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Würzburg
Café Michel in Würzburg wird zum BrotHaus: Wie geht es nach dem Aus des Traditionshauses am Marktplatz weiter?
Ein mittelfränkischer Bäckereibetreiber mit über 60 Filialen folgt auf die über hundertjährige Ära des Café Michel. Wird jetzt alles anders in dem bekannten Kaffeehaus?
Marcus Fischer, Inhaber von BrotHaus, vor dem Café Michel in Würzburg.
Foto: Johannes Kiefer | Marcus Fischer, Inhaber von BrotHaus, vor dem Café Michel in Würzburg.
Lara Meißner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:57 Uhr

Wohl kaum eine Veränderung in der Würzburger Gastronomielandschaft hat in den letzten Monaten so viel Emotionen ausgelöst wie das Ende des Café Michel am Marktplatz. Nach 111 Jahren in Familienhand und damit vier Generationen Kaffeehaus-Geschichte schließt Geschäftsführerin Melanie Michel Mitte August das Traditionshaus.

Die Kommentarspalten waren voll mit Erinnerung: "Oh nein! Dort habe ich meine erste große Liebe gefunden", schreibt einer. "Dahin hat mich Tante Inge früher immer eingeladen", die andere. "Am meisten werden mir die Strudel fehlen!" beklagt der nächste und wieder jemand anderes schwärmt: "Die Schwarzwälder war ein Gedicht."

Eine traditionelle Handwerksbäckerei – aber mit vielen Filialen 

Und jetzt? Das Café Michel wird zu BrotHaus. "Das sind riesige Fußstapfen", sagt Marcus Fischer. Er ist Inhaber von BrotHaus, einer Handwerksbäckerei in vierter Generation aus Burgbernheim in Mittelfranken. Eine Handwerksbäckerei, ja - aber auch eine, die mittlerweile über 60 Geschäfte in Mittel- und Unterfranken betreibt. Wird also die Befürchtung wahr, die so viele Würzburger geäußert hatten und die Stadt wird um eine Schnell-Bäcker-Kette reicher?

Das Café Michel in Würzburg im Sommer 2022.
Foto: Thomas Obermeier | Das Café Michel in Würzburg im Sommer 2022.

"Nein", lautet die klare Antwort von Fischer. "Bei uns geht es um traditionelles Bäckerhandwerk. Sauerteigbrot mit langer Teigführung, gebacken im Holzofen, ein hochwertiges Konditoreiangebot. Es wird guten Kaffee aus Siebträgermaschinen geben, ein großes Frühstücksangebot. Die Torten bleiben, die Strudel bleiben, die Familie Michel überlässt uns sogar ihre Strudel-Rezepte.  Wir sind keine Schnellbäckerei. Nur weil es uns oft gibt und wir viele Filialen haben, heißt das nicht, dass wir nicht hochwertig sind."

Dass viele Würzburgerinnen und Würzburger so emotional auf die Übernahme reagieren, kann der 53-Jährige nachvollziehen: "Das sind mehrere Lebenswerke, die in diesem Café stecken und Geschichten, die dort geschrieben wurden." Ihn selbst haben nach Bekanntwerden der Übernahme Mails und Anrufe aus Würzburg erreicht, nicht alle davon waren freundlich.

Auch wenn er versuchen wird, das Kaffeehaus am Markt im Bewusstsein seiner 111-jährigen Tradition weiterzuführen, sagt er auch: "Wir werden kein Café Michel mehr sein. Das geht gar nicht. Wir wären immer nur eine schlechte Kopie dessen, was einmal war." 

Gebacken wird nicht mehr im Keller unter dem Marktplatz

Aktuell führt er mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Café Michel Gespräche, die sich bei ihm beworben haben. "Wir freuen uns über jeden, den wir im Team begrüßen dürfen." Derzeit rechne er damit, 30 bis 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Würzburg zu beschäftigen. Die Backstube, die bislang im Keller des Hauses zu finden war, wird es in der Form nicht weiter geben. "Wir backen zentral in Burgbernheim und planen, dreimal täglich frisch nach Würzburg zu liefern", so Fischer.

"Wir werden kein Café Michel mehr sein. Das geht gar nicht. Wir wären immer nur eine schlechte Kopie dessen, was einmal war."
Marcus Fischer, Inhaber von BrotHaus

Vor zwei Jahren sei die Familie Michel bereits das erste Mal mit der Frage auf ihn zugekommen, ob er sich vorstellen könne, das bekannte Würzburger Kaffeehaus zu übernehmen. "Ich war und bin total dankbar über dieses Vertrauen", sagt Fischer. Im letzten Herbst wurden die Pläne dann konkret. Nach der Schließung ab Mitte August wird dann zunächst eine Umbauphase folgen, bevor das Café voraussichtlich ab Februar oder März 2023 wieder eröffnet. Denn so liebgewonnen das Interieur des Cafés vielen Menschen in Würzburg auch ist - "wir müssen einiges sanieren".

Cafébetrieb im Erdgeschoss, im ersten Stock dann ein "Workspace"

Nicht nur die in die Jahre gekommenen Sanitäranlagen werden weichen müssen, die ganze Einrichtung wird modernisiert, die zwei Stockwerke werden anders aufgeteilt. "Unten werden wir einen klassischen Cafébetrieb haben, im ersten Stock einen 'Workspace', wo man sich auch mal mehrere Stunden zum Arbeiten zurückziehen kann ohne dauernd nachzubestellen."

Das Café Michel am Marktplatz in Würzburg: Aufnahme vom September 1980.
Foto: Silvio Galvagni | Das Café Michel am Marktplatz in Würzburg: Aufnahme vom September 1980.

Der Bestell- wie der Bezahlvorgang könne künftig digital abgewickelt werden, auch herkömmlich kann aber weiterhin geordert und die Rechnung beglichen werden. "Wir ergänzen das, was schon lange gut ist, um moderne Möglichkeiten", fasst Fischer zusammen. Die Stuckdecken etwa werden erhalten bleiben, der Straßenverkauf werde ausgebaut. "Es wird anders werden, ganz klar. Aber es wird gut bleiben."

Welche Erinnerungen haben Sie an das Café Michel? Erster Kuss, "Draußen nur Kännchen" mit Uroma Gisela oder Schule geschwänzt und stattdessen Strudel genascht - die Würzburgerinnen und Würzburger haben im Café am Oberen Markt viel erlebt. Was sind Ihre Erinnerungen? Wir wollen sie aufschreiben. Schreiben Sie uns bis zum 12. August, was Sie mit dem Café Michel verbinden an: redaktion.wuerzburg@mainpost.de oder an Main-Post Würzburg, Schönthalstraße 6, 97070 Würzburg.

 
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  • aljoscha.labeille@vcd-bayern.de
    3x am Tag aus 60km Entfernung die Backwaren nach Würzburg karren anstatt die vorhandene Backstube zu nutzen ist schonmal nicht sehr nachhaltig. Wie soll denn die Anlieferung in der Fußgängerzone erfolgen ? Nach 11 Uhr darf da nicht mehr reingefahren werden. Bei spären Lieferungn muss am Rand der Fußgängerzone entladen und zu Fuß oder mit Lastenrad angeliefert werden. Ich hoffe das haben die neuen Betreiber bedacht.
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  • mai2023
    Workspace.... Ich stelle mir gerade schweigende Männer in ihren Kommunionanzügen hinter einem Bildschirm vor..... So wie ein belbtes Café sein soll
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  • pelo
    Bäckereikette ? oh je, da schrillen sofort die Alarm-Glocken... am besten : abwarten, selbst testen u.
    dann urteilen.
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  • Logi
    Also abwarten, nix schimpfen, es kann auch mal besser werden in der heutigen Zeit. Ich bin gespannt.
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  • Arnold-Schreibservice@t-online.de
    Bin der gleichen Meinung! An alle Meckerer: Erst mal testen. Und wenn es angeblich schlechter ist, dann: besser machen! Meckern ohne Verbesserungsvorschläge wird nicht akzeptiert. Und daran denken: In der heutigen Zeit haben es alle Cafés und Restaurants schwer. Geben wir den Leuten eine Chance und unterstützen wir sie. Viele haben es uns allen schon mit tollen Angeboten gedankt - das sehen wir im Moment immer wieder!
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  • pedaltothemetall
    Ich war schon mehrmals in Burgbernheim beim Brothaus, obwohl ich aus Marktbreit komme: Sehr gute Qualität und auch geschmacklich <<<<<<<<<<topp<<<<<<<<<<. Und: Sehr nette Bedienungen, gilt übrigens 1:1 auch für den E Center in KT und den Kaufland. Also: Ihr solltet erst mal probieren und euch erst dann ein Urteil bilden!
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  • Weisenberger_ro@freenet.de
    Brothaus hat ein super leckeres Holzofenbrot. Kauf ich in Volkach, wenn ich mir dem Rad hinfahre.
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  • manfred-englert@hotmail.de
    Volkach? Ist dieses "Kohler Brothaus" dieser Kette zugehörig? Danke für die Antwort
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  • baeckerei.mahler@t-online.de
    kohler hat nur den namen abgekupfert,gehört nicht zu der "Kette" brothaus
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  • baeckerei.mahler@t-online.de
    in Volkach? bei wem, beim Kohler? der hat mit dem brothaus aber auch gar nichts zu tun.
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  • dhanna
    Ohje! Wo bekomme ich dann die leckeren Weihnachtsplätzchen, vor allem die Nougatherzchen her? Meine Kollegen warten jedes Jahr auf die Plätzchen aus Würzburg.
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  • gabcht20581207
    Cafe Fehrer, Cafe Kies und Cafe Hanselmann. Einfach mal mutig probieren. Sehr gute Sorten. Die Heinerli vom Fehrer, ein Gedicht mit verschiedenen Schokoladen. Freu/freu auf die schöne Adventszeit.
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  • Ironic
    Hat der Fehrer nicht längst geschlossen?
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  • gabcht20581207
    Verkaufsstelle ist Caffee etc. Eichhornstrasse 8 A.
    Der Sohn backt. Die schöne Frau Fehrer verkauft.
    Öffnungszeiten auf Facebook. Ab November. Beim Einkauf einen großartigen Espresso verkosten.
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  • Frankonius22
    Sehr schade. Aber geben wir "den Neuen" halt eine Chance.
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  • klafie
    naja, wenn es auch noch kuchen und kaffee gibt, dann sind ja unsere kaffeedamen aufs beste bedient.
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  • holzwurmxxx
    60 Filialen und 3 x am Tag beliefern. Ich weiß ja nicht. Aber Handwerk im Lebensmittelbereich ist für meine Begriffe ein anderer. In Frankreich darf sich ein „ Artisan Boulanger“ nur nenn, der hinter seinen Verkaufsladen selbst herstellt. Da würde es in Deutschland/Würzburg viel weniger Handwerkersbäcker geben. Aber wir sind ja in Deutschland, viel bla bla und jeder glaubt’s. Mahlzeit
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  • frosch86
    Tja, freiwillige vor. Nachts um 1 Uhr in die Backstube, backen, einräumen, sauber machen, Laden bestücken.

    Ein Brot ist ja mittlerweile alt wenn es am Abend noch verkauft wird. Es muss ja alles frisch sein. Wehe es gibt 5 Minuten vor Ladenschluss nicht mehr alles.

    Ganz ehrlich bei manchen freundlichen Kunden verstehe ich jeden Kleinbäcker, der irgendwann keine Lust und Nerven mehr hat, seine Backstube weiterzuführen.

    Ganz abgesehen von den Nachwuchssorgen.

    Hier wird sich auch kaum freiwillig jemand dafür interessieren?🧐

    Dann wird eben mehr industrialisiert.
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  • clubfan2@gmx.de
    bei 60 Filialen is nix mit 1 Uhr anfangen..
    ich denk mal die produzieren im Schichtbetrieb
    über den ganzen Tag verteilt.
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  • frosch86
    Es ging um kleine Betriebe.

    Schichtbetrieb ist schon klar bei großen, muss ja immer alles "frisch" vorgehalten werden.
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