Welche Aussagekraft die amtlich registrierten Corona-Infektionszahlen angesichts einer hohen Dunkelziffer überhaut noch haben, ist fraglich. Abseits absoluter Zahlen lässt sich aus ihrer zeitlichen Entwicklung aber ein Trend ablesen - und der geht in Stadt und Landkreis Würzburg seit einigen Tagen wieder steil nach oben. In der vergangenen Kalenderwoche wurden dem Gesundheitsamt in Würzburg insgesamt 1832 Neuinfektionen gemeldet - das sind knapp dreieinhalbmal mehr als in der Woche zuvor.
"Durch die kälteren Temperaturen zieht es wieder mehr Menschen in die Innenräume und mit der normalen Erkältungswelle steigen auch die Corona-Infektionen wieder an", sagt die zuständige Geschäftsbereichsleiterin im Landratsamt, Nina Opfermann. In der Stadt Würzburg ist die Zahl der Neuinfektionen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner zum Wochenende auf 593,2 angestiegen. Im Landkreis lag die Sieben-Tage-Inzidenz zum gleichen Zeitpunkt bei 571,1.
Dass das Robert-Koch-Institut zu Wochenbeginn deutlich niedrigere Werte veröffentlicht hat, führt Opfermann auf die verzögerte Weitergabe der Daten infolge des Feiertags zurück. Vielmehr geht sie davon aus, dass eine erneute Corona-Welle bevorsteht und die Inzidenzen in der Region Würzburg schnell wieder die Marke von 1000 überschreiten könnten.
Die gute Nachricht dabei: "Wir sehen derzeit keine schweren Krankheitsverläufe." Gleichzeitig sei mit Zulassung des an die Varianten BA.4/5 angepassten Impfstoffs wieder ein leichter Anstieg der Impfzahlen bei den Booster-Impfungen zu verzeichnen. Das staatliche Impfzentrum verfährt dabei nach der Empfehlung der ständigen Impfkommission (STIKO), die eine zweite Booster-Impfung erst ab einem Alter von 60 Jahren empfiehlt. Wer jünger als 60 ist und aufgrund seiner persönlichen Lebensumstände eine zweite Booster-Impfung möchte, sollte sich deshalb mit seinem Hausarzt in Verbindung setzen, so Opfermann.
Gebremst wird die Bereitschaft zur Booster-Impfung derzeit aber auch noch durch die Nachwirkung der hohen Infektionszahlen im Frühsommer. Gemäß der STIKO-Empfehlung soll eine weitere Impfung nämlich frühestens ein halbes Jahr nach einer durchgemachten Infektion verabreicht werden.
Beim Blick auf die Landkreiskarte ergibt sich ein uneinheitliches Bild, das keine Infektionscluster erkennen lässt. In der Gemeinde Tauberrettersheim mit knapp 900 Einwohnern genügen elf Neuinfektionen, um die örtliche Inzidenz auf den Spitzenwert von 1276 ansteigen zu lassen.
Unklar ist weiterhin die Dunkelziffer unerkannter oder nicht registrierter Ansteckungen. Im Gesundheitsamt weiß man, dass viele Infizierte einen positiven Schnelltest nicht durch einen PCR-Test bestätigen lassen und die Infektion deshalb nicht in die amtliche Statistik eingeht. Weil kaum noch anlasslose Test durchgeführt werden, bleiben auch viele symptomfreie Infektionen unerkannt.