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Kirchheim
"Damit stirbt ein Stück Kirchheim": Natursteinbetrieb im Lkr. Würzburg entlässt Fachkräfte aufgrund der Energiekrise
Das Kirchheimer Traditionsunternehmen Zeidler & Wimmel entlässt Fachkräfte. Der Bürgermeister zeigt sich geschockt, der Branchenverband sieht strukturelle Probleme.
Das Kirchheimer Naturstein-Unternehmen Zeidler & Wimmel blickt auf eine lange Geschichte zurück. Nun steht es vor ernsthaften wirtschaftlichen Problemen.
Foto: Ivana Biscan | Das Kirchheimer Naturstein-Unternehmen Zeidler & Wimmel blickt auf eine lange Geschichte zurück. Nun steht es vor ernsthaften wirtschaftlichen Problemen.
Aaron Niemeyer
 und  Torsten Schleicher
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:16 Uhr

Das traditionsreiche Naturstein-Unternehmen Zeidler & Wimmel aus Kirchheim (Lkr. Würzburg) wird laut eigenen Angaben "mehrere seiner meist langjährigen Fachkräfte" entlassen. Als Grund nennt das Unternehmen am Donnerstag in einer Pressemitteilung "dramatisch steigende Energiepreise" sowie "Flaute auf dem Markt". In Kirchheim sorgt die Nachricht für Sorge.

Die Steinmetzfirma Zeidler & Wimmel wurde ursprünglich 1776 in Berlin gegründet und nach dem Zweiten Weltkrieg in Kirchheim neu eröffnet. Seit 2004 ist das Unternehmen Teil der oberbayerischen Firma "Geiger Stein- und Schotterwerke". In der Pressemitteilung gibt das Unternehmen, das unter anderem am Bau des Brandenburger Tores sowie des Reichstagsgebäudes beteiligt war, nun bekannt, "die Zahl von aktuell 21 Mitarbeiter*innen deutlich zu reduzieren".

Die Belegschaft sei in der letzten Woche über die Entwicklung informiert worden, so die Mitteilung weiter. "Rückbau ist nicht mein Anspruch, allerdings lässt uns die derzeitige Situation keine Wahl", sagt Geschäftsführer Joachim Geiger auf Nachfrage der Redaktion. Die Zahl der Entlassungen sei bislang offen, ebenso die konkrete Zukunft des Standorts in Kirchheim: "Der Standort wird weiterhin erhalten, die Optionen werden geprüft", so Geiger.

Kircheimer Bürgermeister: "Man merkt, dass der Markt rauer wird"

"Für uns war das erst einmal ein Schock, dass es einen solchen Personalabbau bei einem so traditionsreichen und großen Unternehmen gibt. Das hätte ich so nicht erwartet", sagte Kirchheims Bürgermeister Björn Jungbauer (CSU) am Donnerstag gegenüber der Redaktion. Mit Blick auf die Preissteigerungen bei Kraftstoffen und Strom sei er besorgt, dass es auch in anderen Betrieben zu wirtschaftlichen Problemen kommt: "Man merkt, dass der Markt rauer wird." 

Zeidler & Wimmel habe auch historisch große Bedeutung für Kirchheim: "Mit seinem Namen hat das Unternehmen unseren Ort auch bekannter gemacht." Er hoffe jetzt für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf "sozialverträgliche Lösungen" – und auf eine Zukunft im erlernten Beruf. Jungbauer sieht dafür durchaus Chancen, zumal in der näheren Umgebung noch etwa zehn weitere Betriebe der Branche tätig seien: "Die Menschen haben viel Erfahrung, Fachkräfte werden ja zurzeit gesucht."

Energieanteil an Produktionskosten laut Branchenverband bei zehn Prozent

Für Aufmerksamkeit sorgte am Mittwoch ein Facebook-Posting von Bürgermeister Jungbauer zum Thema. "Da hat mein Vater über 30 Jahre gearbeitet. Super schade", lautet etwa der Kommentar eines Nutzers. Eine weitere Nutzerin schreibt: "Damit stirbt ein Stück Kirchheim, finde ich."

Reiner Krug, Geschäftsführer des Deutschen Naturwerkstein-Verbands mit Sitz in Würzburg, sieht in den Mehrkosten durch steigende Energiepreise ein branchenweites Problem. "Der Energieanteil an den Produktionskosten liegt bei etwa zehn Prozent", so Krug. Insbesondere Firmen, die in den vergangenen Jahren keine ausreichenden Reserven angelegt hätten, mache dies zu schaffen.

Ohnehin habe die Branche mit sinkenden Steinpreisen aufgrund von Konkurrenz aus asiatischen Ländern zu kämpfen. Zwar sei die Nachfrage nach nachaltig produziertem regionalen Naturstein zuletzt gestiegen und in der Region Würzburg sei Muschelkalk ohnehin gefragt. Die Energiekrise gefährde jedoch diese Entwicklung. "Wir hoffen, dass regionales Bauen in Mode kommt", so Krug. 

 
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  • Margarete-wuestner@web.de
    Es wird Zeit, dass Städte und Gemeinden vorausschauend überlegen sollten ( müssen), für was sie in der nächsten Zeit Gelder ausgeben. Es braucht in diesen schwierigen Zeiten keine Luxus-Umbauten, wir müssen alle den Gürtel enger schnallen, wer braucht jetzt eine Landesgartenschau, Natur gibt es vor der Haustüre, oder z. B. eine Umgestaltung des Residenzplatzes uvm. Das sind alles Steuergelder die Arbeitgeber und Arbeitnehmer erarbeitet haben. Auch in einem Haushalt muss jeder vorausschauend mit dem Geld "wirtschaften".
    Ich glaube die meisten Menschen sind auch bereit dazu, jetzt zu verzichten, damit wir die Krise gut überstehen. Es kann ja nicht sein dass ein Betrieb, Geschäft u Gastro nach dem anderen schliesst, und es werden Gelder ausgegeben, die jetzt für wichtigere Dinge zurückgehalten werden müssen.
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  • Eos123456
    Da stehe ich voll und ganz hinter ihnen. Derzeit lassen sich viele Politiker noch Subventionen und Fördergelder für angeblich ungeheuer wichtige Kultur-, Event- und Larifari-Projekte abschwatzen, die dann an wichtigen Stellen fehlen.

    Zahlen müssen das Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Rentner über Steuern und Abgaben und die Hinnahme von Kürzungen und Einschränkung in vielen Bereichen.
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Tatsache ist, dass die Mutterfirma schon 2019 in die Roten Zahlen rutschte. Das war vor Corona und Energiepreiskrise und während der Hochkonjunktur am Bau. Was für Ursachen hatte das?
    https://www.northdata.de/H.+Geiger+GmbH+Stein-+und+Schotterwerke,+Kinding/Amtsgericht+Ingolstadt+HRB+3086
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  • atgholger@yahoo.com
    *IromieEin*

    Um es mit unserem grünen Wirtschaftsminister zu sagen: ist dieser alteingesessene Betrieb aufgrund der genannten Faktoren nicht in wirtschaftliche Schieflage gekommen, nein, er kann nur nicht mehr so viele Facharbeiter bezahlen. Das ist was ganz anderes!

    Liebe betroffene Facharbeiter, ich hoffe ihr habt nicht grün gewählt und falls doch - es ist nie zu spät eine Entscheidung zu bereuen. Aber spätestens wenn China die Schotten ganz dicht macht, wird Regionalität plötzlich wieder ganz wichtig sein. Die Frage ist dann nur, wer dann noch da und handlungsfähig ist!
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  • Eos123456
    Jeder Betrieb, gleich ob Mittelständler oder Großkonzern ist auf sichere, planbare und bezahlbare Energieversorgung angewiesen.

    Wenn die nicht mehr gewährleistet ist, werden entweder Arbeitskräfte freigestellt, Arbeitsplätze ins Ausland verlagert, oder der "Laden" wird gleich ganz "dichtgemacht".

    Diese Entwicklung läßt weder für die Staatsfinanzen noch für die soziale Sicherheit Gutes erwarten. Möglicherweise stehen wir erst am Anfang einer Krise, die unser Land stark verändern wird.
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  • matthiasr
    Das ist erst der Anfang!

    Corona, Energiekrise, Geiz ist geil, der billigste - nicht der beste - bekommt den Auftrag, seit Jahrzehnten massiver Rückgang der Auszubildenden, die in Rente gehenden Babyboomer die nicht ersetzt werden können, auf den Baustellen seit langem mehr Fachbauleiter, Ingenieure, Controller, Projektsteuerer, SiGeKo, etc. aber Handwerker (fast) nur aus den osteuropäischen Ländern...

    Nur wenn mein Kind studiert wird es was...

    Man sieht bereits heute, Solaranlage, 1-2 Jahre Wartezeit, Wärmepumpe, nicht lieferbar, etc. etc.

    Es ist eine absolute Utopie, dass wir so die Energiewende und die CO2 Neutralität bis 2040 hinbekommen!

    Na gut, zugegeben, wenn alles so zusammenbricht wie es manche an die Wand malen, dann schon, denn dann kann heir eh bald der letzte das Licht aus machen....
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  • Funkenstern
    Das sehe ich ähnlich. EU Chose sei Dank, Ausschreibungen machen wir seit 3 Jahren nicht mehr mit, wir verzichten auf diesen Staatste…r, der die deutschen Betriebe dahin gebracht haben, wo wir heute stehen. Den Rest erledigt dann die Gewerkschaft.
    Von der Ausbildungssituation will ich gar nicht reden. Hier trifft die Betriebe eine massive Mitschuld, denn Hauptschüler wurden lange Zeit nicht mal angesehen und die haben geglaubt, dass Abiturienten ins Handwerk gehen.
    Wie es ausgegangen ist, sieht man heutzutage. Überschuss an Studis, die weder das eine noch das andere beherrschen, aber ein Zertifikat in der Tasche haben, das ihnen langfristig nichts bringen wird.
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