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Würzburg
Corona: Würzburger Schülerinnen starten Petition für Abitur-Absage
Aktuell sind die Abiturprüfungen nur verschoben. Warum jetzt zwei junge Frauen eine Absage fordern und welche Alternative sie anbieten.
Aktuell ist der Beginn der Abiturprüfungen für den 20. Mai geplant. Doch unter Schülern regt sich nun Widerstand.
Foto: dpa | Aktuell ist der Beginn der Abiturprüfungen für den 20. Mai geplant. Doch unter Schülern regt sich nun Widerstand.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:29 Uhr

Noch mindestens bis zum 19. April sind die Schulen in Bayern geschlossen und die Abiturprüfungen sind nach jetzigem Stand um drei Wochen auf den 20. Mai verschoben. In der kommenden Woche beschäftigen sich die Kultusminister der Länder damit, wie es nach den Osterferien in den Schulen weitergeht.

Auch eine Absage der Abiturprüfung sollte dann erfolgen – das finden zumindest zwei Schülerinnen aus Höchberg und Eisingen. Romy Baierlipp und Franziska Racky haben hierfür eine Petition im Internet gestartet und einen Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und Kultusminister Michael Piazolo geschickt.

Innerhalb von einer Woche haben sie schon über 1000 Unterschriften unter der Petition "Durchschnittsabitur 2020 in Bayern" gesammelt. Den Brief an die beiden Spitzenpolitiker hat Baierlipp am Dienstag zur Post gebracht. In ihrem Schreiben stellen die beiden 18-Jährigen zwei zentrale Fragen: Wieso wird an den Prüfungen festgehalten, obwohl das Virus zum Zeitpunkt der Prüfungen längst noch nicht eingedämmt sein wird? Und welche Beweggründe erscheinen wichtiger  als die Eindämmung und das damit einhergehende Retten von Leben?

Durchschnittsabitur als Lösung

Als Lösung schlagen die beiden das Durchschnittsabitur, das sich aus den vorangegangen Leistungen der letzten beiden Jahre errechnet, vor. Wer sich verbessern möchte, kann dies in mündlichen Prüfungen über Videokonferenzen tun. Unterstützung erhalten sie neben den Online-Anhängern auch von etlichen Oberstufen in Bayern. 

Doch warum haben die beiden noch eine Petition gestartet? Eine ähnliche Unterschriftensammlung mit den gleichen Zielen gibt es auch auf Bundesebene bereits von zwei Schülern aus Hamburg. Sie hat mittlerweile fast 140 000 Unterstützer. "Bildung ist Ländersache. Deshalb waren wir der Meinung, dass es auch für Bayern eine solche Petition braucht", berichtet Baierlipp. Außerdem hofft sie auf die Vorreiterrolle der bayerischen Staatsregierung. Möglicherweise würden andere Länder dann schneller nachziehen, wie es auch bei anderen Maßnahmen in der Corona-Krise der Fall war.

"Bildung ist Ländersache. Deshalb waren wir der Meinung, dass es auch für Bayern eine solche Petition braucht."
Romy Baierlipp, Schülerin aus Höchberg

Unterstützung aus der Politik

Einzelne Politiker stehen hinter den beiden jungen Frauen. Matthias Fischbach, bildungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im bayerischen Landtag, will ihre Sorgen ernst nehmen und appelliert deshalb in einem Video an den Kultusminister. Andere Oberstufen aus ganz Bayern haben sich ebenfalls gemeldet. 

Der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft für den Bezirk Unterfranken, Martin Heilig, betonte, dass die Gesundheit der Schüler an erster Stelle stehe. Anders als die beiden angehenden Ursulinen-Abiturientinnen sah das Heiligs Lehrerkollege Peter Stegmann. Der Vorsitzende des Philologenverband Unterfranken empfahl bereits vor zwei Wochen zunächst abzuwarten. "Theoretisch sei es auch im September noch möglich, das Abitur nachzuholen", so Stegmann.

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Doch das ist aus Sicht von Romy Baierlipp keine Option. "Für manche beginnt dann schon die Ausbildung", erklärt sie. Außerdem sei es ohne einen Impfstoff unverantwortlich Schüler in die Schule zu schicken, besonders wenn Vorerkrankungen wie Asthma bestehen, so die 18-Jährige weiter. Auch die Vorbereitung aufs Abitur sei nicht ideal. Lehrer würden teils unkommentiert Aufgaben schicken und die psychische Belastung in den Familien sei durch die Corona-Krise ebenfalls hoch.

Ihre Argumente haben die Schülerinnen in dem Brief an die bayerischen Spitzenpolitiker genannt. Jetzt warten die beiden gespannt auf eine Antwort aus München. 

Romy Baierlipp, Abiturientin aus Höchberg, hat eine Petition gestartet und einen Brief an Markus Söder und Michael Piazolo geschrieben. Sie möchte, dass die Abiturprüfungen abgesagt werden. 
Foto: Dirk Baierlipp | Romy Baierlipp, Abiturientin aus Höchberg, hat eine Petition gestartet und einen Brief an Markus Söder und Michael Piazolo geschrieben. Sie möchte, dass die Abiturprüfungen abgesagt werden. 
Franziska Racky aus Eisingen ist Mitbegründerin der Petition 'Durchschnittsabitur 2020 in Bayern'.
Foto: Franziska Racky | Franziska Racky aus Eisingen ist Mitbegründerin der Petition "Durchschnittsabitur 2020 in Bayern".

Richtigstellung: In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass sich Matthias Fischbach mit den Schülerinnen solidarisiert. Das ist so nicht korrekt. Er hat sich lediglich dafür ausgesprochen ihre Sorgen ernst zu nehmen und hat deshalb an den Kultusminister appelliert, eine repräsentative Befragung nach drei Wochen Fernlernphase - insbesondere bei den Abiturienten - durchzuführen.

 
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  • post@herbertstapff.de
    @steve67: nichts
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  • schuema@web.de
    Erst freitags permanent Schule schwänzen und jetzt nach drei Wochen Zeit zu lernen Abitur absagen? Was geht in diesen Schülerhirnen vor?
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  • Doedi.wue
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  • etme.schmitt
    Auch die Auszubildenden müssen ihre Abschlussprüfungen schreiben, manche auch mit praktischer Ausbildungsunterbrechung durch Kurzarbeit. Und diese Note zum Ausbildungsende begleitet manchen noch das gesamte Berufsleben....... ich sehe keinen Grund, warum die Abiturprüfung nicht durchgeführt werden sollte.
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  • FischersFritz
    Zitat: „ich sehe keinen Grund, warum die Abiturprüfung nicht durchgeführt werden sollte.“

    Wegen der nicht gegebenen Vergleichbarkeit zu anderen Jahrgängen, zum Beispiel.

    Für jemanden, der ein Durchschnittsabi ansteuert macht das wohl keinen wirklichen Unterschied.

    Aber wenn Sie beispielsweise auf ein Medizinstudium hinarbeiten, dann sind sie auf jeden Punkt angewiesen – sonst wird das nichts mit dem NC. Und dass es in der aktuellen Situation schwieriger sein dürfte als in den Jahrgängen davor (und möglicherweise danach) dürfte auf der Hand liegen …
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  • mainpost@swamp.franken.de
    Aber was ist Ihr Vorschlag?

    Wie gefordert nur Durchschnittsnoten ist auch nicht vergleichbar.
    Prüfung erst nächstes Jahr (oder erst in einem halben Jahr) ist schlecht und auch nicht vergleichbar.
    Prüfung online ist auch nicht vergleichbar. Und betrugsanfällig.

    Das Problem ist halt, daß wir aktuell in einer nicht vergleichbaren Situation sind.

    Und zum NC: Immerhin sind von der Situation ja alle betroffen, die dieses Jahr Prüfung schreiben.
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  • kleinhenz_philipp@web.de
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  • rolandroesch@web.de
    Sollen stattfinden, wär das was bis zur Krise und danach gelernt wurde nichts weis hätte vorher auch eventuell Prüfung versiebt oder bestanden.
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  • Arcus
    wen interessiert in ein paar Jahren noch, ob es ein Notabitur war oder nicht? Besondere Rahmenbedingungen erfordern besondere Maßnahmen.
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  • al-holler@t-online.de
    Also ich kenne noch Weltkriegsteilnehmer, die - auch unverschuldet - aus der Schule heraus gerissen und an die Front geworfen und nach dem Krieg mit einem vereinfachten Abi ausgestattet wurden; Einige litten ihr Berufsleben lang unter Minderwertigkeitskomplexen oder man lies es sie dies teils äußerst spitzfindig spüren...
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  • b.schlusche@gmx.net
    Ich finde es momentan viel schlimmer, für diejenigen die 2021 die Schulen verlassen. Denen fehlt der Stoff von diesem Jahr, da ja jetzt erstmal Priorität auf die jetzigen Abschlussklassen gesetzt wird. Wie wird der Unterrichtsausfall für die nächstjährigen Abgänger komplettiert?
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  • Werner12
    Habe mich mit einer Betroffenen aus dem Bekanntenkreis unterhalten (telefonisch).
    Sie sagt sie würde gerne das Abitur schreiben weil sie sich sehr gut darauf vorbereitet hat.
    Sie hat halt nicht so viel gefeiert und ist nicht jedes Wochenende in den Clubs unterwegs.
    Es wäre völlig ungerecht das jetzt ihrer Rede nach auch die Nachlässigen, die alles auf den letzten Drücker lernen wollten, ihr Abitur in den Schoß gelegt bekommen.
    Es ist kein Problem in den Prüfungen Abstand zu halten.
    Und in den Pausen werden sich die jungen Erwachsenen sicher nicht wie Erstklässler balgen / sich zu nahe kommen.
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  • al-holler@t-online.de
    Also ich wäre da vorsichtig: Irgendwann wird der "Makel" eines NOTABITURS bleischwer an ihnen hängen und sie werden mit so einem zweitklassigen "Reife"zeugnis im Wettbewerb "hinten runter fallen".
    P.S.: recht namhafte Unterstützer/innen scheinen die Damen ja auch nicht zu haben
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  • mainpost@swamp.franken.de
    Ist eigentlich bekannt, wie sich üblicherweise die Durchschnittsnoten der letzten zwei Jahre und die Prüfungsnoten zueinander verhalten?

    Und "mündlichen Prüfungen über Videokonferenzen" finde ich irgendwie sehr "witzig". Ich hoffe, die Damen mußten in den letzten Wochen ihre Wohnungen kein einziges Mal verlassen. Einkaufen oder Spazierengehen scheint für sie ja sehr gefährlich zu sein.

    Ernsthaft: Bei einer mändlichen Prüfung sollte doch die Einhaltung des Sicherheitsabstandes kein unlösbares Problem sein.
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  • man könnte ja mal an die Abiturienten in Bayern oder auch deutschlandweit eine Umfrage starten, ob sie das Schuljahr nochmals nachholen wollen, wenn die zum teil schon erworbenen stellen in den betrieben bzw. an den unis die studiumplätze für 2021 freigehalten werden. mal gespannt, wer dann von den Abiturienten noch ein jahr länger die Schulbank freiwillig drücken würde.
    pseuch allen trotz dem corona frohe Ostern.
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  • hans.ebert@gmx.de
    Absolut nicht nachvollziehbar, was spricht gegen dass Schreiben des Abiturs. Derzeit ist es in den Schulen so leer, dass jeder Prüfling in einem eigenen Raum sitzen kann. Wer sich auf die 3 Wochen fehlende Schule beruft, kann nicht ernst genommen werden. Schule fand doch im Homeoffice statt und gerade von der "Bildungselite" kann erwartet werden, dass man damit umgehen kann und sich die fehlenden Inhalte selbst aneignen kann.
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  • hans.ebert@gmx.de
    Also mal ganz ehrlich, ich bin selbst Lehrerin und kann die Bedenken der Abiturienten nicht nachvollziehen. Ein Durchschnittsabitur aus den Leistungen der Vorjahre wäre gegenüber allen anderen Jahrgängen ungerecht und würde zu verfälschte Schnitten führen. Und das Argument, es würden 3 Wochen Präsenzunterricht fehlen ist lächerlich, mal ganz ehrlich.... wer zu diesem Zeitpunkt noch Lücken schließen muss, hätte dies vielleicht mal früher in Erwägung ziehen sollen. Auch kann man von Schülern der Oberstufe erwarten, dass gerade sie mal drei Wochen eigenverantwortlich - unter Anleitung ihrer Lehrer- daheim lernen. Außerdem sind alle Lehrer bei Fragen und Problemen stets bemüht, zu helfen. Das Argument, Abitur im September sei bei nicht Vorhandensein eines Impfstoffes unverantwortlich, gleichzeitig aber auf den Ausbildungsbeginn verweisen.... wo ist da die Logik??? Ausbildung ist ohne Impfstoff möglich, Abitur nicht? Man kann die Prüflinge in den derzeit leeren Schulen sehr gut aufteilen!
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  • anne-winzenhoeler@t-online.de
    Respekt vor den beiden jungen Frauen, die den Mut haben ihre Meinung in die Öffentlichkeit zu tragen. Verachtung habe ich nur über für diese Komnentarschreiber, welche nicht fünf Minuten nachdenken, sondern nur billige Vorurteile Bedienen über faule, bequeme, angehende Abiturienten. Wir haben selbst 3 Kinder die zu diesen "bequemen, faulen, zukünftigen Bildungseliten" gehören "Herr Meinheini" und haben deren Freunde/-innen oft bei uns zu Gast. Ich kann ihnen aus eigener Erfahrung sagen, dass diese jungen Leute deutlich mehr Respekt und Verantwortungsgefühl für ihre Mitbürger haben als die Meisten der Kommentarschreiber hier. Sie alle sollten sich einfach nur schämen für ihre billigen, unnützen Kommentare, darauf kann man aktuell wirklich gerne verzichten.
    P.S.: Meine Frau und ich gehören nicht zum sogenannten Bidungsbürgertum und haben "nur eine Ausbildung" gemacht, allerdings haben uns unsere Eltern gelehrt offen, fair und vorurteilsfrei mit andere umzugehen.
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  • Doedi.wue
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    es sind drei Wochen Unterricht ausgefallen! - ebenso wurde das Abitur um drei Wochen verschoben (Stand heute). Zudem schaut es ja gut aus, dass die drei Wochen nach den Osterferien VOR DEM ABITUR nachgeholt werden können.

    Ganz ehrlich - ich verstehe das Problem nicht und schlagkräftige Argumente die für das Durschnittsabitur sprechen sind mir auch noch nicht begegnet!

    Und ja es ist wahr: Von jedem Lehrling wird erwartet das er seine Lehre trotz Corona absolviert, die Studenten dürfen größtenteils schauen wie sie zurecht kommen, Realschüler und Hauptschüler "jammern" auch nicht derart öffentlich.
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