Experten schlagen Alarm: In der Corona-Pandemie bewegen sich Kinder und Jugendliche viel zu wenig. Die Sportangebote in Vereinen und Schulen fehlen. Die körperlichen und sozialen Folgen könnten weit über die Krise hinaus spürbar bleiben. An der Universität Würzburg beschäftigt sich Sportwissenschaftler Prof. Harald Lange seit vielen Jahren mit dem Thema Bewegung, auch über sein Institut für Bewegungsbildung und Bewegungsforschung (InBuB). Wie bewertet der 52-Jährige die aktuelle Situation?
Prof. Harald Lange: Wenn sich Kinder zu wenig bewegen, hat das in physiologischer und psychischer Hinsicht negative Folgen. Das können Übergewicht und Diabetes sein, ebenso Angst und Depressionsstörungen. Genau davon berichten bereits jetzt Ärzte und Psychologen.
Lange: Richtig. Bewegung, wenn man sie ganzheitlich versteht, hat immer auch einen sozialen Aspekt. Ich bewege mich zusammen mit anderen, Kinder spielen miteinander. Und dann gibt es den emotional-psychischen Bereich: Bewegung hilft mir dabei, mich auszugleichen, meine Stimmung zu beeinflussen. Deshalb ist sie gerade für Kinder ein Schlüssel zum Weltverstehen.
Lange: Das sind Studien zufolge die 10- bis 14-Jährigen. Gerade in dieser Altersgruppe braucht es eine gute Vernetzung zwischen dem informellen Bewegen und Spielen, also in der privaten Freizeit, und Angeboten des Sports in der Schule und im Verein. Eine anstehende Spiel- und Bewegungsoffensive muss dieses Netzwerk in den Blick nehmen.
Lange: Der Kollege erhebt Daten für seine Bewegungsstudien seit vielen Jahren, deshalb kann man daraus gut auf die Lockdown-Einflüsse schließen. Interessant war sein Befund zum Lockdown vor einem Jahr: Die Zeit des organisierten Sports in Schule oder Verein war damals weniger, aber die Kinder haben dafür deutlich mehr im Garten oder auf der Straße gespielt. Manche Kinder haben sich mehr bewegt als vorher.
Lange: Tatsächlich lief das anders. Im Winter sind auch die Bewegungszeiten in der privaten Freizeit zurückgegangen. Die Kinder hatten einfach weniger Gelegenheit dazu.
Lange: Die Freiheit ist der Schlüssel. Wenn man Kinder lässt, ihnen Zeit und Gelegenheit gibt – dann bewegen sie sich, gut und ausdauernd. Für Erwachsene leiten wir daraus die Aufgabe ab: Schafft den Kindern Bewegungsräume! Organisierter Art im Verein und in der Schule, aber auch informeller Art auf Sport- und Spielplätzen. Kinder wollen das.
Lange: Der Sportunterricht fällt meistens früh hinten runter, oft gemeinsam mit Musik, Kunst und handwerklichen Tätigkeiten. Das ist enorm bedauerlich! Wir wissen um die Bedeutung von Bewegung, Sport und Spiel für die Entwicklung von Kindern: Sie sind wichtig, um den Lernstoff in anderen Fächern richtig aufnehmen und verarbeiten zu können. Im ganzheitlichen Verständnis gehört Bewegung untrennbar zur Bildung und Erziehung von Kindern. Aber bei Problemen wie jetzt in der Pandemie fällt der Sportunterricht als erstes aus. Das ist ein großer Widerspruch.
Lange: Kinder müssen sich mehr bewegen können. Die Frage ist: Wie schaffen wir Umfelder dafür und halten trotzdem das Infektionsrisiko gering. Und wir müssen abwägen, welche Kolateralschäden wie Übergewicht oder psychische Störungen entstehen, wenn wir Kinder wegsperren. Das ist für die Politik schwierig, deshalb braucht sie Beratung aus Gesellschaft und Wissenschaft. Mein Rat wäre: Das Risiko der Kollateralschäden reduzieren und wieder mehr Bewegung zulassen, vor allem in den Sportvereinen und in der Schule.
Lange: Wir sollten jetzt darauf achten, das Bewegungsdefizit der letzten Monate auszugleichen. Dafür braucht es Programme, die den Kindern Spaß machen. Dann können sie gut aufholen. Entwicklung verläuft niemals linear, sondern mit Fortschritten und Rückschlägen. Institutionen wie Sportvereine, Kindergärten oder Schulen sind Schrittmacher für solche Aktivierungsprogramme – vor allem für Kinder, die sozial weniger begünstigt sind.
Lange: Leider ja. Manche Kinder konnten den Lockdown sogar positiv für ihre Hobbys nutzen. Und dann gibt es andere, die durch die Pandemie wirklich benachteiligt sind – durch ungesunde Ernährung, übermäßigen Medienkonsum und fehlende Bewegung. Betroffen sind vor allem Kinder, deren Eltern wenig Zeit haben oder sich selbst wenig bewegen. Oder die Wohnverhältnisse: Familien auf dem Land, mit eigenem Garten, haben ganz andere Möglichkeiten als in der Enge großer Mietshäuser. Durch die fehlenden Sportmöglichkeiten über Monate ist hier viel auf der Strecke geblieben. Es wird uns Jahre beschäftigen, um das wieder auszugleichen.
Hass ist es nach meiner Einschätzung nicht, aber andere Gruppen sind CDU/CSU und SPD aus wahltaktischen Gründen einfach wichtiger - schließlich ist die Hälfte der Unionswähler über 60 Jahre alt. Und Industrie und verarbeitendes Gewerbe hatten wohl die bessere Lobby, da sind Tests und Home-Office ja bis heute noch freiwillig.
und das war vor Corona anders?????
im Leben nicht...
Diese Pandemie bringt jetzt nur zum Vorschein
was schon jahrelang vor sich hinköchelte...
ein Kind das vor der Pandemie mit Fastfood und Spielekonsole aufgewachsen ist
wird jetzt doch nicht zur Sportskanone...
und auch mit Stadtkindern kann man spazieren gehn
auch wenn Spielplätze geschlossen sind...
nur gut das man für alles einen Grund findet... der einem passt!
Gerade im Alter von 10-14 haben die wenigsten Kinder Spaß am spazieren gehen.
Bewegung muss Spaß machen und das geschieht nun mal am ehesten beim Spiel und der Interaktion mit Gleichaltrigen.
Wir sind sehr dahinter her unseren 12jährigen in Bewegung zu bringen.
In den letzten Monaten war das ein sehr schwieriges Unterfangen... zunehmend fehlte jede Motivation.
Diese Woche war das erste mal Fußball Training- unter strengen Auflagen, aber immerhin.
Es war so schön unseren Großen mal wieder glücklich und ausgepowert zu erleben!!!!
Das ist einfach existenziell wichtig für die Kinder!