Nirgends sonst in Deutschland hat die Corona-Pandemie bisher so viele Opfer innerhalb einer Einrichtung gefordert: Schon zwölf Bewohner des Würzburger Seniorenheims St. Nikolaus sind an dem Virus gestorben. Den zwölften Todesfall meldete das Gesundheitsamt am Freitagabend. Nun soll eine sogenannte Kohorten-Isolierung die weitere Ausbreitung verhindern: 44 Bewohner, die aktuell positiv getestet sind, will man in zwei bis drei isolierten Stationen im Heim zusammenziehen.
- Immer aktuell: Die Corona-Lage in Unterfranken
Vor- und Nachteile einer Evakuierung abgewogen
Darüber informierte am Freitag Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt vor der Presse. Er ist Stiftungsratsvorsitzender des städtischen Bürgerspitals, zu dem die benachbarten Heime St. Nikolaus und Ehehaltenhaus gehören.
- Lesen Sie auch: Elfter Todesfall im Seniorenheim: Alle sind jetzt getestet
Eine Teilevakuierung war ins Auge gefasst worden, wurde laut Schuchardt nach Abwägung aller Argumente aber verworfen – vor allem mit Rücksicht auf die betagten und vielfach dementen Bewohner sowie Infektionsrisiken. Bis zum späten Donnerstagabend habe man darüber beraten. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) ist eingebunden. Der Leiter der Taskforce Infektiologie, Martin Hoch, war vor Ort. Es habe eine Begehung des Heims stattgefunden, so Schuchardt. Zuvor war das Würzburger Gesundheitsamt noch nicht persönlich im Haus, sondern hatte sich nur über Fernkontakt abgestimmt. Dies hatte für Kritik gesorgt.
Mit der Umschichtung im Heim solle spätestens am Samstagvormittag begonnen werden, sagte Johann Löw, Leiter des Gesundheitsamtes. Man arbeite dafür mit Hilfsorganisationen zusammen. Die Vorbereitungen liefen noch am Freitag an. Einsatzfahrzeuge von Rettungsdienst und Feuerwehr waren vor Ort. Die negativ getesteten Bewohner werden ebenfalls separat untergebracht. Dies sei aus medizinischer Sicht die beste Lösung, so der Oberbürgermeister.
Gesundheitsamtsleiter erwartet Corona-Ausbruch in weiteren Heimen
Löw rechnet mit einem Corona-Ausbruch in weiteren Altenheimen. Während im Ehehaltenhaus (35 Plätze) bislang nur eine Bewohnerin infiziert ist und im Krankenhaus liegt, gab es in der Zwischenzeit einen positiven Test bei einer älteren Frau in einer dritten Einrichtung in Würzburg. Hier habe man die Testung der übrigen Bewohner und die Abtrennung der betroffenen Station veranlasst, so Löw.
Um welche Einrichtung es sich handelt, wollte der Gesundheitsamtschef am Freitag nicht sagen. Denn, so seine Befürchtung, es könnten bald weitere folgen. So zeige in einem weiteren Heim das Pflegepersonal typische Corona-Symptome. Die Mitarbeiter würden vorsorglich getestet.
Endlich gibt es auch genügend Teströhrchen
Seit drei Tagen verfügt das Gesundheitsamt auch über genügend Testkapazitäten. Bis dahin hatten die Röhrchen nicht einmal gereicht, um alle Bewohner und Pflegekräfte in St. Nikolaus zu testen. Nachschub war nicht zu bekommen. Erst als sich mit vier weiteren Toten die Situation am vergangenen Freitag weiter verschärft hatte, reagierte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL).
Es habe in Erlangen die Laborkapazitäten erweitert, so der Oberbürgermeister. Davon profitiere man. An Testsets mangelt es jetzt nicht mehr. Alle Bewohner und Pflegekräfte der Nachbarheime St. Nikolaus und Ehehaltenhaus sollen nun alle drei Tage neu getestet werden. Nur so sei eine Eingrenzung erfolgversprechend, sagte Schuchardt.
"Grob die Hälfte" der 125 Bewohner von St. Nikolaus haben sich nach Angaben des Oberbürgermeisters infiziert. Hinzu kommen bisher 32 Pflegekräfte. Weitere Testergebnisse wurden im Laufe des Freitags erwartet.
- Corona-Experte August Stich: Appell zu Solidarität und Durchhalten
Michael Schwab, Leiter der Bürgerspital-Geriatrie und ärztlicher Leiter des Krisenstabs, ist mittlerweile als Heimarzt an das Haus abgeordnet. Überraschend viele der positiv getesteten Senioren zeigten keine Symptome, erklärte er. "Wir lernen ständig dazu. Es kann jedes Heim treffen." Er hatte für die Medienvertreter auch eine positive Nachricht: Von zwölf infizierten Heimbewohnern, die in der Klinik behandelt wurden, könnten sechs wieder entlassen werden.
Zwei Mitarbeiter als Kontaktstelle für die Angehörigen
Nach Kritik an der dürftigen Information von Angehörigen wurden nun zwei Mitarbeiter als Anlaufstelle bei Fragen besorgter Familien abgestellt. Laut Schuchardt fehlt es dem Altenheim vor allem an Personal und Schutzkleidung. Eindringlich bat er um Unterstützung – durch staatliche Verteilung, aus der Bevölkerung oder auch von Privatunternehmen. Einige nähten bereits Atemmasken und Schutzkleidung. Ein Farbenhersteller habe Schutzmasken zur Verfügung gestellt.
Sieht so die transparente und umfassende Information der Öffentlichkeit aus?
Die gestrige Pressekonferenz hat, wie auch die Pressekonferenz davor vor allem gezeigt, dass:
1.
Sich Spitzenbeamte total überfordert an , für diese Situation nicht mehr zeitgemäße Dienstvorschriften und Verfügungsregeln, „Klammern“, da sie Angst haben, „Fehler“ zu machen.
2.
Kein Journalist , bei unzureichenden und oberflächlichen Informationen in nichtssagenden „Politikersprache“, den Mimm hat, nachzufragen, bis die Information einen Inhalt erhält.
3.
Der einzige, der klar, ehrlich, verständlich und umfassend informiert hat, Dr. Schwab war.