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Würzburg
100 Jahre VKU: Ein Fest für die Kunstfreiheit
Eigentlich war es "nur" eine Ausstellungseröffnung. Doch das Spitäle war am Sonntagvormittag so voller Menschen, dass die meisten stehen mussten. Das hatte einen Grund.
Volles Haus am Sonntagvormittag im Spitäle, wo die Vereinigung Kunstschaffender Unterfranken ihr 100-jähriges Bestehen feierte und gleichzeitig ihre Jubiläumsausstellung eröffnete. 
Foto: Fabian Gebert | Volles Haus am Sonntagvormittag im Spitäle, wo die Vereinigung Kunstschaffender Unterfranken ihr 100-jähriges Bestehen feierte und gleichzeitig ihre Jubiläumsausstellung eröffnete. 
Karl-Georg Rötter
Karl-Georg Rötter
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:42 Uhr

Kunstkundige könnten das Spitäle an der Alten Mainbrücke, den Ausstellungsraum der Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens, kurz VKU, derzeit mit einer Dependance des Museums im Kulturspeicher verwechseln. Denn viele der jetzt dort ausgestellten Bilder und Skulpturen dürften sie schon einmal im Museum am Alten Hafen gesehen haben. Die Arbeiten stammen alle aus der Zeit vom Ende des 19. bis etwa Mitte des 20. Jahrhunderts.  Und Anfang des 20. Jahrhunderts, genau im Jahr 1919, wurde die Vereinigung  unterfränkischer Künstler und Kunsthandwerker (VuKuK) gegründet. Die heutige VKU, die 1946 entstand, sieht sich als direkte VuKuK-Nachfolgerin und feiert demzufolge in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen.

OB Schuchardt lobt das VKU-Jubiläumsprogramm

Kein Wunder also, dass die Zahl der Gratulanten am Sonntagvormittag den normalen Rahmen sprengte.  Und natürlich braucht so ein Jubiläum auch Festredner. Als erster übernahm diese Aufgabe Oberbürgermeister Christian Schuchardt, der auch als Schirmherr des VKU-Jubiläumsjahres fungiert.  Angesichts des prall gefüllten Jubiläumsprogramms gab es ein großes Kompliment für dieses ehrenamtliche Engagement der Künstlerinnen und Künstler. Die organisierten nämlich nicht nur die Ausstellung im Spitäle, die sich während der sechswöchigen Laufzeit zweimal grundsätzlich verändert, sondern konnten bereits am Freitagabend im Garten des Juliusspitals eine Skulpturenschau mit Arbeiten von VKU-Mitgliedern eröffnen. 

Schuchardt blickte zurück in die Anfangstage der VuKuK, die kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gegründet wurde, einer Zeit des Umbruchs - sowohl im Alltag der Menschen, als auch in der Kunst. Dass die VKU seither Kunstvermittlung für Würzburg betreibt, könne man ihr gar nicht hoch genug anrechnen. Denn, so der OB ,"unsere Gesellschaft braucht Kunst in 100 Jahren genauso wie sie sie vor 100 Jahren gebraucht hat". Kunst und Kultur müssten mit Ausdauer, Durchhaltevermögen und Standfestigkeit immer wieder auf Veränderungen in der Gesellschaft reagieren, stellte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel fest. Denn Kultur helfe die Gesellschaft zusammenzuhalten. Nicht zuletzt deshalb fördere die Kulturstiftung des Bezirks in diesem Jahr Kulturprojekte mit neun Millionen Euro.     

Kultureferent Könneke mahnt eine Woche vor der Europawahl

Kulturreferent Achim Könneke wies darauf hin, dass eine lebendige Kulturstadt nur durch aktive Szenen, Initiativen und Künstler möglich sei. Eine davon sei die VKU. Vor dem sachkundigen Publikum wies er auch auf das drängende Raumproblem für Künstler hin: "Sie müssen sich die Stadt Würzburg auch leisten können". Er bedauerte zudem, dass es in Würzburg nur einen kleinen Markt für bildende Kunst gebe. Eine Woche vor der Europawahl nutze er die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, "dass AfD und andere rechte Gruppierungen genau die Freiräume zerstören, in denen Kunst entstehen kann". Insoweit verstehe er die Jubiläumsveranstaltung der VKU als ein "Fest für die Kunstfreiheit".  Dafür gab es lauten und langanhaltenden Beifall. Kulturspeicher-Direktorin Marlene Lauter schaute ebenfalls in die Anfangszeit zurück. Zur Zeit der VukuK-Gründung sei die Avantgarde in Würzburg wenig präsent gewesen, aber viele hätten sich nach neueren Ausdrucksformen gesehnt. Die VKU befinde sich freilich dennoch in bester Gesellschaft, wenn sie gleichzeitig mit dem  berühmten Bauhaus ihr 100-jähriges Bestehen feiern könne.

Musik gab es natürlich auch. Passend zum Anlass spielten Eva Maria May (Klavier) und Klaus Kämper (Cello) Kompositionen aus der Zeit des Übergangs vom 19. ins 20. Jahrhundert.

 
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