Die vermeintliche Cyberattacke in dieser Woche auf Industrie- und Handelskammern (IHK) in Deutschland wirft nach wie vor viele Fragen auf. Wie es scheint, ist die IHK Würzburg-Schweinfurt noch glimpflich davongekommen.
Am Freitag waren die Internetseiten der Kammer im Würzburger Stadtteil Zellerau uneingeschränkt erreichbar. Auch per Telefon kam man durch. Allerdings funktionierten "E-Mails und andere Anwendungen" nicht, wie es aus der Pressestelle auf Anfrage hieß.
IHK: In Aschaffenburg und anderswo geht nichts mehr
Bei den Kammern in der Nachbarschaft waren indes die Webseiten tot. Aschaffenburg, Heilbronn, Bayreuth, Fulda, Coburg, Nürnberg und Erfurt – überall dort war nur eine schlichte, vorgeschaltete Seite zu sehen mit dem Hinweis "Dienst aktuell nicht verfügbar".
Hinter der Abschaltung steckt der Dachverband DIHK, dessen hauseigene Gesellschaft für Informationsverarbeitung (GfI) in Dortmund die Webseiten der bundesweit 79 Kammern im Hintergrund betreut. Wie GfI-Sprecher Julian Krings am Freitag auf Anfrage sagte, sei über den digitalen Kollaps noch wenig bekannt. Er wolle deshalb erst einmal "von einer möglichen Attacke" auf die DIHK-System sprechen.
Cyberattacke: Wer ist verantwortlich?
Demnach ist laut Krings nicht klar, wer hinter dem vermeintlichen Cyberangriff steckt, ob Daten in kriminelle Hände gelangt sind und wann der Spuk vorbei ist. Man arbeite "mit Hochdruck" an einer Lösung, war am Freitag sowohl von Krings als auch von der IHK in Würzburg zu hören, die 69.000 Unternehmen in Mainfranken vertritt.
Dass sowohl der Internetauftritt der Kammer als auch der des DIHK im Gegensatz zu anderen IHK-Webseiten nahezu fehlerfrei aufrufbar ist, liegt Krings zufolge daran, dass die Kammern die GfI-Dienste in unterschiedlichem Umfang in Anspruch nähmen und deshalb unterschiedlich betroffen seien. Dass eine Reihe von Websites komplett ausgeschaltet wurden, sei reine Vorbeugung.
Der Normalzustand soll nun Schritt für Schritt wieder hergestellt werden. "Sukzessive werden die IT-Systeme nach Prüfung hochgefahren, so dass die Services für Unternehmen dann wieder zur Verfügung stehen", war am Freitag auf der Startseite der IHK in Würzburg zu lesen.
In der Kammer sind offenbar die von außen kommenden E-Mails das größte Problem: "Sie können aktuell nicht zugestellt werden", war am Freitag die telefonische Auskunft aus der Pressestelle.
Erste Unregelmäßigkeiten wurden laut GfI-Sprecher Krings am Mittwochnachmittag festgestellt. Sicherheitshalber seien daraufhin am Abend die Systeme heruntergefahren worden.
Datenkriminelle sorgen immer wieder für Aufregung
Angriffe von Internetkriminellen auf große Unternehmen und Organisationen sorgen seit einiger Zeit vermehrt für Schlagzeilen. So müht sich der weltweit agierende Gipskonzern Knauf in Iphofen (Lkr. Kitzingen) immer noch mit den Folgen einer Attacke Ende Juni ab. In dieser Woche meldete auch der bundesweit aktive Immobiliendienstleister Ista (5000 Beschäftigte) in Essen, dass er "Opfer eines externen Cyberangriffes" geworden sei. Ähnliches ist vor wenigen Tagen dem Nürnberger Unternehmen Semikron passiert, das 3000 Menschen beschäftigt und Elektronik-Bauteile herstellt.
Im vergangenen Jahr sorgten in Mainfranken vor allem Attacken auf die Supermarktkette Tegut und die Fränkischen Rohwerke in Königsberg (Lkr. Haßberge) für Aufregung. Oft blockieren Hacker dabei Webseiten und fordern Lösegeld für deren Freigabe. In Folge des Ukraine-Krieges kommt immer wieder die Befürchtung auf, dass solche Angriffe von Russland aus gesteuert werden.