Acht Sekunden bekommt Björn Jungbauer am 6. Mai in der ZDF heute-Sendung um 19 Uhr. Es ist der Tag, an dem Markus Söder in Nürnberg zum Spitzenkandidaten für die Bayerischen Landtagswahlen gekürt worden ist. Jungbauer gehört zu den Delegierten, die dem CSU-Vorsitzenden ihre 100-prozentige Unterstützung gegeben haben. "Ich glaube, er hat gelernt, dass es nicht nur eine One-Man-Show ist", sagt Jungbauer in die Kamera und begründet damit seine Entscheidung für Söder. "Er hat gelernt, dass wir als CSU gemeinsam ein starkes Team sind und nur gemeinsam stark auch gewinnen können", setzt er vor einem Millionenpublikum nach.
In acht Sekunden verpackt der CSU-Delegierte aus dem Landkreis Würzburg, der nun auch direkt in den Bayerischen Landtag gewählt werden möchte, Lob und Kritik an Söder: Anerkennung für die neue Teamfähigkeit des CSU-Chefs einerseits, aber auch ein kleiner Tadel dafür, dass dies nicht immer so war. Der junge Kandidat für den Stimmkreis Würzburg-Land traut sich was.
Fraktionszwang und Partei-Hierarchie: Björn Jungbauer will sich davon nicht beeindrucken lassen
"Jetzt tue ich mir noch leicht, meine Meinung zu äußern", gesteht der 42-Jährige ein. Sein Ziel sei es, das beizubehalten. "Aber ich habe auch gehört, dass dies als Abgeordneter nicht immer so leicht ist", sagt er und hofft, dass weder Fraktionszwang noch Partei-Hierarchien ihn beeindrucken können. "Am Ende des Tages muss ich vor Ort gewählt werden – und damit bin ich immer gut gefahren."
Gut gefahren ist er damit auch in der CSU. Jungbauer kommt aus einem konservativen Elternhaus, die Mutter ist Gemeinderätin in Margetshöchheim. Schon mit 14 entscheidet er sich, der Jungen Union (JU) beizutreten. "Da habe ich nicht viel überlegt", sagt er. Auch, weil es in seinem Heimatort Margetshöchheim sonst keine Nachwuchsorganisiation einer politischen Partei gibt. Programmatische Gründe habe es für ihn keine gegeben, was sich später aber geändert hat.
In der JU schafft es Jungbauer zum Bezirksvorsitzenden. Sehr früh steigt er auch in die Kommunalpolitik ein: mit 26 Jahren Gemeinde- und Kreisrat, sechs Jahre später wird er Bürgermeister in Kirchheim – damals der jüngste im Landkreis. Als bekannt wird, dass Manfred Ländner aus Altersgründen bei dieser Landtagswahl nicht mehr antritt, wird Jungbauer erst sein Nachfolger als Fraktionschef im Kreistag und schnell auch als dessen Nachfolger in der Landespolitik gehandelt. Aber es dauert, bis er sich festlegt.
Was ist an Björn Jungbauer konservativ?
Was ist also konservativ an Björn Jungbauer? "Das Familienbild", sagt er sofort, "auch, wenn ich es mit meiner Patchworkfamilie nicht selbst lebe". Jungbauer hat drei Kinder, die beiden jüngsten mit seiner Ehefrau. Der älteste Sohn lebt bei seiner Mutter.
Einmal in der Woche lässt der Kommunalpolitiker für seine Kinder die Amtsgeschäfte des Kirchheimer Bürgermeisters ruhen. "Dann, am Mittwoch ist Familientag, wie bei Kiliani", erzählt er und wird nachdenklich, wenn er an die Zukunft denkt, wenn er wohlmöglich als Abgeordneter weniger Zeit für Privates hat. "Ich weiß, dass die Familie weiter darunter leiden wird, aber das ist wohl der Tribut, den ich zollen muss." Und er gibt zu, dass dies auch der Grund dafür gewesen sei, warum er anfangs mit der Kandidatur etwas gezögert habe.
Wie Manfred Ländner hat Jungbauer zunächst eine Laufbahn bei der Polizei begonnen. Es ist das Bild eines starken Staates, das ihn prägt, und ein klares Bekenntnis zu Recht und Gesetz. Da passt eine mögliche Cannabis-Legalisierung, wie sie die Bundesregierung vorhat, nicht dazu, "weil der Jugendschutz in dieser Debatte fehlt", sagt er nach einem Tag als Praktikant in seiner ehemaligen Polizeidienststelle Würzburg-Land, wo er fast auf den Tag genau vor zehn Jahren seine letzte Schicht hatte. Noch einmal mit auf Streife, bekommt er auch mit, wie seine ehemaligen Kollegen einen Dauerkonsumenten kontrollierten, "der am Straßenverkehr teilnimmt, aber dazu eigentlich nicht in der Lage ist". Das Erlebte bekräftigt seine Haltung. "Solche Folgen würden in der Drogenpolitik der Bundesregierung verharmlost", ist er überzeugt.
Welches Verständnis von Politik den CSU-Direktkandidaten prägt
Schnell wird klar, auch Jungbauer sieht seinen politischen Schwerpunkt in der Innenpolitik und setzt auf Sicherheitsvorträge im Stimmkreis, statt auf klassische Wahlveranstaltungen. So klärt er ältere Menschen gerne über den Enkeltrick auf, gibt Tipps, wie sie sich vor Einbrüchen schützen können, oder will Bürgerinnen und Bürgern ein Gefühl der Sicherheit vermitteln, wenn er über Fallzahlen und Aufklärungsquote der Polizei spricht.
In der Politik kommt es ihm auf Bodenhaftung an. Bei einem Besuch der Biogasanlage in Hopferstadt erklärt er, wie er sich das vorstellt. "Die Politik muss den Rahmen vorgeben, aber darf niemals gegen die Bevölkerung entscheiden", sagt er. "Und, sie muss Entscheidungen treffen." Denn, "als Polizist muss man sich auch entscheiden: Nehme ich das Pfefferspray oder die Pistole".
Veranstaltungstipp: Wahlarena der Main-Post mit Direktkandidaten von im Landtag vertretenen Parteien (Stimmkreis Würzburg-Land) am Dienstag, 26. September, 19 Uhr, Mainfrankensäle Veitshöchheim. Eintritt frei.
Steckbrief Björn Jungbauer
13. September 1981 in Würzburg
Wie ist die familiäre Situation?
Verheiratet, drei Kinder
Welche Ausbildung, welchen Beruf haben Sie?
Ausbildung zum Polizeibeamten, anschl. Studium mit Abschluss als Diplom-Verwaltungswirt
Wie verlief Ihre "politische Karriere"?
Vom Beisitzer in der Jungen Union bis zum JU-Bezirksvorsitzenden, Gemeinderat, Bürgermeister, Kreisrat, seit 2020 CSU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag
Was sind weitere Ehrenämter und Hobbys?
Kochen und Feuerwehr
Was ist Ihr Lieblingsplatz im Stimmkreis?
Zuhause im Wohnzimmer, zusammen mit der Familie
Haben Sie ein politisches Vorbild? Nein.
Was wäre Ihre erste Amtshandlung als Landtagsabgeordneter?
Einführung der steuerlichen Absetzbarkeit von Einsatzstunden bei ehrenamtlichen Kräften (bspw. Feuerwehr)