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Würzburg
Das alte Würzburger Mainviertel in seltenen historischen Fotos: Entdeckungsreise bei Ausstellung im Rathaus
Eine Ausstellung mit vielen alten Fotos aus der Geschichte des Mainviertels zeigt die Geschichtswerkstatt ab kommender Woche im Würzburger Rathaus. Was genau zu sehen ist.
Blick in die Zeller Straße mit der Deutschhauskirche und dem Dreikronenbrunnen. Die beiden Gebäude in der Bildmitte mit den prächtigen Hausmadonnen stehen noch, vom Haus links sind nur drei Bögen erhalten. Die Häuser der rechten Straßenseite fielen den Bomben des 16. März 1945 zum Opfer.
Foto: Geschichtswerkstatt Würzburg | Blick in die Zeller Straße mit der Deutschhauskirche und dem Dreikronenbrunnen. Die beiden Gebäude in der Bildmitte mit den prächtigen Hausmadonnen stehen noch, vom Haus links sind nur drei Bögen erhalten.
Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 06.03.2024 02:55 Uhr

Die Würzburgerinnen und Würzburger kennen es, das Spitäle an der Alten Mainbrücke im Mainviertel.  Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1794 und wurde als Hofspitalkirche anstelle der ersten Kirche des Spitals zu den 14 Nothelfern aus dem Jahr 1498 erbaut. Heute dient es als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum der Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens (VKU).

Ein Foto des Spitäle aus dem Jahr 1928 ziert das Deckblatt des neuesten Begleithefts der Geschichtswerkstatt im Verschönerungsverein zu einer Ausstellung über den ältesten Stadtteil Würzburgs. Sie hat den Titel "Das Mainviertel, eine Entdeckungsreise" und wird vom 5. März bis zum 28. März im oberen Foyer des Rathauses zu sehen sein.

43 Plakate mit Fotos der "Keimzelle Würzburgs"

Es ist seit 2014 die elfte Ausstellung der Geschichtswerkstatt mit historischen Fotos aus ihrem Fundus. Dieser umfasst mehrere Hundert historische Fotos aus der Geschichte der Stadt. Barbara Keller, Elfriede Doßler, Petra Girstl und Roland Krauß vom Team der Geschichtswerkstatt sind tief in diesen Fundus eingetaucht und haben auf 43 Plakaten Fotos der "Keimzelle Würzburgs" zusammengestellt, berichtet Petra Girstl.

Das markante dreigeschossige Gebäude des Vermessungsamts neben der Burkarder Kirche um das Jahr 1930. Es wurde 1719 von Josef Greising erbaut und war bis 1861 in Privatbesitz. Anschließend nutzte es die Gefängnisverwaltung, bis 1925 das Vermessungsamt einzog. Im Zuge der neuen Straßenführung am Burkardertor wurde die Ruine des am 16. März zerstörten Hauses endgültig abgebrochen. 
Foto: Geschichtswerkstatt Würzburg | Das markante dreigeschossige Gebäude des Vermessungsamts neben der Burkarder Kirche um das Jahr 1930. Es wurde 1719 von Josef Greising erbaut und war bis 1861 in Privatbesitz.
Fotoserie

Das älteste Foto stammt aus dem Jahr 1866 und zeigt die Trainkaserne am Ende der heute noch existierenden Alten Kasernstraße. Die weiteren Fotos der Ausstellung zeigen Gebäude und Orte, die nach dem 16. März 1945 verschwunden sind, wie den Umlaufkanal mit seinen drei Mühlen und der fürstbischöflichen Schönfärberei, der das Viertel bis zum Zweiten Weltkrieg prägte. Er verlief von der heutigen Burkarder Anlage durch einen Tunnel hinter der Burkarder Kirche vorbei bis zum Tivoli-Pavillon und machte den Bereich um die Kirche zur Halbinsel. Der Kanal wurde um 1950 im Zuge des Schleusenbaus zugeschüttet.

Das Weinhaus 'Zu den Drei Kronen' (1944): Vor dem Zweiten Weltkrieg gehörte das Wein- und Fischhaus mit dem markanten Erker zu den bekanntesten Lokalen im Mainviertel. Aufgrund seiner langen Geschichte war es Namensgeber von Platz, Straße und Tor. Heute befindet sich dort die Einfahrt zum Parkhaus Alte Mainbrücke.
Foto: Geschichtswerkstatt Würzburg | Das Weinhaus "Zu den Drei Kronen" (1944): Vor dem Zweiten Weltkrieg gehörte das Wein- und Fischhaus mit dem markanten Erker zu den bekanntesten Lokalen im Mainviertel.

Auch ganz normale Straßenszenen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg werden gezeigt

Die Zeller Straße, die Felsengasse oder der Dicke Turm und die Fischergasse, die enge Vorläuferin der Dreikronenstraße, werden ebenso gezeigt wie der Schottenanger mit der Don-Bosco-Kirche und ganz normale Straßenszenen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Hinzu kommen ein Stadtplan von 1904 und der Schadensplan von 1945 für den einzigen linksmainischen Stadtteil der Altstadt. Zu sehen sind ferner Fotos vom Hochwasser oder vom Viehmarktplatz und dem Tivoli-Bad sowie der Ladenkolonie am Zeller Tor.

Ein Foto des Spitäle aus dem Jahr 1928 ziert das Titelblatt des Begleithefts der Geschichtswerkstatt zu einer Ausstellung über den ältesten Stadtteil Würzburgs.
Foto: Geschichtswerkstatt Würzburg | Ein Foto des Spitäle aus dem Jahr 1928 ziert das Titelblatt des Begleithefts der Geschichtswerkstatt zu einer Ausstellung über den ältesten Stadtteil Würzburgs.

Vertreter der Geschichtswerkstatt sind als Ansprechpartner vor Ort

Bürgermeister Martin Heilig eröffnet die Ausstellung am 5. März um 17 Uhr im Oberen Foyer des Rathauses, Gäste sind willkommen. Die Ausstellung kann bis 28. März montags bis donnerstags von 8 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 13.30 Uhr besucht werden. Montag bis Donnerstag sind von 10.30 bis 15 Uhr Vertreterinnen und Vertreter der Geschichtswerkstatt vor Ort und beantworten Fragen. Das Begleitheft mit vielen zusätzlichen Erläuterungen zur Ausstellung kann im oberen Rathausfoyer oder in den Buchhandlungen Buchhandlung Schöningh, Knodt, und Neuer Weg gekauft werden.

Die Weinwirtschaft Berger in der Saalgasse um 1933. Die Saalgasse verläuft vor dem Haus und verdankt ihren Namen einem Saal im früheren Haus Nr. 2, in dem die Schöffen des früheren Brückengerichts bei ungünstiger Witterung ihre Sitzungen abhalten konnten. Das Brückengericht wurde 1554 aufgehoben.
Foto: Geschichtswerkstatt Würzburg | Die Weinwirtschaft Berger in der Saalgasse um 1933. Die Saalgasse verläuft vor dem Haus und verdankt ihren Namen einem Saal im früheren Haus Nr.

Kontakt zur Geschichtswerkstatt: gw@vvw-online.com oder Tel. (0931) 88 0654 20. Die Öffnungszeiten der Geschäftsstelle im Handwerkerhaus in der Pleicherkirchgasse 16 sind donnerstags von 16.30 bis 18 Uhr. Im "Lädele" in der Pleicherpfarrgasse 16 sind die Ehrenamtlichen auch nach der Ausstellung montags von 14 bis 18 Uhr erreichbar.

Für Schulklassen der 8. und 9. Jahrgangsstufe hat die Geschichtswerkstatt ein Quiz über das Mainviertel erarbeitet. Schülerinnen und Schüler können die Fragen anhand der Plakate ausfüllen. Die nötigen Unterlagen für Lehrkräfte sind per E-Mail unter gw@vvw-online.com erhältlich.

 
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  • Jochen Freihold
    In der Folge romantischer Fantasien muss das spätmittelalterliche Würzburg mit seinem prächtigen Dom-Hochaltar Tilman Riemenschneiders und stinkend engen Gassen unwiederbringlich großartig gewesen sein. Das Barock-Zeitalter des 18. Jahrhunderts mit dem Umzug der Fürstbischöfe vom Marienberg in das "Schloss über den Schlössern" Balthasar Neumanns, wie weiteren prächtigen Bürgerhäusern, setzte dieser Nostalgie ein Ende nach Jahrhunderten städtebaulichen Stillstands. Der Fortschritt in Form verbesserter Wohnqualität ist der Feind des ewig Gestrigen. Dabei erinnere auch ich mich der maroden Häuser und Handwerksbetriebe, der Trödelläden im alten Mainviertel. Ohne Wehmut.
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  • Fabian König
    Das alte Mainviertel war wirklich ein wunderschöner, idyllischer Ort mit vielen malerischen Ecken. Was für ein Jammer, dass so viel davon verloren gegangen ist! Für manche in Würzburg scheint aber noch nicht genug historische Bausubstanz verloren gegangen sein, wie jener unsägliche Fall des Wohnhauses im Frauenland zeigt. Während in Dresden, Potsdam, Berlin und Frankfurt, aber auch im Ausland ganze Häuserzeilen rekonstruiert werden, lässt sich Würzburg in sein Herz Stahl-Glas-Beton-Monster pflanzen und sieht achselzuckend dabei zu, wie der wenige Rest der historischen Bausubstanz nach und nach dem Erdboden gleichgemacht wird. Es ist schon verwunderlich, wie wenig den Verantwortlichen am Stadtbild liegt. Vielleicht sieht man das auch einfach nicht, weil man immer nur den Blick auf Festung, Residenz und Käppele richtet.

    Umso wichtiger ist die wertvolle Arbeit der Geschichtswerkstatt - vielleicht gelingt so eine stärkere Sensibilisierung. Vielen Dank und weiterhin alles Gute dafür!
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  • Fred Reinshagen
    "wie wenig den Verantwortlichen am Stadtbild liegt" - das ist ein Zeichen vom Provinzialität.

    Dabei müsste WÜ als alte Universitätsstadt und (ehem.) Barock- und Kunststadt, eingerahmt von Weinbergen, in einem einmaligen Stadt- & Landschaftsensemble eigentlich eine Vorreiterrolle spielen. Aber das typische von Provinzialität ist, dass sie nicht die eigenen Besonderheiten erkennt, obwohl das im Falle von WÜ nicht schwer ist, sondern immer nur woanders hinschaut, kopiert und dem Mainstream hinterher läuft - heraus kommt Durchschnitt. Im Falle Würzburgs ein enormer Verlust!
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