Die Corona-Krise stellt die gesamte Wirtschaft vor große Herausforderungen. Das merken Einzelhändler besonders. Viele müssen ihre Geschäfte schließen. Neben Boutiquen sind auch Einrichtungs- und Dekoläden von der Corona-Krise betroffen. Wie sie trotz der gezwungenen Schließung weitermachen.
"Wir arbeiten mit unseren Festangestellten weiter und hoffen, dass wir ohne Kurzarbeit durch die unsichere Zeit kommen", hoffen Birgit und Martin Oechsner. Die beiden sind die Geschäftsführer des Einrichtungsladen "Eckhaus" in der Würzburger Innenstadt. Sie haben sich einen neuen Weg gesucht, ihre Ware weiterhin zu verkaufen: soziale Netzwerke. "Wir sind verstärkt auf Instagram unterwegs und auf Facebook haben wir die Arbeit wieder aufgenommen", erzählen sie. Auf die Plattform stellen sie Waren nach Themen, bleiben jedoch auch telefonisch und per E-Mail für ihre Kunden erreichbar. Dabei liefern sie innerhalb Würzburgs kostenfrei.
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Die beiden Inhaber sind derzeit optimistisch gestimmt: "Die Resonanz auf unsere Aktivitäten ist erstaunlich hoch, sodass wir derzeit positiv vorausblicken." Trotz allem hoffen sie, dass man das Leben in der Innenstadt demnächst wieder ohne Einschränkung genießen kann.
Werbung über soziale Medien
Einen Online Shop hat das Eckhaus bislang nicht - anders als "Momo", die Einrichtungs- und Modeboutique in der Schustergasse. "Kommt vorbei und taucht ein in unsere Wohlfühl-Welt", steht auf der Website geschrieben. Da ein persönlicher Besuch derzeit aber nicht möglich ist, hält das Team engen Kontakt mit den Kunden über Instagram. "Wir posten täglich neue Stories und Posts mit Outfitinspirationen und Dekoideen", erzählt Inhaberin Patricia Hülsemann. Stories sind Bilder in sozialen Netzwerken, die nach 24 Stunden wieder verschwinden. Aber auch im Hintergrund gibt es genug Arbeit zu tun: Schaufenster dekorieren, putzen, aufräumen und Büroarbeit gilt es auch zu bewältigen. "Erledigen, was die ganze Zeit über liegen geblieben ist eben."
Kunden können auf den sozialen Medien Outfits betrachten und dort oder per E-Mail, Telefon oder WhatsApp bestellen. "Wir sind für alle Kontakte offen und richten uns ganz nach unseren Kunden." Das laufe zwar erfolgreich, sagt die Chefin - da das Geschäft vor der Zwangsschließung ganz im Sinne des Einzelhandels und dazu ausschließlich über direkten Kundenkontakt stattgefunden hat, sind die Bestellungen vergleichsweise gestiegen. Aber die Online-Einkäufe reichen bislang nicht, um sich übergangsweise über Wasser zu halten. "Wir sind daher für jede Bestellung sehr dankbar", sagt Hülsemann. Für die Kunden in Würzburg stelle sie die gepackten Tüten auch oft persönlich am selben Tag noch vor die Tür.
Weniger Einnahmen, Ausgaben bleiben aber gleich
Sie wirkt positiv – obwohl der wirtschaftliche Schaden kaum zu beziffern ist. Der Handelsverband Deutschland schätzt, dass jeden Tag 1,15 Milliarden Euro Einnahmen des Nicht-Lebensmittelhandels ausbleiben. Gleichzeitig laufen die Kosten für Gehälter und Versicherungen weiter. Insbesondere die oft hohen Mieten in den Innenstädten überfordern viele kleine und mittelgroße Handelsunternehmen binnen kürzester Zeit.
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Schlimme Gedanken hatte deshalb auch Heike Wolz der gleichnamigen Gärtnerei in Estenfeld (Lkr. Würzburg). "In den ersten Tagen bin ich in ein Loch gefallen, hatte extreme Zukunftsängste", erzählt die Inhaberin dieser Redaktion am Telefon. Heute hat sie es aus diesem Loch geschafft, hat sich aufgerafft und ein Konzept entwickelt, mit dem sie ihre Waren verkaufen kann, ohne den Laden zu öffnen. "Man kann es Drive In oder To Go nennen", sagt sie. So läuft das ab: Kunden bestellen per Telefon, Whatsapp oder E-Mail die Ware. Das Wolz-Team legt die Ware dann vor die Tür und die Kunden können sie abholen. Bezahlt wird über Paypal oder die Kunden legen das Geld in den Briefkasten. "Bei uns läuft also alles über Vertrauensbasis."
Under dem Motto "Stay-at-home-Strauß" kann die Ware allerdings auch nach Hause geliefert werden. "Wir wollen es den Kunden so einfach wie möglich machen." Und das laufe super, wie Wolz erzählt. Jedoch reiche es lange nicht aus, um den Laden über Wasser zu halten.
"Die Saison ist im Eimer, das kann man sich nicht schön reden. Aber wir machen das Beste draus und versuchen, den Schaden so gering wie möglich zu halten." Sie weiß: "Es ist nicht alles schlecht an der Krise, es bringt auch eine gewisse Zusammengehörigkeit." Die Gärtnerei-Inhaberin blickt positiv gestimmt in die Zukunft und vergleicht das Coronavirus mit ihren beiden Krebserkrankungen vor einigen Jahren: "Das habe ich damals gemeistert, dann schaffe ich Corona auch."