Die letzten Nachprüfungen für das diesjährige Abitur sind vorbei, jetzt können sich die Schüler erst einmal zurücklehnen. Sowohl die Prüfungsvorbereitungen als auch der Prüfungsablauf waren in diesem Abschlussjahr alles andere als normal. Längere Zeit stand auch ein Durchschnittsabitur im Raum, wodurch die Prüfungen völlig ausgefallen wären.
Romy Baierlipp, Abiturientin an der Würzburger St.-Ursula-Schule, hatte im April eine Petition für die Absage der Prüfungen gestartet. Diese hatte allerdings keinen Erfolg. Für die Höchbergerin liefen die Prüfungen gut, und auch die Hygienemaßnahmen wurden laut ihrer Aussage so gut es ging, eingehalten. Es seien immer um die 13 Schüler in einem Raum gewesen, und jeder hätte einen Tisch mit Abstand zu den anderen gehabt. "Natürlich lag eine gewisse Aufregung und Unsicherheit in der Luft, gerade bei den ersten Prüfungen, aber das hat sich recht schnell gelegt", sagt Baierlipp.
Intensiver Unterricht und Prüfungen in Kleingruppen
Auch am Röntgen-Gymnasium in Würzburg liefen die Abiturprüfungen und Vorbereitungen unter besonderen Umständen. Nach Schulöffnung sei sofort mit Unterricht in allen Abiturfächern begonnen worden, teilt Schulleiter Klauspeter Schmidt mit. Hauptfächer wurden in einem höheren Stundenmaß und in differenzierten Gruppen unterrichtet. "Dies war in unseren Augen eine optimale, spezifisch zugeschnittene Prüfungsvorbereitung", so der Schulleiter.
Die Organisation der Prüfungen sei aufgrund des kleinen Abiturjahrgangs etwas leichter gewesen. "Wir haben in zwei Gruppen eingeteilt und in den Turnhallen geschrieben", sagt Schmidt. Für schriftliche und mündliche Prüfungen habe es einen Hygieneplan gegeben, der von einem Mitglied der erweiterten Schulleitung überwacht wurde.
Monika Zeyer-Müller, leitende Oberstudiendirektorin für Gymnasien in Unterfranken, blickt zufrieden auf die diesjährigen Prüfungen. "Die Abiturprüfungen sind insgesamt, gerade auch dank des professionellen und äußerst engagierten Einsatzes der Schulleitungen und der Kollegen, sehr geräuschlos und harmonisch verlaufen", so Zeyer-Müller. Angesichts der besonderen Bedingungen sei dies nicht selbstverständlich.
Seltsame Stimmung nach Prüfungen und Zukunftspläne auf Eis
Auch für Romy Baierlipp verliefen die Vorbereitungen und Prüfungen ohne Probleme, da sie zuhause genug Platz und Ruhe hatte. "Das einzige, was es mir erschwert hat, war die Unsicherheit, bis bekannt wurde, dass die Prüfungen tatsächlich stattfinden", so die Abiturientin. Die Stimmung nach den Prüfungen empfand sie als seltsam, "weil man sich nicht wie sonst vor Freude in die Arme fallen konnte."
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Die Zukunftspläne für die Zeit nach dem Abitur haben sich für viele Schüler aufgrund der Corona-Situation verändert, "gerade, wenn man geplant hatte zu reisen, oder als Au-Pair beziehungsweise für einen 'work and travel'-Aufenthalt ins Ausland zu gehen", so Baierlipp. Viele fänden aber andere Möglichkeiten oder würden den ursprünglichen Plan verschieben. "Schade ist es aber allemal."
Keine große Abifeier sowie Zeugnisübergabe in Schichten
Schade ist auch, dass die gewohnte Abifeier und Zeugnisübergabe im großen Rahmen ausfallen müssen. Bisher haben die Absolventen nur ihre Ergebnisse bekommen. "Die Zeugnisvergabe folgt in ein paar Wochen. Vermutlich werden wir dafür in Gruppen eingeteilt", so Baierlipp über die Regelung an der St.-Ursula-Schule.
Am Röntgen-Gymnasium werden die Abiturienten zur Zeugnisausgabe am 17. Juli in zwei Gruppen eingeteilt; jeder darf zwei Begleiter mitbringen. "Wir haben Tische im Pausenhof und werden eine kleine, offizielle Feier mit Abirede, Zeugnisübergabe und Musikeinlage gestalten", so Schmidt.
Für Romy Baierlipp stellt sich abschließend eine Frage: "Interessant wäre der Notendurchschnitt der jetzigen Abiturienten im Vergleich zu dem des vergangenen Jahres." Darauf kann Julia Kuntz, Pressesprecherin am Kultusministerium Bayern, noch keine Antwort geben. "Im Jahr 2019 lag der Durchschnitt bei 2,31 - Ergebnisse für 2020 liegen uns wahrscheinlich erst Ende Juli vor", so Kuntz.