Das Ochsenfurter Seniorenheim Haus Fuchsenmühle schließt Ende April seine Pforten. Entsprechende Informationen bestätigte am Montag eine Sprecherin des Betreibers, der Curata Care Holding GmbH mit Sitz in Berlin. Gleichzeitig hat Curata für einzelne Gesellschaften einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt und strebt eine umfassende Sanierung des Unternehmensverbunds an. Am Donnerstag waren die rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Haus Fuchsenmühle über die bevorstehende Schließung ihres Hauses informiert worden. Angesichts des Mangels an Pflegekräften müssen sie sich wenig Sorgen um ihre berufliche Zukunft machen. Wie es mit den aktuell 62 betagten Bewohnerinnen und Bewohnern des Hauses weitergehen soll, ist hingegen ungewiss.
Wie Fachmedien berichten, führt Curata-Geschäftsführer Peter Paul Gruber die finanzielle Schieflage auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die stark gestiegenen Energiekosten zurück. Zusätzlich habe der Mangel an Pflegekräften dazu geführt, dass verschiedene Häuser nicht voll belegt und eine wirtschaftlich notwendige Auslastung der Einrichtungen deshalb nicht erreicht werden konnte.
Haus kann nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden
Nach eigenen Angaben zählen zur Curata-Gruppe derzeit bundesweit 40 Standorte mit rund 4000 Pflegeplätzen und 3000 Mitarbeitern. Drei bis fünf Häuser, die nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden können, sollen geschlossen werden, sagte eine Sprecherin gegenüber der Redaktion. Die genaue Zahl stehe noch nicht fest. In Ochsenfurt suche man den Kontakt zum Kommunalunternehmen des Landkreises (KU) und strebe eine Betriebsübernahme an.
Beim Kommunalunternehmen hat man zunächst nur indirekt von der geplanten Schließung der Fuchsenmühle erfahren. "Wir haben das Ende letzter Woche mitbekommen, weil die ersten Pflegekräfte von dort bei uns angefragt haben", sagte KU-Vorständin Eva von Vietinghoff-Scheel am Montag gegenüber der Redaktion. "Aus Berlin kam offiziell bisher niemand auf uns zu", so von Vietinghoff-Scheel.
Landrat Thomas Eberth lädt zum Krisengespräch
Stattdessen hatte Landrat Thomas Eberth am Montagnachmittag zu einem ersten Krisengespräch eingeladen, an dem neben Vertretern des KU auch der Einrichtungsleiter der Fuchsenmühle, Markus Hemmerich, und Ochsenfurts Bürgermeister Peter Juks teilgenommen haben.
"Was eine Betriebsübernahme angeht, sind wir seitens des Kommunalunternehmens sehr verhalten", betonte KU-Vorständin von Vietinghoff-Scheel nach dem Gespräch. Erst vor kurzem hatte das KU in Röttingen das Seniorenzentrum des privaten Betreibers Alloheim übernommen, nachdem das Haus zuvor ebenfalls in wirtschaftliche Schieflage gekommen war und die staatliche Heimaufsicht wiederholt pflegerische Mängel und die personelle Unterversorgung angemahnt hatte.
"Wir sind im Moment noch dabei, Röttingen wieder ordentlich zum Laufen zu bringen", so Eva von Vietinghoff-Scheel. 25 Wohnplätze seien in Röttingen derzeit noch frei. Die Belegung dort sollte entsprechend dem Bedarf an wohnortnahen Pflegeplätzen langsam hochgefahren werden. Das Haus könnte nun schneller belegt werden, so die KU-Vorständin.
Kaum freie Pflegeplätze in der Region
Die übrigen Einrichtungen des KU in Aub, Ochsenfurt und Eibelstadt seien nahezu voll belegt. "Dass wir alle Bewohner der Fuchsenmühle unterbringen können, halte ich für ausgeschlossen", sagt von Vietinghoff-Scheel deshalb. Auch das Arche-Seniorenzentrum in Giebelstadt führe bereits Wartelisten, wie Einrichtungsleiterin Natalja Wiebe auf Anfrage berichtet.
Zusätzlich werde die Zahl der Pflegeplätze durch den Mangel an Pflegekräften begrenzt, so Eva von Vietinghoff-Scheel. Man gehe derzeit davon aus, dass in der gesamten Region Würzburg über 300 Plätze nicht belegt werden können, weil Fachkräfte fehlen. Dabei sei Personalmangel in der Fuchsenmühle kein Problem gewesen, berichtet ein Mitarbeiter. Man habe bisher sogar auf teure Leiharbeitskräfte verzichten können.
Kritik an privaten Pflegeheimbetreibern
Bleibt als letzter Ausweg für die Fuchsenmühle also doch nur die Übernahme durch den Landkreis und sein Kommunalunternehmen? "Wenn es nicht anders geht", sagt von Vietinghoff-Scheel, übt aber zugleich Kritik an den privaten Trägern. "Es kann nicht sein, dass die jahrelang hohe Gewinne einfahren und dann einfach schließen, wenn die Renditen mal nicht mehr zweistellig sind", ärgert sie sich.
Eine Betriebsübernahme durch das Kommunalunternehmen hänge aber auch davon ab, dass der Eigentümer der Immobilie die Rahmenbedingungen des Kommunalunternehmens akzeptiert, betont die Vorständin. Unter anderem geht es dabei um bauliche Anpassungen und fällige Sanierungen. Dass es bis Ende April gelingt, entsprechende Vereinbarungen zu treffen, hält von Vietinghoff-Scheel für wenig wahrscheinlich - zumal bisher überhaupt noch kein Kontakt zu Curata oder dem Eigentümer stattgefunden habe. "In Röttingen haben wir eineinhalb Jahre verhandelt, das in drei Monaten hinkriegen zu wollen, wäre schon sehr sportlich", sagt sie.
Aber ist es allein ein Problem, dass die Politik zu verantworten hat - oder eine Entwicklung, die auch nicht immer so absehbar war. Früher wurden ja oft Angehörige viel mehr Zuhause gepflegt - wobei einem die Politik da auch einige Hürden schafft.
Ob das so ist lässt sich aus den veröffentlichten Bilanzen kaum ermitteln. 2013 gab es bei der Curata Care Holding GmbH einen fetten Gewinn, davor und danach Verluste bzw, minimalen Gewinn. Insgesamt wurden im Konzern aber ständig neue Firmen gegründet und verschmolzen. Da wird der Insolvenzverwalter gut zu tun haben um sich einen Überblick zu verschaffen.
Was glauben Sie, warum gerade diese Pflegekonzerne so eine komplexe Firmenstruktur aufweisen? Da ist er eine der Besitzer des Gebäudes , der andere der Nutzer, der Miete bezahlt. Sollte der Nutzer aus Versehen Gewinn machen, erhöht man kurzerhand die Miete, oder auch das Geschäftsführer Gehalt (welcher natürlich Familienmitglied ist). Schon ist der Gewinn "weg". Die Vermietungsfirma wiederum investiert das Geld in "Erhaltungsaufwendungen" oder Hausverwaltungen, die natürlich auch zur Familie gehören, usw. Nur bei den Mitarbeitern wird nichts landen.
Anders gesagt, das Geld wird so lange hin und her geschoben, bis am Ende kein Gewinn mehr ausgewiesen werden muss.
Insofern kann der Gewinn 2013 nur ein Versehen gewesen sein.
Und das geht weit über die Altenpflege hinaus.
Teilweise nicht privatisieren und wer hätte dann das Geld gezahlt . Hätte es dann auch mehr
Pflegekräfte gegeben und wir hätten nicht dieses Dilemma mit der Alterspflege !
Sie machen es sich verdammt einfach und Sie schimpfen immer nur in eine Richtung !
Und noch eines. Manches Amt, manche Behörde arbeitet heute schon effizienter als mancher private Betrieb.
Für Unternehmer ist das eine Lizenz um Gelddrucken, da es kein unternehmerisches Risiko mehr gibt.
Für diejenigen die mit Nachdenken nicht darauf kommen dass Privatisierungen nicht einmal theoretisch funktionieren können gibt es genügend Beispiele die dies belegen.
Die Gewinnorientierung für die eben dazu, dass in Krankenhäusern lieber lukrative OPs durchgeführt werden, weil diese mehr Gewinn abwerfen. Die Notwendigkeit entscheidet nicht mehr. Daran krankt das ganze System.
Gerhard.meissner@mainpost.de