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Würzburg
Das Festival, bei dem die Songs alles (er)zählen
Tadel von 2018 ernst genommen, Schwächen der Himmelspforten-Premiere ausgemerzt. Wie klein, fein und entspannt die "Songs an einem Sommerabend" in Würzburg jetzt sind.
„Songs an einem Sommerabend“ - zum zweiten Mal im Park des Klosters Himmelspforten in Würzburg. 
Foto: Patty Varasano | „Songs an einem Sommerabend“ - zum zweiten Mal im Park des Klosters Himmelspforten in Würzburg. 
Alice Natter
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:49 Uhr

Wie fasst man zwölf Programmpunkte von zwei Dutzend Musikern, die sich über einen lauen Sommerabend und am nächsten gleich nochmal über viereinhalb Stunden erstrecken, sinnvoll zusammen? Man nehme einfach, wenn es schon ein Liedermacherfestival ist, ein paar der Liedtitel und reime sich alles, was Wichtiges zu sage wäre, damit nicht völlig "Sinnlos" zusammen. 

Familiärer, kleiner, intimer

Mancher mag das ja vermissen: Nicht mehr früh am Vormittag schon zu Fuß den Berg hinaufzulaufen, dann die Picknickdecken auszubreiten und den Tag lang auszuharren - "Wir warten" - bis  unbekannte, bekannte und ganz bekannte Liedermacher unbekannte, bekannte und ganz bekannte Songs spielen und singen. Aber die Picknickdecken - "Meine Freiheit, Deine Freiheit" - kann man bei den "Songs an einem Sommerabend" immer noch ausbreiten, und statt morgens um neun kommen die ersten Besucher jetzt um halb vier und stellen sich vor "Das durchsichtige Kartenhaus". Die kultige Traditionsveranstaltung von Kloster Banz hat in Würzburg einen neuen Platz gefunden: "Eine neue Heimat", wie Macher und Veranstalter Ado Schlier sagt.

Schon am Freitag, dem ersten der beiden Song-Sommerabende, bestätigte sich das im großen Garten von Kloster Himmelspforten, in dem bis zu 1.900 Leute Platz haben. Familiärere Form, kleinerer Veranstaltungsort, intimerer Rahmen  - das geht schon, sogar gut. "Weil Du nicht bist wie alle anderen", könnte man mit Blick auf die Festival-Landschaft sagen. Auch wenn man halt inzwischen wie überall die mitgebrachten Ein-Liter-Flaschen am Eingang abgeben muss. Und Regenschirme müssen auch raus aus dem Rucksack. Falls es tröpfeln sollte, gibt's für einen Euro einen Einmal-Poncho am Merchandising-Stand.

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Der Regenschutz war am wunderbar lauen Freitag- und auch am Samstagabend indes nicht nötig. Und so konnte Annika Borsetto, an die "Der Preis" für Nachwuchsliedermacher ging, das "La canzone del sole" vom verstorbenen Lucio Battistis zur untergehenden Sonne ganz passend singen. Über mangelnden Schatten bei zu viel Hitze - wie mit ein klein wenig "Shnirele" (also bulgarischer Wut) bei der ersten Würzburger Ausgabe vor einem Jahr- brauchte sich auch keiner der gut 1.000 Zuhörer zu beklagen. Die Festivalmacher haben die Bühne verrückt und die Stuhlreihen jetzt unter die Bäume gestellt. Und außerdem ging - fast als sei man am "Meer" - eine wohltuende Brise, ab und an drehte sich ein "Blattl im Wind".

"Resta qui con me", bleib hier bei mir - seinem Stammpublikum oder einem Liedermacher wie Klaus Hoffmann, zum neunten Mal schon bei den "Songs" dabei, muss das Ado Schlier nicht sagen. Und so gab es von der kleinen Ouvertüre mit Saxofonist Richard Wester und Gitarrist Wolfgang Stute über die Lokalmatadore Carolin No - frisch zurück nach der Babypause -  bis zum "Ewigen Lied" von Haindling viereinhalb Stunden lang entspannte Musik.

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"Les Passantes", die "In dieser Nacht" auf den Mainwiesen spazieren gingen, hörten - außer den jungen Geschichtenerzähler Weiherer - niemanden "Scheiße schrein!". Allenfalls Moderator Matthias Brodowy (nicht gerade philosophisch à la "Chomsky", eher schon wie "Die drei Affen") über Autobahnrastplatztoiletten kalauern. Zu hören gab es - von der wunderbaren Noemi  Waysfeld (nicht aus "Amsterdam", sondern Paris) bis zu den Raith Schwestern ("Wissts wou mei Hoamat is"? Bayerischer Wald!) viel Nachdenkliches und Nachdenkenswertes. Über "Eia Sissdem", "Zeit" oder "Das Ende aller Tage". Und ein bisschen Blasmusik mit Alphörnern von Haindling.

Musiker wünschen erwünscht

Als Hans-Jürgen Buchner die Zuhörer - am Freitag 1.000, am Samstag weit mehr - zum traditionellen Haindling-Lachyoga mit kollektivem "Hände" in die Luft recken einlud, war über Himmelspforten mit zartem "Leuchten" längst der "Mond" aufgegangen.    

Wer an einen Liedermacher denkt und meint, "Lang scho nimmer g'sehn", der kann sich beim Macher-Team der "Songs" für 2020 Musiker wünschen. Der Termin steht (26. und 27. Juni), das Programm noch nicht. Nur so viel hat Ado Schlier angekündigt: Es soll natürlich wieder eine Session werden mit Leuten, "die Lieder schreiben, die vor allem auch Texte haben" und "Denkanstöße verschenken".  Für ihn selbst, 85 inzwischen, wird dann Schluss sein: "Dann kommt ein Nachfolger, der macht es noch besser. "Gute Nacht Freunde".      

 
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