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OCHSENFURT
Die „Carmina Burana“ kommen nach Ochsenfurt
Die „Carmina Burana“ kommen nach Ochsenfurt       -  Da hat sich Renate Lindner was vorgenommen. In Ochsenfurt will sie Carl Orffs berühmtes Werk „Carmina Burana“ aufführen. Mehr als 100 Sängerinnen und Sänger aus Ochsenfurter und benachbarten Chören sollen mitwirken. Ist so etwas überhaupt zu schaffen? Ist es, sagt Renate Lindner nach ersten Sondierungsgesprächen mit verschiedenen Chören. „Es besteht Interesse, wir sind guten Mutes“, meint Lindner zuversichtlich. Als Datum für die Aufführung ist der 7. Juli 2018 ins Auge gefasst. Mehr als ein Jahr haben die beteiligten Chöre also Zeit, um ihre Beiträge einzustudieren. Kein enger Zeitplan, aber zu üppig ist er auch nicht. Denn die „Carmina Burana“ wirken in ihrer wuchtigen Gesamtheit durch das gut abgestimmte Zusammenspiel der Beteiligten. Die „Carmina Burana“ – sie flößen offenbar Respekt ein. Renate Lindner und Antje Eckhoff vom Liederkranz Ochsenfurt sitzen im Rathaus mit anderen Sängern zusammen. Vertreter des Männergesangvereins Frickenhausen, der Sing- und Spielgemeinschaft Ochsenfurt und des Chorprojekts Gelchsheim sind der Einladung zu dem Gespräch gefolgt. Als sie über das Werk diskutieren, wird Eines deutlich: Man muss sich schon ein Herz fassen, um sich in das Abenteuer „Carmina Burana“ zu stürzen. So viele Sänger, so schwierige Texte in lateinischer und mittelhochdeutscher Sprache, und so hohe Töne, dass sich der eine oder andere friedlich vor sich hin dirigierende Chorleiter fragt, ob seine Leute dieser Aufgabe gewachsen sind. Renate Lindner beruhigt: Alles halb so wild, meint sie. „Man muss nur sehr genau singen, und es sind ein paar hohe Takte dabei.“ Um diese abzudecken, würde Antje Eckhoff gerne auf zwei bis drei Musikstudentinnen zurückgreifen, die das „dreigestrichene C“ singen können. „Die meisten Laienchöre können das nicht“, sagt die Chorleiterin. Auch Oliver Trahndorff, Chorleiter des Männergesangvereins Frickenhausen und studierter Sänger, war an Aufführungen der „Carmina Burana“ schon beteiligt und ist begeistert. Das Werk sei ein Publikumsmagnet und funktioniere eigentlich immer, sagt er. Verschiedene Chöre werden benötigt: unter anderem ein Männer- und ein Kinderchor. Gerne möchte Renate Lindner auch Sängern ohne Chor die Chance geben, mitzumachen. Oder solchen, deren Chor sich nicht beteiligt. Alle Chöre müssen ihre Beiträge selbst einstudieren. Am Ende werden diese zusammengefügt und die Übergänge fließend gestaltet, um das Werk als Ganzes wirken zu lassen. Für diese diffizile Aufgabe konnte Renate Lindner einen Profi gewinnen: den Dirigenten Wolfgang Kurz, Leiter des Würzburger Kammerorchesters und der Churfränkischen Philharmonie, die als Orchester an der Ochsenfurter Aufführung ebenfalls mitwirken wird. Wolfgang Kurz habe schon zugesagt, sich mit allen Chorleitern treffen zu wollen, freut sich Renate Lindner. Bislang habe sie positive Rückmeldungen von verschiedenen Chören erhalten, sagt sie. Nicht nur Chöre aus Ochsenfurt, Frickenhausen und Gelchsheim hätten ihr Interesse bekundet, sondern auch aus Sommerhausen, Gnodstadt und Segnitz. Alle Sänger sollen übrigens einen Chorauszug gestellt bekommen. Ein finanzielles Risiko trügen die Chöre bei dem Vorhaben nicht, betonte Renate Lindner. Als Veranstalter soll die Stadt auftreten. Dazu bedarf es allerdings noch eines Stadtratsbeschlusses. Und der wiederum kann erst herbeigeführt werden, wenn sicher ist, dass das Projekt auch tatsächlich durchgeführt wird. Wo die Aufführung stattfinden könnte, steht noch nicht fest – möglicherweise auf dem Festplatz, sofern sich über der Bühne ein festes Dach installieren ließe. Denn einen Plan B für schlechtes Wetter muss es unbedingt geben. Die Wunsch-Location der Organisatoren wäre freilich der Ochsenfurter Marktplatz mit seinem historischen Ambiente. Sollte sich das realisieren lassen, käme eventuell die Dreifachturnhalle als Schlechtwetterspielstätte in Betracht. Wegen des großen Aufwands bei der Vorbereitung ist vorgesehen, gleich am Tag nach der Ochsenfurter Aufführung die „Carmina Burana“ noch einmal in Obernburg zu zeigen. In dieser Gegend ist die Churfränkische Philharmonie beheimatet. Renate Lindner verbindet mit den „Carmina Burana“ Erinnerungen an ihre niederbayerische Heimat. In Deggendorf, wo sie zur Schule ging, hat sie Carl Orff mehrfach getroffen. „Dieses zarte Männlein hat mich sehr beeindruckt“, sagt sie. Noch heute zählen die „Carmina Burana“ zu ihren Lieblingswerken. Wenn Renate Lindner diese kraftvolle Musik hört, dann richtig laut.
Foto: ARCHIVMARION HÖSSELBARTH | Da hat sich Renate Lindner was vorgenommen. In Ochsenfurt will sie Carl Orffs berühmtes Werk „Carmina Burana“ aufführen.
Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:15 Uhr

Da hat sich Renate Lindner was vorgenommen. In Ochsenfurt will sie Carl Orffs berühmtes Werk „Carmina Burana“ aufführen. Mehr als 100 Sängerinnen und Sänger aus Ochsenfurter und benachbarten Chören sollen mitwirken. Ist so etwas überhaupt zu schaffen? Ist es, sagt Renate Lindner nach ersten Sondierungsgesprächen mit verschiedenen Chören.

„Es besteht Interesse, wir sind guten Mutes“, meint Lindner zuversichtlich. Als Datum für die Aufführung ist der 7. Juli 2018 ins Auge gefasst. Mehr als ein Jahr haben die beteiligten Chöre also Zeit, um ihre Beiträge einzustudieren. Kein enger Zeitplan, aber zu üppig ist er auch nicht. Denn die „Carmina Burana“ wirken in ihrer wuchtigen Gesamtheit durch das gut abgestimmte Zusammenspiel der Beteiligten.

Komplizierte Texte und hohe Töne

Die „Carmina Burana“ – sie flößen offenbar Respekt ein. Renate Lindner und Antje Eckhoff vom Liederkranz Ochsenfurt sitzen im Rathaus mit anderen Sängern zusammen. Vertreter des Männergesangvereins Frickenhausen, der Sing- und Spielgemeinschaft Ochsenfurt und des Chorprojekts Gelchsheim sind der Einladung zu dem Gespräch gefolgt. Als sie über das Werk diskutieren, wird Eines deutlich: Man muss sich schon ein Herz fassen, um sich in das Abenteuer „Carmina Burana“ zu stürzen.

So viele Sänger, so schwierige Texte in lateinischer und mittelhochdeutscher Sprache, und so hohe Töne, dass sich der eine oder andere friedlich vor sich hin dirigierende Chorleiter fragt, ob seine Leute dieser Aufgabe gewachsen sind. Renate Lindner beruhigt: Alles halb so wild, meint sie. „Man muss nur sehr genau singen, und es sind ein paar hohe Takte dabei.“ Um diese abzudecken, würde Antje Eckhoff gerne auf zwei bis drei Musikstudentinnen zurückgreifen, die das „dreigestrichene C“ singen können. „Die meisten Laienchöre können das nicht“, sagt die Chorleiterin.

Das Werk ist ein Publikumsmagnet

Auch Oliver Trahndorff, Chorleiter des Männergesangvereins Frickenhausen und studierter Sänger, war an Aufführungen der „Carmina Burana“ schon beteiligt und ist begeistert. Das Werk sei ein Publikumsmagnet und funktioniere eigentlich immer, sagt er. Verschiedene Chöre werden benötigt: unter anderem ein Männer- und ein Kinderchor. Gerne möchte Renate Lindner auch Sängern ohne Chor die Chance geben, mitzumachen. Oder solchen, deren Chor sich nicht beteiligt.

Alle Chöre müssen ihre Beiträge selbst einstudieren. Am Ende werden diese zusammengefügt und die Übergänge fließend gestaltet, um das Werk als Ganzes wirken zu lassen. Für diese diffizile Aufgabe konnte Renate Lindner einen Profi gewinnen: den Dirigenten Wolfgang Kurz, Leiter des Würzburger Kammerorchesters und der Churfränkischen Philharmonie, die als Orchester an der Ochsenfurter Aufführung ebenfalls mitwirken wird. Wolfgang Kurz habe schon zugesagt, sich mit allen Chorleitern treffen zu wollen, freut sich Renate Lindner.

Der Marktplatz wäre die Wunsch-Spielstätte

Bislang habe sie positive Rückmeldungen von verschiedenen Chören erhalten, sagt sie. Nicht nur Chöre aus Ochsenfurt, Frickenhausen und Gelchsheim hätten ihr Interesse bekundet, sondern auch aus Sommerhausen, Gnodstadt und Segnitz. Alle Sänger sollen übrigens einen Chorauszug gestellt bekommen. Ein finanzielles Risiko trügen die Chöre bei dem Vorhaben nicht, betonte Renate Lindner. Als Veranstalter soll die Stadt auftreten. Dazu bedarf es allerdings noch eines Stadtratsbeschlusses. Und der wiederum kann erst herbeigeführt werden, wenn sicher ist, dass das Projekt auch tatsächlich durchgeführt wird.

Wo die Aufführung stattfinden könnte, steht noch nicht fest – möglicherweise auf dem Festplatz, sofern sich über der Bühne ein festes Dach installieren ließe. Denn einen Plan B für schlechtes Wetter muss es unbedingt geben. Die Wunsch-Location der Organisatoren wäre freilich der Ochsenfurter Marktplatz mit seinem historischen Ambiente. Sollte sich das realisieren lassen, käme eventuell die Dreifachturnhalle als Schlechtwetterspielstätte in Betracht.

Eine zweite Aufführung in Obernburg

Wegen des großen Aufwands bei der Vorbereitung ist vorgesehen, gleich am Tag nach der Ochsenfurter Aufführung die „Carmina Burana“ noch einmal in Obernburg zu zeigen. In dieser Gegend ist die Churfränkische Philharmonie beheimatet. Renate Lindner verbindet mit den „Carmina Burana“ Erinnerungen an ihre niederbayerische Heimat. In Deggendorf, wo sie zur Schule ging, hat sie Carl Orff mehrfach getroffen. „Dieses zarte Männlein hat mich sehr beeindruckt“, sagt sie. Noch heute zählen die „Carmina Burana“ zu ihren Lieblingswerken. Wenn Renate Lindner diese kraftvolle Musik hört, dann richtig laut.

Carmina Burana

Ursprung: Es handelt sich bei den „Carmina Burana“ (wörtlich: Beurer Lieder) um eine Sammlung von Texten in vorwiegend lateinischer und mittelhochdeutscher Sprache, die im 11. und 12. Jahrhundert entstanden und 1803 in der Bibliothek des Klosters Benediktbeuren entdeckt wurden. Das Original dieser Handschrift befindet sich heute in der bayerischen Staatsbibliothek. Sie gilt als die bedeutendste Sammlung weltlicher mittellateinischer Dichtung.

Vertonung Carl Orffs: Der Komponist und Musikpädagoge (1895-1982) schuf auf Grundlage einiger dieser Texte eine Neukomposition in drei Teilen. Die Uraufführung fand 1937 statt.

 
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