Saak.