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Handthal
Frostnacht in Franken: Starke Schäden in den Weinbergen der Region
Die Eisheiligen haben zugeschlagen: Wegen der kalten Temperaturen rechnet der Fränkische Weinbauverband mit bis zu 30 Prozent Verlust in den Weinbergen.
Die Eisheiligen haben in der Nacht auf Dienstag viele Winzer wie Manfred Baumann in Handthal (Lkr. Schweinfurt) zum Verzweifeln gebracht. Der Frost hat in Unterfranken erhebliche Schäden angerichtet.
Foto: Thomas Obermeier | Die Eisheiligen haben in der Nacht auf Dienstag viele Winzer wie Manfred Baumann in Handthal (Lkr. Schweinfurt) zum Verzweifeln gebracht. Der Frost hat in Unterfranken erhebliche Schäden angerichtet.
Johanna Heim
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:41 Uhr

Aufgrund des Frosts in der vergangenen Nacht rechnet der Fränkische Weinbauverband mit einem starkem Verlust für die Winzer in Mainfranken. Nach ersten Einschätzungen geht der Verband von 25 bis 30 Prozent Verlust in den Weinbergen aus. "Wir sammeln gerade noch Daten, um zu sehen, wie sich die ganze Situation auswirkt", sagt Hermann Schmitt, Geschäftsführer des Fränkischen Weinbauverbands, gegenüber dieser Redaktion.

Schutz von Witterung abhängig

Schwere Schäden gebe es in den Weinbergen in Iphofen und Castell (Lkr. Kitzingen) sowie in Randersacker und Leinach (Lkr. Würzburg). Auch in Handthal im Steigerwald (Lkr. Schweinfurt) hat der Frost laut Schmitt großen Schaden angerichtet. Zum Beispiel bei Winzer Manfred Baumann. "Wir haben schon kräftige Frostschäden", berichtet er. Insgesamt hat der Winzer elf Hektar Weinberg – gut die Hälfte davon sei vom Frost angegriffen worden, je nach Lage seien sogar bis zu 80 Prozent der Triebe erfroren.

"Die ganze Mainschleife wurde schwer getroffen", sagt Hermann Schmitt. Trotzdem hätten viele Winzer teilweise Glück gehabt: Da sich im Maintal dichter Nebel gebildet habe, hätte der Nebel die Reben an den Steilhängen vor dem Frost geschützt. Glück im Unglück hatte deswegen auch Winzer Martin Göbel aus Randersacker (Lkr. Würzburg). Er geht von rund 30 Prozent Schaden in seinem Weinberg aus. "Bei uns ist es total unterschiedlich, das ist völlig lagen- und auch sortenabhängig." Nach Göbels erster Einschätzung komme bei ihm die Sorte Silvaner besser weg als der Bacchus.

Der Weinberg von Manfred Baumann in Handthal verschwand nicht unter der Nebeldecke: "Bei uns im Weinberg waren es minus 1,4 Grad", berichtet er. "Durch die klare Nacht war kein Schutz mehr für unsere Pflanzen da." Dabei hätte laut Baumann auch ein bewölkter Himmel schon gereicht, um seine Weinreben in der kalten Nacht zumindest etwas zu schützen.

Mai-Frost so verheerend wie seit 2011 nicht

Freilich sei es möglich, dass es in den Nächten Anfang Mai immer etwas kühler sei, sagt Christian Ehmann vom Deutschen Wetterdienst. Dennoch sei Frost im Mai eher selten und kein alljährliches Phänomen. "Die letzten Jahre waren zu dieser Zeit sogar besonders warm", so der Meteorologe.

Manfred Baumann aus Handthal (Lkr. Schweinfurt) hat elf Hektar Weinberg - gut die Hälfte davon sei in der Nacht auf Dienstag vom Frost angegriffen worden, je nach Lage seien sogar bis zu 80 Prozent der Triebe erfroren, berichtet der Winzer.
Foto: Thomas Obermeier | Manfred Baumann aus Handthal (Lkr. Schweinfurt) hat elf Hektar Weinberg - gut die Hälfte davon sei in der Nacht auf Dienstag vom Frost angegriffen worden, je nach Lage seien sogar bis zu 80 Prozent der Triebe ...

Zwar hätten die Eisheiligen ihren Namen nicht von ungefähr, meint auch Hermann Schmitt. Doch dass es noch einmal so kalt werden würde, damit hätten weder der Verband noch die Weinbauern gerechnet. "Statistisch gesehen hatten wir in den letzten zehn Jahren nur einmal Mai-Frost, 2011 war das", berichtet er. "Davor gab es das 30 Jahre nicht. Auch deswegen ist der Frost ein Ereignis, das uns jetzt besonders getroffen hat." Auch Baumann, der seit über 40 Jahren Winzer ist, kann die Aussage unterschreiben. "2011 ging das los, vorher hat man das gar nicht gekannt."

"Der Spuk ist noch nicht vorbei."
Winzer Martin Göbel

Wegen der warmen Temperaturen in den vergangenen Wochen sei die Entwicklung bei vielen Trieben bereits weit fortgeschritten gewesen, so Schmitt. "Jetzt kommt es darauf an, wie groß der Schaden ist. Aber viele Triebe werden sich von dem Frost nicht erholen." Zwar gibt es Möglichkeiten, die Weinreben vor Frost zu schützen, beispielsweise durch Gelkerzen. Die Kerzen strahlen im Umkreis von mehreren Metern bis zu zwei Grad Wärme ab. Dass Winzer ihren Weinberg mit den Gelkerzen schützen, sei allerdings nicht die Norm, erklärt Schmitt – zu teuer für viele Betriebe. Auch Baumann verwendet keine Gelkerzen. "Pro Hektar kostet das bis zu 2500 Euro, außerdem brennen die Kerzen nur eine einzige Nacht durch." Eine andere Möglichkeit ist der Schutz durch sogenannte Frostruten. Dabei wird eine der Reben auf den Draht an den Rebstöcken gebogen, während die anderen normal stehen. "Dadurch kann es passieren, dass nur die gebogene Rebe erfriert", erklärt Martin Göbel. "Aber auch die Frostruten-Taktik hat nichts genützt."

Der Frost hat erhebliche Schäden an den Weinstöcken von Manfred Baumann angerichtet.
Foto: Thomas Obermeier | Der Frost hat erhebliche Schäden an den Weinstöcken von Manfred Baumann angerichtet.

"Wir hoffen jetzt, dass der Frost nicht nochmal kommt", so Verbandschef Schmitt. Genau darauf hoffen auch die beiden Winzer. Laut dem Deutschen Wetterdienst wird es die nächsten Nächte noch vergleichsweise kühl bleiben, zum Wochenende könnten die Winzer in Mainfranken aber wieder aufatmen. Sowohl Baumann als auch Göbel werden die kommenden Tage trotzdem wie auf glühenden Kohlen sitzen – denn erst wenn es wieder wärmer wird, sehen sie, ob die ganze Rebe oder nur die Triebspitzen erfroren sind. "Der Spuk ist noch nicht vorbei", sagt Göbel. Und Baumann weiß: "Da müssen wir einfach auf den zweiten Austrieb warten."

 
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  • michi_duemig
    2020... März: Lockdown (wegen Corona), April: (fast) ein Monat kein Regen, Mai: Nachtfrost, Juni: ??? verrückt
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  • Arcus
    Wein ist im Überfluss vorhanden. Also nicht systemrelevant
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Der Klimawandel macht halt auch dem Wein zu schaffen, aber nicht weil es zu kalt wäre. Nein, vor den Eisheiligen ist es in den letzten Jahren zu warm und alles was blühen kann blüht paar Wochen zu früh, falls es nicht in der Aprilhitze vertrocknet.
    Und dann kamen in den letzten Jahren halt doch die Eisheiligen mit ein wenig Nachtfrost daher.
    Was hilft? Ein neuer Klimawandel.
    Es muss entweder kälter werden, so wie vor 50 Jahren. Oder es muss noch wärmer werden, beides aber bitte mit idealer Regenmenge und Sonne wenn sie gebraucht wird.
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  • Irmgard1
    Wie beten die Winzer.
    Herr schick uns Frost, dass der Most was kost.
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  • ludwigbuettner
    Also, in der Weinbaugemeinde Wirmsthal ( LKR.Bad Kissingen ) liegt der Schaden bei exakt 100% ohne Ausnahme ! Im gesamten Saaletal sieht es nach Aussagen von Winzerkollegen vor Ort nicht besser aus. Für den einen oder anderen Kleinwinzer ist diese Katastrophe sogar Existenzbetrohend. Es ist ja nicht nur die diesjährige Ernte erfroren sondern es enzstanden in den letzten 5 Jahren auch durchgehend Schäden von 50-80 % durch Frost und fehlende Niederschläge in der Region Wirmsthal, Ramsthal und Hammelburg ! Nur wer dieses Terroir an der Fänk. Saale kennt wird es verstehen, wenn einige Winzer die jahraus- jahrein für fast nix an den Steilhängen rumbuckeln nach so einem herben Tiefschlag sagen, entweder uns hilft jemand oder wir müssen hinschmeißen. Wer das nicht verstehen will und diesen Winzern eine Beihilfe nicht gönnt, sollte dann bitte zum Discounter:
    " 6 Frankenboxbeutel 5,99 €"
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  • bundmufr@web.de
    Wie Sie schildern sind derartige Schäden durch Frost nicht neu sondern schon fast wiederkehrend. Da stellt sich doch fast die Frage ob diese Lagen überhaupt geeignet sind. Von Mißgunst bzgl. einer Beihilfte kann da auch nicht die Rede sein, es stellt sich die Frage aufgrund der wiederkehrenden Vorkommnisse ob da eine Beihilfe überhaupt noch einen Sinn macht. Stellen Sie sich mal vor in Wirmsthal eröffnet ein Supermarkt und ruft dann nach mehrmaligen negativen Jahresergebnissen nach Beihilfte. Diese wird man ganz klar verweigern. Da der Standort nicht geeignet ist trägt er die Schuld ganz alleine.
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  • stefan.behringer@web.de
    Der Ruf nach Entschädigung wird nicht lange auf sich warten lassen.
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