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Würzburg
City Tree: "Die Leute setzen sich gerne auf die Bänke"
Stuttgarts Pressesprecher erklärt im Interview, warum die Stadt zwei City Trees hat. Die schlechte Luft in der Landeshauptstadt sei nicht der Grund dafür. Welcher dann?
Oberbürgermeister Fritz Kuhn vor dem Stuttgarter City Tree.
Foto: Stadt Stuttgart/Leif Piechowski | Oberbürgermeister Fritz Kuhn vor dem Stuttgarter City Tree.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:43 Uhr

In 16 europäischen Städten werden City Trees laut Hersteller derzeit ausprobiert. Einige davon sind bereits gescheitert, weil die Moose vertrocknet sind oder die Wände durch Vandalismus beschädigt wurden. Berlin und München haben kürzlich City Trees abgelehnt, weil sie die Luft nicht verbessern. In Stuttgart wurden zwei aufgestellt. Sven Matis, Leiter der Pressestelle des Stuttgarter Rathauses, berichtet über die Erfahrungen mit den künstlichen Bäumen. 

Sven Matis, Leiter der Pressestelle der Stadt Stuttgart.
Foto: Stadt Stuttgart | Sven Matis, Leiter der Pressestelle der Stadt Stuttgart.

Stuttgart ist die Feinstaub-Hauptstadt Deutschlands. Will man das Problem mit City Trees lösen, die angeblich diese Partikel filtern können?  

Sven Matis: Nein. Wir haben zwei City Trees ans tote Ende einer Straße platziert. Dort standen bereits drei Bäume und mehr können wegen Leitungen im Untergrund nicht gepflanzt werden.

So beleben wir den Platz, einfach indem wir mehr Grün in die Stadt bringen. Und die City Trees sind da ein Anreiz. Das funktioniert auch: Bei schönem Wetter haben sich die Passanten gerne auf die neuen Bänke gesetzt. 

Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) ist wegen der 115000 Euro teuren Anschaffung im Juni heftig kritisiert worden. Warum?

Matis: Die Kritik richtete sich vor allem gegen die Umweltleistung der City Trees. Damals hatte die Herstellerfirma Green City Solutions angegeben, dass ein City Tree die Wirkung von 275 Bäumen hat. Diese Behauptung erzürnte Fachleute. Auch unsere Umweltexperten haben Zweifel geäußert.  Wichtig ist, dass nicht die Luftreinhaltung im Vordergrund steht. City Trees tragen mehr Grün in die Stadt. Sie zeigen, dass wir die grüne Infrastruktur stärken wollen: 2018 und 2019 investieren wir dafür extra elf Millionen Euro in Stuttgart.

Vier Jahre sollen die Kunstbäume in der Esslinger Straße bleiben. Was kostet das die Stadt?

Matis: Wir zahlen insgesamt 115.000 Euro an die Firma Green City Solutions für Anschaffung, Aufstellung und Wartung. Dazu kommen die Kosten für Wasser und Strom - jährlich rund 1000 Euro. Wir probieren was Neues aus, wollen Erfahrungen sammeln.

Und wie sind diese?  Leben die Citytrees noch? In Tübingen ist laut Schwäbischem Tagblatt einer vertrocknet,weil die Bewässerungsanlage im Winter eingefroren ist. 

Matis: Unsere zwei leben noch. Aber wir merken, dass die Pflege nicht ganz ohne ist und man auf einige Dinge achten muss. Zum Beispiel hängt die Vitalität der Moose davon ab, dass die verwendeten Arten zum jeweiligen Standort passen oder auch von der Wasserhärte. Kalkreiches Wasser vertragen die Moose nicht. 

Welche Tipps hat Stuttgart für andere Städten beim Thema City Tree?

Matis: Städte funktionieren nur mit Grün. Eine grüne Infrastruktur ist so wichtig wie Stromleitungen, Straßen oder Kanäle. Dort, wo für Bäume oder Hecken kein Platz ist, können City Trees Schatten oder Kühle spenden oder einen Platz für eine Pause schaffen.

 
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