
Corona hat alles fest im Griff, die Bürger sind in Sorge. Bei den Bedürftigen unserer Gesellschaft kommen die Sorge um eine warme Mahlzeit und/oder ein Dach über dem Kopf dazu. Denn aufgrund der starken Verbreitung des Virus musste die Tafel in Würzburg ihre Dienste bis zum 19. April einstellen, teilte Andreas Mensing, Leiter der vier Würzburger Tafeln, der Redaktion mit. Grund: Die meisten Helfer sind Senioren und Rentner, und diese gehören zur Risikogruppe.
Gleichzeitig hatte auch die Wärmestube der Würzburger Christophorus Gesellschaft in der Rüdigerstraße ihren Dienst vorübergehend eingeschränkt. Auf der Homepage hieß es: "Die Christophorus Gesellschaft nimmt ihre Fürsorgepflicht für ihre Mitarbeiter sowie auch ihre gesellschaftliche Pflicht, die Ausbreitung des Coronavirus so schnell wie möglich einzudämmen, sehr ernst." So habe die Geschäftsleitung beschlossen, die Wärmestube ab dem 14. März für jeglichen Publikumsverkehr zu schließen. Ähnliches galt einige Tage für die Bahnhofsmission hinter dem Omnibusbahnhof.
Optimal auf die Situation einstellen
Auf Nachfrage der Redaktion beim Geschäftsführer der Christophorus Gesellschaft, Günther Purlein, heißt es, diese strengen Maßnahmen seien nur vorübergehend gewesen, um sich optimal auf die neue Situation hinsichtlich Corona einzustellen. Einerseits müsse man Mitarbeiter schützen, andererseits wolle man Hilfen für die Obdachlosen und Notbedürftigen aufrecht erhalten. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran! Trotz des Shutdowns haben wir natürlich eine Fürsorgepflicht."

In Zusammenarbeit mit der Bahnhofsmission und dem Projekt Straßenambulanz soll - zwar mit Einschränkungen - eine Versorgung der Obdachlosen gewährleistet sein. So wird nun zu bestimmten Zeiten eine medizinische Versorgung (Telefon:0931 7304 8800) sowie die Möglichkeit zur Körperhygiene (Duschen) in der Rüdigerstraße angeboten mit dem Zutritt für eine Person: und zwar zunächst am Sonntag, 22. März, von 12 bis 14 Uhr und am Dienstag, 24. März, von 12 bis 14 Uhr, berichtet Purlein.
In der Bahnhofsmission indes sollen nun täglich Lebensmittel - durch eine Art Schleuse - ausgegeben werden. "Hygienevorschriften müssen natürlich streng eingehalten werden." Die Ausgabezeiten dafür sind täglich von 9 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr. Weiterhin ist die Aufnahme von Frauen, die sich nachts in einer Notlage an die Bahnhofsmission wenden, mit zwei Nachtschlafplätzen gewährleistet. Telefonisch ist die Bahnhofsmission weiterhin 24 Stunden erreichbar (Telefon: 0931 7304 8800).
Generell sei es in dieser schwierigen Zeit eine große Herausforderung, den Schutz der Mitarbeiter und gleichzeitig die Hilfeleistungen für Bedürftige aufrecht zu erhalten, so Sebastian Schoknecht von der Caritas Würzburg, die zusammen mit der Diakonie Gesellschafter der Christophorus Gesellschaft ist. "Selbst, wenn man jetzt alles mit allen verfügbaren Leuten aufrecht erhalten würde, wäre es nicht sicher, dass dies in zwei Wochen aufgrund von eventuell neu Erkrankten genauso aussähe", sagt er. Leider gebe es "für eine solch einschneidende Situation wie diese durch Corona kein Patent-Rezept".
Domkapitular Clemens Bieber findet dennoch klare Worte: „Wir müssen verhindern, dass besonders arme Menschen durch das soziale Netz fallen“, mahnt er. „Wo Kleiderkammern schließen, Tafeln und andere Stellen keine Lebensmittel mehr ausgeben oder eine warme Mahlzeit anbieten; wo die Möglichkeit für Obdachlose fehlt, sich und ihre Wäsche zu waschen oder medizinische Versorgung in Anspruch nehmen zu können, geht mit der Pandemie die Menschlichkeit den Bach runter." Die Herausforderungen seien für alle neu, "so dass alle herausgefordert sind, neue Wege zu finden“.
Der Caritasverband für die Diözese Würzburg kenne aus seiner 100-jährigen Geschichte viele Krisen, die erfolgreich gemeistert wurden. „Wir sind gut vernetzt und stark aufgestellt und werden unseren Beitrag leisten, um auch diese Krise mit Blick auf die uns anvertrauten Menschen zu überwinden.“

Wie Purlein mitteilt, sind Kurzzeitübernachtungen für Obdachlose auch weiterhin gewährleistet, für männliche Obdachlose wie bisher auch in der Herberge in der Wallgasse. In der Sedanstraße indes werde eine Notfallunterbringung ermöglicht, wenn die Kurzzeitübernachtung der Christophorus Gesellschaft keine Kapazitäten mehr hat, heißt es von Seiten des Sozialreferats der Stadt.
Eine Notschlafstätte für obdachlose erwachsene Frauen bieten die Oberzeller Schwestern im Haus Antonia Werr am Haugerring. "Aufgrund des Virus wurden die Plätze von vier auf drei reduziert, damit jede Frau ein Einzelzimmer haben kann, Bad und Duschen sind aber gemeinsam zu nutzen", heißt es aus dem Kloster Oberzell. Ansonsten bleibe alles wie bisher. Auch das Tagesgeld werde weiter gezahlt. "Wir können ja schließlich nicht einfach die Pforten schließen. Wo sollen die Menschen denn dann hin?" Auch persönliche Beratung finde unter der Einhaltung von Sicherheitsabständen weiterhin statt.
Erlöserschwestern bieten weiter warme Mahlzeiten
Auch die Erlöserschwestern nehmen ihren Auftrag ernst und versorgen die bedürftigen Menschen trotz Corona weiter mit Mahlzeiten. Unter der Woche um 11.30 Uhr gibt es ein warmes Mittagessen in der Elisabethstube in der Bibrastraße. Dabei werden bestimmte Sicherheitsvorkehrungen getroffen, "so, dass derzeit immer nur eine bestimmte Menge an Leuten nacheinander hier essen kann, damit der Abstand gewahrt bleibt", heißt es. Die Brotzeitausgabe um 16 Uhr wurde erst einmal ausgesetzt, dafür gibt es mittags ein kleines Lunchpaket mit.
Unterdessen gründen sich in den sozialen Netzwerken immer mehr Gruppen, die Hilfsangebote und Anfragen, etwa für die Kinderbetreuung in Zeiten geschlossener Kitas und Schulen oder für Einkäufe und Gassi gehen, Hilfen für Menschen, die unter Quarantäne stehen, bündeln. Eine dieser neuen Facebook-Gruppen ist #CoronaCare Würzburg hilft sich, eine andere ist "Corona-Hilfe Würzburg und Umgebung", mit der die Initiatoren Hilfsangebote und Ersuchen in und um Würzburg miteinander verknüpfen wollen. Auch die Gemeinschaft Sant' Egidio hat eine Hotline eingerichtet für Fragen und Hilfesuche rund um Corona (Telefon: 0931 3229436).
"Es ist toll, welch ein Miteinander auch in diesen schwierigen Zeiten entsteht", sagt die Leiterin des Sozialreferats, Hülya Düber, und hebt beispielsweise den Einkaufsdienst des Roten Kreuzes hervor oder das Engagement der Freiwilligenagentur Würzburg, die nun eine Datenbank eingerichtet hat, in der Hilfsangebote von Bürgern eingepflegt und bedarfsgercht aktiviert werden können. Unterstützungsangebote können via freiwilligenagentur@stadt.wuerzburg.de gemeldet werden.
Angebot für hilfsbedürftige Senioren erweitert
Auch für eine weitere hilfsbedürftige Gruppe wurde das Angebot erweitert, berichtet Düber. Das "Seniorentelefon" ist ein Angebot für alle Senioren und hilfsbedürftige Menschen, die einen akuten nichtmedizinischen Hilfebedarf haben. Die Hotline ist von Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr (Telefon: 0931 373510) erreichbar. Die eingehenden Anliegen werden in enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Wohlfahrtsverbänden und mit Unterstützung ehrenamtlicher Strukturen, in enger Absprache mit der Freiwilligenagentur Würzburg, bearbeitet, so Düber.