Der Fasching fällt in diesem Jahr weitgehend aus. Schuld ist die Corona-Pandemie. Prunksitzungen, Rathausstürme und Umzüge sind aufgrund des hohen Infektionsrisikos untersagt. Mit einem Trick will eine Gruppierung das Verbot aber umgehen und am Rosenmontag einen Ersatz-Faschingszug in Würzburg veranstalten. Dahinter stecken allerdings keine Karnevalisten.
Faschingsvereine um Unterstützung gebeten
Bereits am vergangenen Wochenende erreichte mehrere unterfränkische Faschingsvereine eine E-Mail. Darin schreibt der Absender, der sich Matthias nennt: "Wir planen für Rosenmontag einen kleinen Umzug in Würzburg, den wir als Demonstrationszug anmelden wollen. Natürlich unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen." Gleichzeitig bittet Matthias die Vereine um Unterstützung und fragt, ob es möglich sei, "bei euch etwas auszuleihen, was man für einen Faschingsumzug braucht".
Der Fastnacht-Verband Franken distanzierte sich umgehend "in aller Form von diesem Aufruf und derartigen Planungen". Es sei schlimm, schrieb der unterfränkische Bezirkspräsident Tobias Brand per E-Mail an die Vereine, "dass gerade in der jetzigen Zeit Menschen versuchen, unter dem Deckmantel des karnevalistischen Brauchtums ihre Interessen durchzusetzen". Die Faschingsvereine sollten das Vorhaben "keinesfalls unterstützen". Brand weiter: Der Aufruf sei "vermutlich durch Rechtsextremisten in Umlauf gebracht" worden.
Stadt verbietet Motivwägen und Schunkelmusik
Am Donnerstag bestätigte die Stadt Würzburg, dass für den Montag eine entsprechende Demonstration angemeldet wurde. In der Innenstadt werde es daher zwischen 15.30 und 18.30 Uhr zu Verkehrsbehinderungen kommen. Die Organisatoren seien dieselben wie bei den "Eltern stehen auf"-Demos, auf denen seit Wochen die Corona-Maßnahmen kritisiert, die Gefahr, die von dem Virus ausgeht, verharmlost und Verschwörungstheorien verbreitet werden.
"Bei dieser Demonstration handelt es sich nicht um einen Faschingsumzug oder eine Ersatzveranstaltung für einen Faschingszug!", betont die Stadt in einer Mitteilung vom Donnerstag. Der Versammlungsleitung sei mitgeteilt worden, dass die Demonstration "im Erscheinungsbild nicht den Eindruck erwecken darf, die in der Gesamtwirkung an einen Faschingsumzug oder ein traditionelles Faschingstreiben als Brauchtum erinnern". So seien unter anderem Motivwägen untersagt, ebenso "jede hergebrachte Darbietung üblicher Faschings- oder Schunkelmusik". Auch dürfen keine Süßigkeiten geworfen oder Alkohol getrunken werden. "Eine Kostümierung der Teilnehmer konnte leider nicht untersagt werden", so die Stadt weiter.
Oberbürgermeister Christian Schuchardt erklärte: Alle Narren seien gezwungen, auf ihre Faschingsumzüge in der Pandemiezeit zu verzichten. "Ich halte daher den Versuch, der Gruppierung 'Eltern-stehen-auf', unseren traditionellen Faschingsumzug zu vereinnahmen, für übergriffig. Sie missbrauchen traditionelles Brauchtum für ihre Zwecke und wollen in Kostümen politische Stimmung machen. Diese Instrumentalisierung des Faschings durch den gewählten Tag und die Form hinterlässt einen sehr, sehr schalen Beigeschmack."
Ärger beim Fastnacht-Präsidenten
"Eltern stehen auf" geht offen mit dem Plan um. Vergangener Dienstagabend, Stadtteil Heidingsfeld: Am Ende einer Demonstration der Corona-Leugner lädt ein Redner für Rosenmontag zu dem "Faschingszug" ein. Ein Videomitschnitt der Rede wurde auf dem Online-Nachrichtendienst Telegram verbreitet. Unter dem Gejohle der Anwesenden nennt der Redner Treffpunkt und Uhrzeit, spricht mit Blick auf den corona-bedingten Faschingsausfall von einem "Kulturraub", den man "in unserer Stadt" nicht zulassen werde. "Deswegen demonstrieren wir für den Fasching."
Der unterfränkische Fastnacht-Präsident Brand ärgert sich. Die Aktion missbrauche das Brauchtum und die Vereine. Die Vereine im Fastnacht-Verband "geben sich Mühe, das beste aus der Situation zu machen, sind kreativ, organisieren Online-Veranstaltungen", so Brand im Gespräch mit der Redaktion. Da sei es "umso ärgerlicher", wenn man mit Corona-Leugnern in Verbindung gebracht werde.
Unterdessen geistert durch die Sozialen Medien ein weiterer Aufruf: Eine Gruppe, die sich "Verbund deutscher Karnevalisten" nennt – eine Organisation, die es so gar nicht gibt –, ruft ebenfalls für den Rosenmontag zu einer "Schlüsselübergabe" in den Rathäusern in "jeder deutschen Stadt" auf. Auch hier distanzierten sich der Bund Deutscher Karneval und der Bund Deutscher Karneval-Jugend. In dem unter anderem auf Facebook verbreiteten Video-Aufruf spricht eine Frau im Stile einer Büttenrede von "Verrätern" in den Rathäusern und "Bürokraten, die unser Leben stehlen".
Wir leben in einer Demokratie, die sich unter anderem darauf stützt, dass jeder in diesem Land seine Meinung frei sagen kann.
Auch wenn mir diese nicht gefällt bzw ich sie nicht Teile, so muss ich es doch aushalten, dass es Menschen gibt, die Gewisse Dinge anders sehen. Ist aus meiner Sicht erstmal nicht schön, ist aber dann nun mal so.
Wenn hier aber andere teils heftig beleidigt werden, einer hier sogar dazu auffordert, die Demonstranten mit Lebensmittel zu bewerfen, dann geht das zu weit. Zudem Frage ich mich, warum solch ein Kommentar überhaupt veröffentlicht wurde.
Ich selbst stehe hinter den Corona Maßnahmen und halte mich auch daran, höre bzw lese mir aber auch die Meinung von Menschen an, welche hier in der Kritik stehen, sprich ....Ich habe mir die Seite der Bewegung "Eltern stehen auf" mal angesehen. Corona wird hier nicht geleugnet, lediglich die Maßnahmen kritisiert.
Aber wenn jemand sagt "wir leugnen Corona nicht" aber gleichzeitig fordert "keine Masken, kein Abstand, kein ...", dann paßt das nicht zusammen. Das gefährdet in diesem Fall gerade die Kinder. Da hört der Spaß auf.
"Keine FFP2-Masken, OP-Masken reichen" oder so könnte ich nachvollziehen.
Und nebenbei: Wer "Eltern stehen auf Würzburg" zugesteht, ihre gefährliche Meinung zu verbreiten, der muß auch anderen eine andere Meinung zugestehen. Gut, das mit den Lebensmitteln ist nicht OK. Mit Lebensmitteln spielt man nicht.
noch viel zu wenig. denke,an vielen orten und städten wird die polizei wohl das kommende wochenende einige überstunden zu leisten haben, damit nicht mancherorts die lage eskaliert. bei uns haben auch so geistreiche einen "famlienfaschingszug" geplant. faschingsclub distanziert sich davon. müsste eimerweise regnen, damit ab 13 00 die straßen unpassierbar wären, dann würden alle schön brav zu hause bleiben, denn das nass
auf kalte straßen ... kennt ja jeder aus eigener erfahrung!
Wie bekloppt kann man eigentlich sein?
Den Behörden wünsche ich etwas mehr Mut dabei, Subjekte auszusortieren, die die Freiheiten und Möglichkeiten der Demokratie dazu verwenden, sie gegen eben diese einzusetzen. Man möchte speien..!
Die Personen versuchen "normale" Sachen zu missbrauchen - das ist verwerflich.
Ein vorläufiger Höhepunkt wurde wohl hier erreicht:
https://www.mainpost.de/regional/bad-kissingen/anschlag-auf-ice-durchsuchungen-mehrerer-wohnungen-art-10564176
Da werden vollkommen unbeteiligte, unschuldige Personen und Unternehmen abgestraft oder sogar in Lebensgefahr gebracht.