Die Ideen der Architektur-Studierenden und die Machbarkeitsstudie des Büros Staib hatten schon jede Menge Begehrlichkeiten geweckt, was alles im Miltenberger-Haus untergebracht werden könnte. Ein Ausbau bis in den hohen Spitzboden wird aber schon aus Kostengründen nicht möglich sein. Auf 3,6 Millionen Euro war eine abgespeckte Variante zuletzt kalkuliert gewesen. Jetzt soll es konkret werden.
Als neue soziale Mitte für Sommerhausen ist das Anwesen gedacht. Ausgangspunkt aller Überlegungen und des Ankaufs war, dass ein barrierefreier Zugang zum historischen Rathaus nebenan geschaffen werden könnte. Das Architekturbüro Friedrich Staib hatte das Architekten-Vergabeverfahren im Frühjahr für sich entscheiden können und wollte nun von der Gemeinde wissen, welche Nutzungen im sanierten Miltenberger-Haus tatsächlich untergebracht sein sollen.
Unterschiedliche Prioritäten beim Miltenberger-Haus in Sommerhausen
Eine Prioritätenliste war gefragt. Das gleiche Thema hatte bereits zehn Tage zuvor ein halbes Dutzend Bürger ins Rathaus geführt, deren Wünsche Bürgermeister Wilfried Saak vorstellte. Neben einem Begegnungsort mit Bistro, wie es ihn zuletzt in der kleinen Bäckerei Fuchs abgegeben hatte, war die Bücherei punktgleich als wichtig angesehen worden. Natürlich auch von Ralf Bergmann.
Er betreut zusammen mit Rita Wagner und Denise Zegenhagen ehrenamtlich die Bücherei und zieht diese Woche von einem Provisorium in ein anderes. Schuld ist ein Wasserschaden, der das Quartier in der Rathausgasse 2 in eine feuchte Höhle verwandelt hat. Der Boden dort muss getrocknet werden. Drei bis fünf Monate sind für die Sanierung veranschlagt. Einen neuen Unterschlupf haben sie im Betsaal der Pfarrgemeinde gefunden. Mehr Licht und der Blick ins Grüne sorgen für eine freundliche Atmosphäre. Bergmann liebäugelt mit Veranstaltungen für sein vorwiegend junges Publikum, muss aber einen Teil seiner 4500 Schätze in Umzugskisten lassen, weil der Platz nicht ausreicht.
Zehn Jahre ist es bereits her, dass die Bücherei für die Sanierung des Rathauses in ihr etwas dusteres Provisorium ausquartiert wurde. Nun hoffe das Bücherei-Team sehr, dass es ins Miltenberger-Haus mit einziehen darf, so Bergmann. Dass dieser Termin noch fünf Jahr entfernt liegt, bekümmert ihn nicht so sehr wie die Ansicht, die Bücherei müsse aus der Ortsmitte Richtung Schule und Kindergarten ziehen. Das hatten einige Marktgemeinderäte für eine klassische Bücherei für sinnvoll befunden.
Aus diesem Grund soll kein Café ins Miltenberger Haus kommen
Doch, wenn Eltern ihre Kinder abholen, seien alle geschafft vom Alltag und müssten schnell weiter, so Bergmanns Beobachtung. "Da ist keine Zeit, in die Bücherei zu gehen". Laufkundschaft gebe es in der Siedlung auch nicht. Man habe sich bei den Besuchern gerade wieder auf das Vor-Corona-Niveau hochgearbeitet, berichtet Bergmann als nimmermüder Verfechter von Leseförderung und Spaß am Lesen. Er wünscht sich, dass die Bücherei im Altort bleibt.
Spannend fand er die Idee im Marktgemeinderat, dass Tourist-Info und Bücherei gemeinsamen einen Begegnungsort darstellen könnten - was die Sozilogie als "Dritter Ort" bezeichnet. Statt eines Cafés würden aber wohl eher Getränke und Snacks bevorzugt. Die Kombination mit einem richtigen Café, was früher für die Aufenthaltsqualität im Gespräch war, wurde nun nämlich überwiegend kritisch gesehen – wegen der gesetzlichen Anforderungen und der Platzansprüche.
Vor allem, so war man sich sicher, braucht es jemanden, der sich kümmert und dem Begegnungsort außer Ordnung auch eine Seele gibt. Bürgermeister Wilfried Saak schätzte es aber so ein: "Wir können alles kaufen, nur kein Personal". Zusammen mit Stefan Furkel (BLS) war er einer der Fürsprecher "alles etwas miteinander zu verbinden", dann wären auch eine Menge Nutzungen unterzubringen und ansprechende Öffnungszeiten gemeinsam zu schaffen. Der Frontbau habe mit 128 Quadratmetern im Erdgeschoss immerhin eine relativ große Fläche zu bieten.
Diese Prioritätenliste wurde einstimmig vom Gemeinderat beschlossen
Die Versuchung war groß, sich in Einzelheiten zu verlieren. Zum Thema zurück rief Elisabeth Balk (BLS): "Es gibt gute Konzepte im Umkreis. Wir könne darauf bauen, dass die Architekten Ideen haben werden". Die folgende Prioritätenliste zur Nutzung war letztlich völlig klar und wurde einstimmig beschlossen : 1. Barrierefreiheit. 2. Raum für die Vereine. 3. Vier Büro-Arbeitsplätze für Archiv, Gemeindesozialarbeit und Zweckverband Tourismus Maindreieck. 4. Lager für die Möblierung des Bürgersaals. 5. Gemeindearchiv. 6. "Die drei B's": Begegnungsort, Bistro, Bücherei. 7. Tourist-Info. 8. Außengastronomie.
Die Bücherei öffnet wieder zum Schulbeginn, am Montag, 11. September in der Hauptstraße 10, jeden Montag und Freitag von 16.30 bis 18.30 Uhr.