Am 15. März 2020 finden in Bayern Kommunalwahlen statt – und die Suche nach Kandidaten beginnt. Personal wird reichlich gebraucht, um die Listen zu füllen: Wie das Innenministerium mitteilt, werden in den 71 Landkreisen und 2056 Städten, Märkten und Gemeinden nicht nur die Kreistage, Stadt-, Markt- und Gemeinderäte für sechs Jahre neu gewählt, sondern auch die meisten Landräte, Oberbürgermeister und Bürgermeister. Bayernweit werden rund 39 500 Mandatsträger gesucht. Dass es nicht immer einfach ist, ausreichend Kandidaten zu finden, zeigen Beispiele aus Franken.
Stellenanzeige für einen hauptamtlichen Bürgermeister
"Bürgermeister gesucht" steht in fett gedruckten Buchstaben über einer Annonce in der Dorf-Zeitung, die im nördlichen Landkreis Würzburg verteilt wird. Benötigt wird ein Gegenkandidat zum unabhängigen Amtsinhaber. Die Anzeige weckt die Neugier: Um welche Gemeinde es sich handelt oder wer hinter der Kampagne steht, wird nicht erwähnt. Nur eine E-Mail-Adresse ist angegeben.
Nach Recherchen dieser Redaktion sucht der CSU-Kreisverband Würzburg-Land einen Bürgermeisterkandidaten für Unterpleichfeld, einer Gemeinde mit etwas mehr als 3000 Einwohnern im nördlichen Landkreis.
"Der Weg, Kandidaten über eine Anzeige zu suchen, ist gar nicht mehr so ungewöhnlich", sagt CSU-Kreisvorsitzender Thomas Eberth. Auch im mittlefränkischen Dinkelsbühl suchen SPD, Grüne und eine Gruppe von Bürgern bayernweit per Annonce einen Bewerber für das Amt des Oberbürgermeisters. Unterfrankenweit kenne er aber noch keinen Kreis- oder Ortsverband, der einen ähnlichen Weg geht.
Unterdessen arbeitet CSU-Bezirksgeschäftsführer Georg Brückner eine Analyse für Unterfranken aus. Wo hört ein Bürgermeister auf? Wo gibt es bereits einen Kandidaten, wo nicht? "Generell", so Brückner, "gibt es Regionen, wo es schwieriger ist, Kandidaten zu finden, und andere, in denen es gleich mehrere gibt." Denkbar wäre vor diesem Hintergrund eine Art "Börse". Schließlich müssen Bürgermeister ihren Erstwohnsitz nicht in der Gemeinde haben, in der sie im Rathaus sitzen. "In Oberaurach hatten wir viele Jahre einen Bürgermeister, der dort nicht gewohnt hat. Der aktuelle Bürgermeister von Theres wohnt in Knetzgau", nennt er Beispiele aus den Haßbergen.
Zuversicht bei den Genossen
"Im Moment sind wir noch nicht so weit, dass wir Anzeigen schalten müssen", so die stellvertretende SPD-Bezirkschefin Kathi Petersen. "Die Gespräche laufen noch, ich habe aber den Eindruck, dass wir Leute finden." Auch die Grünen "suchen immer nach Leuten", erklärt Bezirksvorsitzender Volker Goll. "Viele sehen sich auch gar nicht in der Rolle und müssen erst davon überzeugt werden, dass sie das könnten." Frauen seien da "noch zurückhaltender als Männer".
"Es ist nicht immer einfach, Kandidaten zu finden", räumt der Bezirksgeschäftsführer der Freien Wähler (FW), Albrecht Walther, ein. In Arnstein (Lkr. Main-Spessart), wo Bürgermeisterin Anna Stolz zur Staatssekretärin aufgestiegen ist, hatte die Partei zuletzt keinen Kandidaten für die Nachfolge aufgestellt. "Man kann Bewerber ja nicht herbeizaubern", so Walther.
Für die AfD stellt sich die Frage nach Bürgermeisterkandidaten noch nicht so sehr. "Wir wollen möglichst flächendeckend mit Listen bei der Kommunalwahl antreten", so Bezirkschef Richard Graupner. Bürgermeisterkandidaten werde man nur in Einzelfällen aufstellen.
CSU möchte breit aufgestellt sein
"Generell ist der Kandidatenmangel ein Problem in der Kommunalpolitik", sagt Eberth, der "händeringend" auch nach gutem Personal für die Gemeinderats- und Stadtratslisten sucht. Vielleicht schaltet er auch dafür eine Anzeige. Zwar sei der CSU-Kreisverband Würzburg-Land mit fast 2000 Mitgliedern noch gut aufgestellt. "Aber die Mitgliedszahlen gehen konstant zurück."
Dennoch, ausgerechnet von der CSU, die in ländlich Gebieten gut verwurzelt ist, hätte man eine solche Bewerbersuche nicht erwartet. Eberth widerspricht: "Gerade von der CSU, weil wir das Interesse haben, breit aufgestellt zu sein und nicht in der eigenen Suppe schmoren wollen."