zurück
Ochsenfurt
Curata Seniorenzentrum Fuchsenmühle in Ochsenfurt schließt: Was jetzt aus den 62 Seniorinnen und Senioren wird, ist ungewiss
Überraschend hat der Pflegekonzern Curata die Schließung der Fuchsenmühle angekündigt. Bewohnerinnen und Bewohner stehen nun vor einer ungewissen Zukunft.
Das Seniorenzentrum Haus Fuchsenmühle in Ochsenfurt soll Ende April geschlossen werden, wie der Pflegekonzern Curata mitgeteilt hat.
Foto: Gerhard Meißner | Das Seniorenzentrum Haus Fuchsenmühle in Ochsenfurt soll Ende April geschlossen werden, wie der Pflegekonzern Curata mitgeteilt hat.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:11 Uhr

Das Ochsenfurter Seniorenheim Haus Fuchsenmühle schließt Ende April seine Pforten. Entsprechende Informationen bestätigte am Montag eine Sprecherin des Betreibers, der Curata Care Holding GmbH mit Sitz in Berlin. Gleichzeitig hat Curata für einzelne Gesellschaften einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt und strebt eine umfassende Sanierung des Unternehmensverbunds an. Am Donnerstag waren die rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Haus Fuchsenmühle über die bevorstehende Schließung ihres Hauses informiert worden. Angesichts des Mangels an Pflegekräften müssen sie sich wenig Sorgen um ihre berufliche Zukunft machen. Wie es mit den aktuell 62 betagten Bewohnerinnen und Bewohnern des Hauses weitergehen soll, ist hingegen ungewiss.

Wie Fachmedien berichten, führt Curata-Geschäftsführer Peter Paul Gruber die finanzielle Schieflage auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die stark gestiegenen Energiekosten zurück. Zusätzlich habe der Mangel an Pflegekräften dazu geführt, dass verschiedene Häuser nicht voll belegt und eine wirtschaftlich notwendige Auslastung der Einrichtungen deshalb nicht erreicht werden konnte.

Haus kann nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden

Nach eigenen Angaben zählen zur Curata-Gruppe derzeit bundesweit 40 Standorte mit rund 4000 Pflegeplätzen und 3000 Mitarbeitern. Drei bis fünf Häuser, die nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden können, sollen geschlossen werden, sagte eine Sprecherin gegenüber der Redaktion. Die genaue Zahl stehe noch nicht fest. In Ochsenfurt suche man den Kontakt zum Kommunalunternehmen des Landkreises (KU) und strebe eine Betriebsübernahme an.

"Was eine Betriebsübernahme angeht, sind wir seitens des Kommunalunternehmens sehr verhalten."
Eva von Vietinghoff-Scheel, Vorständin

Beim Kommunalunternehmen hat man zunächst nur indirekt von der geplanten Schließung der Fuchsenmühle erfahren. "Wir haben das Ende letzter Woche mitbekommen, weil die ersten Pflegekräfte  von dort bei uns angefragt haben", sagte KU-Vorständin Eva von Vietinghoff-Scheel am Montag gegenüber der Redaktion. "Aus Berlin kam offiziell bisher niemand auf uns zu", so von Vietinghoff-Scheel.

Landrat Thomas Eberth lädt zum Krisengespräch

Stattdessen hatte Landrat Thomas Eberth am Montagnachmittag zu einem ersten Krisengespräch eingeladen, an dem neben Vertretern des KU auch der Einrichtungsleiter der Fuchsenmühle, Markus Hemmerich, und Ochsenfurts Bürgermeister Peter Juks teilgenommen haben. 

"Was eine Betriebsübernahme angeht, sind wir seitens des Kommunalunternehmens sehr verhalten", betonte KU-Vorständin von Vietinghoff-Scheel nach dem Gespräch. Erst vor kurzem hatte das KU in Röttingen das Seniorenzentrum des privaten Betreibers Alloheim übernommen, nachdem das Haus zuvor ebenfalls in wirtschaftliche Schieflage gekommen war und die staatliche Heimaufsicht wiederholt pflegerische Mängel und die personelle Unterversorgung angemahnt hatte.

"Wir sind im Moment noch dabei, Röttingen wieder ordentlich zum Laufen zu bringen", so Eva von Vietinghoff-Scheel. 25 Wohnplätze seien in Röttingen derzeit noch frei. Die Belegung dort sollte entsprechend dem Bedarf an wohnortnahen Pflegeplätzen langsam hochgefahren werden. Das Haus könnte nun schneller belegt werden, so die KU-Vorständin.

Kaum freie Pflegeplätze in der Region

Die übrigen Einrichtungen des KU in Aub, Ochsenfurt und Eibelstadt seien nahezu voll belegt. "Dass wir alle Bewohner der Fuchsenmühle unterbringen können, halte ich für ausgeschlossen", sagt von Vietinghoff-Scheel deshalb. Auch das Arche-Seniorenzentrum in Giebelstadt führe bereits Wartelisten, wie Einrichtungsleiterin Natalja Wiebe auf Anfrage berichtet.

Zusätzlich werde die Zahl der Pflegeplätze durch den Mangel an Pflegekräften begrenzt, so Eva von Vietinghoff-Scheel. Man gehe derzeit davon aus, dass in der gesamten Region Würzburg über 300 Plätze nicht belegt werden können, weil Fachkräfte fehlen. Dabei sei Personalmangel in der Fuchsenmühle kein Problem gewesen, berichtet ein Mitarbeiter. Man habe bisher sogar auf teure Leiharbeitskräfte verzichten können.

Kritik an privaten Pflegeheimbetreibern

Bleibt als letzter Ausweg für die Fuchsenmühle also doch nur die Übernahme durch den Landkreis und sein Kommunalunternehmen? "Wenn es nicht anders geht", sagt von Vietinghoff-Scheel, übt aber zugleich Kritik an den privaten Trägern. "Es kann nicht sein, dass die jahrelang hohe Gewinne einfahren und dann einfach schließen, wenn die Renditen mal nicht mehr zweistellig sind", ärgert sie sich.

Eine Betriebsübernahme durch das Kommunalunternehmen hänge aber auch davon ab, dass der Eigentümer der Immobilie die Rahmenbedingungen des Kommunalunternehmens akzeptiert, betont die Vorständin. Unter anderem geht es dabei um bauliche Anpassungen und fällige Sanierungen. Dass es bis Ende April gelingt, entsprechende Vereinbarungen zu treffen, hält von Vietinghoff-Scheel für wenig wahrscheinlich - zumal bisher überhaupt noch kein Kontakt zu Curata oder dem Eigentümer stattgefunden habe. "In Röttingen haben wir eineinhalb Jahre verhandelt, das in drei Monaten hinkriegen zu wollen, wäre schon sehr sportlich", sagt sie.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Ochsenfurt
Gerhard Meißner
Häuser
Kommunalunternehmen Würzburg
Krisengespräche
Peter Juks
Peter Paul
Schließungen
Thomas Eberth
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Elisabeth39
    Ich frage mich auch, warum ein Pflegeheim so kurzfristig schliessen kann, es keine längeren gesetzlichen Vorlaufzeiten oder zumindest Informationspflichten gibt. Drei Monate Ankündigung zur Schließung für ein Heim ist ja kürzer als mancher Miet- oder Arbeitsvertrag, und hier sind über 60 Menschen betroffen. Der Betreiber hat es anscheinend wirklich einfach zu schließen und nutzt das auch voll aus.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • stahl01@t-online.de
    Mir tun die Angehörigen leid - wo soll man denn so schnell einen anderen Platz herbekommen.
    Aber ist es allein ein Problem, dass die Politik zu verantworten hat - oder eine Entwicklung, die auch nicht immer so absehbar war. Früher wurden ja oft Angehörige viel mehr Zuhause gepflegt - wobei einem die Politik da auch einige Hürden schafft.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • koeb707
    Offenbar lag ein Geschäftsmodel vor, dass auf niedrige Löhne basierte. Nachdem nun alle Pflegeeinrichtungen Tariflöhne zahlen müssen um mit der Pflegekasse abrechnen zu können, lohnt sich dies nicht mehr. Aber warum sollen auch Gelder aus den Sozialversicherung als Dividende an Aktionäre fließen? Pflegeeinrichtungen sollten in kommunaler Hand bleiben. Es gibt ja auch keine Feuerwehrkonzerne.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arcus
    Genauso ist es. Mit dem Geld der Sozialversicherer dürfen nicht die Hälse von Aktionären gestopft werden. Schon gar nicht wenn das auf Kosten der Beschäftigten und der zu nPflegenden geht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    "Es kann nicht sein, dass die jahrelang hohe Gewinne einfahren und dann einfach schließen, wenn die Renditen mal nicht mehr zweistellig sind"

    Ob das so ist lässt sich aus den veröffentlichten Bilanzen kaum ermitteln. 2013 gab es bei der Curata Care Holding GmbH einen fetten Gewinn, davor und danach Verluste bzw, minimalen Gewinn. Insgesamt wurden im Konzern aber ständig neue Firmen gegründet und verschmolzen. Da wird der Insolvenzverwalter gut zu tun haben um sich einen Überblick zu verschaffen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • jhuller@gmx.de
    Das muss noch lange nichts heissen. Ein gut verwalteter Pflegebetrieb weist keine Gewinne aus. Sonst müsste er ja Steuern bezahlen. Mit Insolvenz hat das noch lange nichts zu tun.

    Was glauben Sie, warum gerade diese Pflegekonzerne so eine komplexe Firmenstruktur aufweisen? Da ist er eine der Besitzer des Gebäudes , der andere der Nutzer, der Miete bezahlt. Sollte der Nutzer aus Versehen Gewinn machen, erhöht man kurzerhand die Miete, oder auch das Geschäftsführer Gehalt (welcher natürlich Familienmitglied ist). Schon ist der Gewinn "weg". Die Vermietungsfirma wiederum investiert das Geld in "Erhaltungsaufwendungen" oder Hausverwaltungen, die natürlich auch zur Familie gehören, usw. Nur bei den Mitarbeitern wird nichts landen.

    Anders gesagt, das Geld wird so lange hin und her geschoben, bis am Ende kein Gewinn mehr ausgewiesen werden muss.

    Insofern kann der Gewinn 2013 nur ein Versehen gewesen sein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arcus
    Die Kosten für den Privatisierungswahn, der in den vergangenen Jahren vor allem von der FDP und der CSU/CSU vorangetrieben wurde, darf jetzt der Steuerzahler übernehmen. Streng nach dem Motto, Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren. Wir müssen endlich aufwachen und wieder ein Gleichgewicht zwischen Privatwirtschaft und öffentlichem Dienst herstellen.
    Und das geht weit über die Altenpflege hinaus.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • familie.diener@gmx.net
    Und wie hätte man dies anders machen können .
    Teilweise nicht privatisieren und wer hätte dann das Geld gezahlt . Hätte es dann auch mehr
    Pflegekräfte gegeben und wir hätten nicht dieses Dilemma mit der Alterspflege !
    Sie machen es sich verdammt einfach und Sie schimpfen immer nur in eine Richtung !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arcus
    Wir sehen doch in vielen Bereichen, dass die vielgepriesene Privatisierung in einigen Bereichen mehr Nach- als Vorteile gebracht hat. Gestern habe ich einen Brief von meiner Krankenkasse bekommen, der wurde am 30.12. abgeschickt. Das ist nur ein Beispiel. Ich könnte Ihnen noch viele andere nennen. Gerade aber, wenns um Themen wie Gesundheit, Pflege, Bildung, Grundversorgung geht, muss die Privatisierung ein Stück zurückgedrängt werden. Auch weil die Transparenz der staatlich Akteure durch demokratisch gewählte Vertreter besser sichergestellt werden kann.
    Und noch eines. Manches Amt, manche Behörde arbeitet heute schon effizienter als mancher private Betrieb.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • deweka
    Wenn ein Staat sich zu Leistungen verpflichtet darf so etwas nicht bedingungslos privatisiert werden.

    Für Unternehmer ist das eine Lizenz um Gelddrucken, da es kein unternehmerisches Risiko mehr gibt.

    Für diejenigen die mit Nachdenken nicht darauf kommen dass Privatisierungen nicht einmal theoretisch funktionieren können gibt es genügend Beispiele die dies belegen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • jhuller@gmx.de
    Ganz einfach: Pflegebetriebe dürfen nicht gewinnorientiert sein. Die brauchen Lediglich kostendeckend zu sein. Das Geld kommt aus den Sozialkassen und Versicherungen, also aus der Solidargemeinschaft. Es muss daher der Solidargemeinschaft dienen. So war das vor dieser Privatisierung.

    Die Gewinnorientierung für die eben dazu, dass in Krankenhäusern lieber lukrative OPs durchgeführt werden, weil diese mehr Gewinn abwerfen. Die Notwendigkeit entscheidet nicht mehr. Daran krankt das ganze System.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • martin-schmoeger@freenet.de
    Sehr schön dass man es als Angehöriger aus den Medien erfährt dass die Schwiegermutter mit Demenz Erkrankung sich ab Ende April einen neuen Platz suchen muß. Ab Oktober sollte sich der Eigenanteil um 1000,00€ im Monat erhöhen. Meine Frau hatte einen Rechenfehler festgestellt, danach waren es nur noch 500,00 mehr. Es wurde korrigiert, aber keinerlei Entschuldigung. Die jenigen welche auch zuviel gezahlt haben sollten sich das Geld zurückholen bevor es der Insolvenzverwalter kassiert. Das Pflegepersonal war sehr gut, ich hoffe sie finden alle einen besseren Job.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • gmeissner
    @martinschmoeger: melden Sie sich doch mal bei mir.

    Gerhard.meissner@mainpost.de
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • martin-schmoeger@freenet.de
    Sehr geehrter Herr Meissner, ich als Angehöriger wurde am 09.01.2023 hier im Leserbrief Bereich gebeten mit Ihnen Kontakt aufzunehmen. Das habe ich mit zwei Mails auch sofort getan. Ich gehe davon aus, das es von Ihrer Seite schon nicht mehr von Interesse zu sein scheint. Heute, ein Tag nach Bekanntwerden der Schließung des Hauses Füchsenmühle erscheint in der Main Post nichts mehr darüber. Es geht nicht alleine um eine Schließung eines Gebäudes! Es geht um Schicksale von Bewohnern und von vielen engagierten Mitarbeitern. Es geht um viele schlaflose Nächte, um Existenzsorgen, um tagelange Rennerei und zahlreiche Telefongespräche um dringend einen neuen Heimplatz zu finden. Danch geht es weiter, es muß umgemeldet werden, es müssen Versicherungen angeschrieben werden, die Krankenkassee, Pflegekasse informiert werden...... Fast alle Betroffenen sind hier aus der Region, es muß also in einer Regional Zeitung wie der Main Post weiter darüber berichtet werden.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • martin-schmoeger@freenet.de
    Ich habe ein konstruktives Gespräch mit Herrn Meisser gehabt. Die Main Post bleibt dran an dem Thema!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • kafrumbi
    Sehr gut!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arcus
    Gut so.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • kafrumbi
    Das wundert mich nicht, meine Mutter war vor 4 Jahren für 2 Monate dort...die Gegebenheiten, naja, das Personal war wirklich super, der Heimleiter eine Katastrophe...hinten rum....einfach schlimm...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten