
Es sorgte für Aufregung in den sozialen Medien: Am ersten Novemberwochenende vorigen Jahres waren zahlreiche Würzburger wegen des schönen Wetters an den Stein gepilgert, um dort die Sonne und auch den ein oder anderen Schoppen zu genießen, weil dies auf der Alten Mainbrücke schon nicht mehr erlaubt gewesen war. Stein des Anstoßes: So mancher schien es mit den vorgeschriebenen Abständen nicht so genau genommen zu haben, wurde beklagt.
Zudem gab's am Küchenhaus vom Weingut am Stein vom Küchenteam des Sternekochs Bernhard Reiser Silvaner und Bratwurst zum Mitnehmen. Während der Gastronom darauf setzte, dass sich die Leute an Wein und Wurst während eines Spaziergangs im Weinberg gütlich taten, und sie beim Kauf auch darauf hingewiesen habe, wie er im November auf Anfrage erklärte, dachten viele gar nicht daran. Sie blieben gleich oberhalb des Weingutes auf den Weinbergsmauern sitzen. Dies allerdings außerhalb der Grenzen des Guts, wie Bernhard Reiser betonte.
Noch im November wurde ein Verfahren zur Prüfung der Vorgänge eingeleitet
Fotos des Geschehens kursierten schnell auf Facebook, die Polizei wurde gerufen und erschien auf der Bildfläche. Die Beamten nahmen die Menschenmenge zur Kenntnis und konnten aber im Mitnahme-Verkauf des Gastronomen kein Fehlverhalten feststellen, wie eine Polizeisprecherin im November auf Anfrage erklärte. Sie erstatteten wegen des größeren Personenaufkommens Meldung über die Vorgänge bei der Stadt. Dieser erschien wohl als Wurzel aller Corona-Verstöße der to-go-Verkauf des Sternekochs. Man habe ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen ihn eingeleitet, erklärte am Montag darauf ein Rathaussprecher.
"Der Reiser", wie man ihn auch nennt, hatte den Wurst- und Weinverkauf an den Wochenenden erst einmal eingestellt. Stattdessen lud er an einem Samstag darauf seine Kritiker aus den sozialen Medien zur Diskussion in den Hof des Weingutes ein. Gekommen ist keiner.
Die Post von der Stadt liegt jetzt beim Anwalt des Gastronomen
Im Rahmen des Verfahrens habe sich der Gastronom geäußert, berichtete Claudia Lother von der Pressestelle des Rathauses jetzt auf Nachfrage. Das Ergebnis: "Wir haben ihm einen Bußgeldbescheid zugestellt." Mehr könne sie derzeit nicht sagen, da es sich um ein noch laufendes Verfahren handele, sagt Lother. Auch nicht, in welcher Größenordnung sich der Bescheid bewege.
Und auch Bernhard Reiser hält sich bedeckt: "Es ist richtig, ich habe Post von der Stadt erhalten", bestätigt er am Mittwoch lediglich. "Die liegt jetzt bei meinem Anwalt", sagt er. Mehr aber ebenfalls nicht.
Der Bußgeldkatalog "Corona-Pandemie" des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege listet für Verstöße gegen die Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung Bußgelder zwischen 250 und 25 000 Euro auf.
Das hält nie vor dem Verwaltungsgericht!
Kurzsichtig von der Stadt so einen Bescheid auszustellen, schafft nur Böses Blut!
Wann wurden die letzten Bußgeldbescheide, und wieviel an Privatpersonen, die von der Polizei kontrolliert und dem Ordnungsamt gemeldet wurden Versand.
Offene Straßenverkäufe gibt es doch tagsüber zu Hauf. Außerdem war doch im November nur Lockdown Light.
Dass „Am Stein“ (des Anstoßes) der Auflauf größer war, mag vielleicht an der besseren Lage, oder auch an dem besseren „fränkisch Fastfood“ liegen. Was kann aber der Betreiber dafür, dass der Kundenherdentrieb nicht regelkonform arbeitet?
Hätte man auch den amerikanischen Fleischklopsbrätern ein Bußgeld ans Knie genagelt, wenn dort beim Straßenverkauf mehr los wäre und sich die Herde nach der Essensausgabe nicht in alle Winde zerstreuen würde?
Richtig wäre meiner Meinung nach gewesen, Strafzettel an die Kundschaft zu verteilen, die sich nicht an die Regeln hält.
konsequentes Handeln steht hier nicht auf der Tagesordnung - Hauptsache einen Sündenbock ausgeguckt, ansonsten können alle machen was sie wollen. Könnte man nicht diesen ganzen Schlaumeiern im Range von Beamten bzw. öffentlich-rechtlich Angestellten mit Einkommensgarantie ein paar "solidarische Einbußen" zumuten, damit sie wissen, wie lausig es den Selbstständigen eh schon geht? Bevor alle möglichen Läden zumachen mit Verweis darauf, man könnte ja bestraft werden, weil sich die Leute, die da was eingekauft haben, unverantwortlich verhalten?
Ich hoffe, der Anwalt taugt etwas und die Stadt WÜ kann sich den Bescheid coronasicher über den Schreibtisch hängen. Zum Querdenker kann man werden...
Auf Veranstaltungen wäre das aber schon angebracht gewesen, oder? Schon alleine wegen des Beispielcharakters...
Aber natürlich trägt auch der Wirt eine Verantwortung, spätestens in dem Moment, wo er bemerkt, daß seine Aktion einen Menschenauflauf verursacht, der sich kontraproduktiv zu allen Vorsichtsmaßnahmen verhält. Wobei ich schon verstehen kann, daß man in Zeiten der gastronomischen Grabesstille gerne mal woanders hinsieht, wenn endlich mal wieder ein bißchen Kohle in die Kasse kommt. Jedenfalls hat der Herr Reisser sich anschließend absolut ok verhalten, den weiteren Verkauf eingestellt und, bemerkenswert, die Kritiker zum Gespräch aufgefordert.
Was in den Kommentaren berechtigt kritisiert wird ist das Verhalten der Polizei, richtig wäre es gewesen, die Leute zu ahnden, die den Mindestabstand nicht eingehalten haben. Da zu kuscheln aber dem Koch eine saftige Strafe aufzubrummen ist unverhältnismäßig und zutiefst unfair.
Denn es waren doch diese, die gegen die Regeln verstossen haben.
Es fehlt das Vertrauen.
Das Vertrauen beim Einhalten der Regeln hat Herr Reiser nicht gestärkt. Im Gegenteil, er hat der Branche einen Bärendienst geleistet.
Ich war im Sommer beim Besuch von Gasstätten (allerdingnur im Aussenbereich) immer wieder erstaunt. Viele Gasstätten waren konsequent. Zum Teil sehr konsequent. Nicht wenigen aber sind die Regeln am Allerwertesten vorbeigegangen. Die Vorsitzende der DEHOGA hätte sich besser mal darum gekümmert. Jetzt hinzugehen und zu jammern und auf Öffnungen zu pochen klingt zu populistisch. Übrigen meine Familie und ich gehen gerne zum Essen. Würden heute die Restaurants geöffnet, wir würden wegen der hohen Risiken und zum Teil nur mangelhafter Hygienekonzepte nicht hingehen. Im Sommer, wenn’s draußen möglich ist, die Inzidenzen zurückgegangen sind und wir möglicherweise mit dem guten Curevac Impfstoff geimpft sind, ja.