30 Jahre lang war Siegmund Kerker Bürgermeister von Oberaurach. In dieser Zeit habe er die Gemeinde „mit enormer Energie, Hartnäckigkeit und Innovationskraft gestaltet“, zeigten sich auch die Mitglieder des aktuellen Gemeinderats überzeugt. Als Anerkennung dieses Lebenswerks verliehen sie ihm am Dienstag nach einstimmigem Beschluss die Ehrenbürgerwürde.
Zur Festsitzung des Gemeinderates begrüßte Bürgermeister Thomas Sechser neben dem aktuellen Gremium und früheren Gemeinderatsmitgliedern auch den stellvertretenden Landrat Michael Ziegler, Altlandrat Rudolf Handwerker, Staatssekretär a.D. Albert Meyer und Ehrenbürger Edmund Biermann.
Fast unlösbare Aufgaben hätten sich Kerker gestellt, als er 1978 die gerade gegründete Gemeinde Oberaurach als Bürgermeister übernahm. Der laufende Kanalbau brachte die Gemeinde an den Rand der Zahlungsunfähigkeit, doch diese wie spätere Aufgaben habe er gelöst mit seiner „legendären Hartnäckigkeit, einmaliger Netzwerkarbeit mit Behörden und Ministerien und unerschütterlichem Optimismus“. Eine Kraftquelle sei ihm immer die Familie gewesen, weshalb Sechsers Dank auch Karin Kerker galt für ihre „stets uneingeschränkte Unterstützung“.
Die Laudatio auf den neuen Ehrenbürger hielt Hermann Schirm, der die gesamte Amtszeit Kerkers im Gemeinderat begleitete. Es habe in den CSU-Ortsverbänden der ehemals acht selbstständigen Gemeinden lange Diskussionen gegeben, um den ersten Oberaurach-Wahlvorschlag zur Kommunalwahl 1978 zu erarbeiten. Schließlich schickte die Partei den damals 30-jährigen Finanzbeamten Siegmund Kerker aus Untertheres ins Rennen um den Bürgermeistersessel. Jedes Haus habe er im Wahlkampf besucht und schließlich 66,6 Prozent der Stimmen erhalten. Dennoch seien die Startbedingungen schlecht gewesen: es gab weder eine Verwaltung, noch ein Verwaltungsgebäude. Mit drei ehemaligen Bürgermeistern nahm Kerker im früheren Lehrerwohnhaus die Verwaltungsarbeit auf, bis die ersten Fachkräfte eingestellt werden konnten.
Mit der Einstellung der laufenden Kanalbauarbeiten sorgte Siegmund Kerker bayernweit für Aufsehen – und durch seine Verhandlungen dafür, dass die Fördermittel erhöht wurden. Seitdem habe er immer wieder, vor allem auch in der Dorferneuerung, dafür gekämpft, dass die ländlichen Kommunen in München gehört werden – und immer hätten alle bayerischen Gemeinden von diesem Kampf profitiert.
Mehrfach seien Förderrichtlinien nach Kerkers Vorschlägen erneuert worden. Auch als Kreis- und Bezirksrat habe er immer die Interessen Oberaurachs, aber auch aller anderen ähnlich strukturierten Gemeinden vertreten.
Es habe am Anfang einige Zeit gedauert, bis sich die ehemals eigenständigen Gemeindeteile zusammenfanden. Kerker habe unermüdlich an einer Identität für die neue Großgemeinde gearbeitet, auch durch Gemeinschaftsveranstaltungen wie die Zugfahrt nach Heidelberg, zu der alle Gemeindebürger eingeladen waren.
Als die „Geburtswehen“ überstanden waren, habe Siegmund Kerker ruhe- und rastlos alle Möglichkeiten genutzt, die sich auftaten, um seine Gemeinde zu gestalten. Neben der Rathaussanierung wurden in allen Gemeindeteilen Mehrzweckgebäude errichtet, das Oberaurach-Zentrum entstand, die Grundschule wurde generalsaniert und erweitert, alle Gemeindeteile kamen in die Dorferneuerung, Oberschleichach in die Städtebauförderung. Aus der alten Schule Oberschleichach wurde das UBIZ, der vom Verfall bedrohte Pfarrhof wurde saniert, Kindergärten wurden gebaut oder saniert, Kanal und Wasserversorgung auf modernsten Stand gebracht und Kläranlagen gebaut.
„Du warst 30 Jahre lang nicht nur der Motor, sondern das Herz dieser Gemeinde, denn ein Motor bringt nur Leistung, das Herz auch Kreativität und Emotionen“, betonte Hermann Schirm.
„Mein Herz schlägt auch heute noch für Oberaurach“, erklärte Siegmund Kerker in seinen Dankesworten. Jeden Morgen schaue er in der Zeitung zuerst, was in Oberaurach los ist. Den Dank gab er aber auch weiter, denn „alleine schafft man gar nichts“. Er habe immer viele Unterstützer gehabt, einen kooperativen Gemeinderat, eine gut funktionierende Verwaltung und seinen Humor. „Ich glaube, ohne Humor kann man so was gar nicht machen“, sagte Kerker.
Auch Pfarrer Ewald Thoma betonte, er habe gerade diesen Wesenszug an Siegmund Kerker immer geschätzt. Als Pfarrer und Bürgermeister hätten sie großen Wert auf eine gute Zusammenarbeit zwischen kirchlicher und politischer Gemeinde gelegt, umso mehr, als Oberaurach zwei Bistümern angehört. Siegmund Kerker habe sich aus christlicher Überzeugung für andere eingesetzt.
„Eine herausragende Leistung muss auch eine besondere Würdigung erfahren“, erklärte der stellvertretende Landrat Michael Ziegler. Die Ehrenbürgerwürde sei die höchste Würde, die eine Kommune vergeben kann und sie sei durch das Lebenswerk Siegmund Kerkers hochverdient. „Du hast in Oberaurach eine beispiellose Erfolgsgeschichte geschrieben“, bescheinigte Ziegler, er habe bleibendes geschaffen und so sei die „Ära Kerker“ in Oberaurach unübersehbar.
An den offiziellen Teil schloss sich eine Begegnung mit den Weggefährten aus 30 Jahren an, bei der viele Anekdoten ausgetauscht wurden – Erlebnisse in Gemeinderatssitzungen, aber auch bei den von Kerker jährlich organisierten Gemeinderatsausflügen, die nach Ansicht vieler Beteiligter sehr zum guten Klima im Oberauracher Gemeinderat beigetragen hätten.