Es dürfte wie ein (wirtschaftlicher) Faustschlag ins Gesicht für viele Ladeninhaber gewesen sein: Als Ministerpräsident Markus Söder am Montagmorgen den Katastrophenfall ausgerufen hat, gab er auch bekannt, dass viele Geschäfte ab Mittwoch erst einmal schließen müssen. Nur Geschäfte, die für die Grundversorgung notwendig sind, dürfen weiter ihre Türen öffnen.
In der Würzburger Bevölkerung sorgte das offenbar für große Unruhe. Eine Mitarbeiterin eines Supermarktes in Rottenbauer berichtete davon, dass Kunden nun schon Klopapier-Pakete von den Paletten zerren würden, die eigentlich noch nicht im Verkaufsbereich stehen. In der Würzburger Innenstadt waren zudem ungewöhnlich lange Schlangen vor Bankschaltern zu beobachten. Doch Banken und Supermärkte haben weiterhin geöffnet. Söder teilte mit, dass die Öffnungszeiten auch ausgeweitet werden können.
Für Marco Trabold (Trabold Frischemärkte) ist das nicht einfach so möglich. Die Öffnungszeiten bleiben unverändert. "Dies geschieht ausschließlich zum Schutz und Wohle meiner Mitarbeiter und deren Familien. Denn irgendwann ist jeder Akku leer und braucht auch einmal Zeit, sich wieder zu regenerieren", schreibt er in einer Mitteilung in den sozialen Medien.
Buchhandlungen mit kreativen Ideen
Von der Schließung betroffen sind aber beispielsweise Buchhandlungen in Würzburg. Die Buchhandlungen Dreizehneinhalb, Knodt, Neuer Weg und Schöningh haben sich zusammen getan und aus der Not heraus ein Maßnahmen-Paket für die beiden nächsten Wochen zusammengestellt, damit die Versorgung mit Romanen, Sach- und Fachbüchern sowie Kinderbüchern gewährleistet werden kann.
Sie richten eine telefonische Hotline werktags von 10 bis 18 Uhr und am Samstag von 10 bis 13 Uhr ein, über die Bücher bestellt werden können. Mithilfe einer Bücher-Abholbox vor der Ladentür können zuvor bestellte Bücher mit Rechnung hinterlegt und kontaktlos abgeholt werden.
Handelsverband: Den Textilhandel wird es hart treffen
Wie sieht es in anderen Bereichen aus? Der Handelsverband Bayern geht davon aus, dass der Textileinzelhandel am schlimmsten betroffen sein wird. "Jetzt wird gerade die Frühjahrsmode geliefert, aber es kommen keine Kunden", beschreibt ein Sprecher die Situation. Würzburger Boutiquen haben auf die Schnelle auch Lösungen gefunden, um Umsatzeinbußen zu verringern.
Das Team des Geschäfts "Frau Hügel" teilt über die sozialen Netzwerke mit, dass sie Fotos von Outfits nun einfach auf die Bilderplattform Instagram stellt. Gefällt einer Kundin ein Stück, kann sie online die Bestellung aufgeben. "In eurem, in unserem und vor allem im Sinne der gefährdeten Menschen ist dies die einzige richtige Entscheidung, die wir aus tiefstem Herzen unterstützen", schreibt das Team zu der Schließung.
Auch andere Boutiquen äußern sich ähnlich zu den Anordnungen der bayerischen Landesregierung. Frank Walla, der das Geschäft "Frauensache" betreibt, unterstürzt die Schutzmaßnahmen, damit sich die Krankheit nicht schneller ausbreitet. Er schreibt aber auch in einer Mitteilung auf Facebook: "Geschäftlich trifft uns diese Situation sehr hart, vorallem uns Kleinunternehmen."
Forderung: Zusammenhalt stärken
Auch in der Eichhornstraße ist die Aufruhr groß, weiß Joachim Drescher, Sprecher der „Interessengemeinschaft Würzburg Neue Mitte". Er besitzt ebenfalls ein Kleidungsgeschäft, das er erst einmal schließen muss. Natürlich bedeute das gravierende Einbußen in den Umsätzen, dennoch sei der einhellige Tenor der Ladenbesitzer, dass die Maßnahme richtig sei. "Wir sind uns der gesellschaftlichen Verantwortung bewusst", sagt Drescher auf Nachfrage der Redaktion. Bereits vor der offiziellen Anordnung beobachteten Drescher und seine Kollegen, dass weniger Menschen in die Läden gekommen seien. Er hofft, dass der Einzelhandel vor Ort auch trotz dieser Zeit Bestand hat und nicht alle Kunden nach der Pandemie zu Kunden der großen Online-Plattformen geworden sind.