Noch elf Tage. Dann ist Bundestagswahl. Der Wahlkampf läuft auf Hochtouren, auch für Robert Habeck. Nachdem für den Co-Chef der Grünen am Dienstag Kassel und Erfurt auf dem Programm standen, beginnt der Mittwoch für Habeck in Würzburg.
Seinen letzten Auftritt in der Domstadt hatte er vor der Kommunalwahl 2020. Damals sprach er bei strahlendem Sonnenschein auf dem Marktplatz vor 3000 Menschen. Am Mittwochmittag muss er bei Nieselregen auf dem Schotterplatz am Rand der Talavera durch den Matsch laufen. Gedränge gibt es nicht. Gekommen sind dieses Mal etwa 300 Menschen, die meisten davon Grünen-Anhänger.
Für Sebastian Hansen ist es eine doppelte Klimawahl
Bevor Habeck die kleine Bühne betritt, spricht der Direktkandidat für den Wahlkreis Sebastian Hansen. Für ihn findet am 26. September eine Klimawahl statt – im doppelten Sinne. Neben der Umwelt gehe es auch um das gesellschaftliche Klima.
Der 26-Jährige geht im Bundestagswahlkampf 2021 zurück ins Jahr 2014. "Es war ein extrem erschreckendes und prägendes Erlebnis für mich", sagt er über den Beginn der Wügida-Proteste in Würzburg. Und bis heute fehlt ihm die klare Kante gegen rechts: "Das ist ein ganz großes Problem in diesem Land."
Beim Klimaschutz warnt Hansen vor Stillstand – und vor Andreas Scheuer: "Eine große Koalition würde weitere vier Jahre Andreas Scheuer als Verkehrsminister bedeuten." Beim Thema Klimaschutz müsse es nicht nur in die richtige Richtung gehen, sondern auch in der richtigen Geschwindigkeit. Selbstbewusst hofft er auf seine Chance, diese mit voranzutreiben: "Ich bin der Einzige, der Herrn Lehrieder schlagen kann."
Während Hansen auf der runden Bühne spricht, steht Robert Habeck davor im Regen. Von allen Seiten werden ihm Schirme angeboten. Dankend lehnt er sie ab. Dem Norddeutschen scheint das fränkische Wetter nichts anzuhaben.
Die Grünen wollen ihren Führungsanspruch einlösen
Habeck wäre gern selbst Kanzlerkandidat geworden, und auch in seiner Partei hätten das wohl viele für keine schlechte Idee gehalten. Warum, das zeigt sich unter anderem in der gut einstündigen Rede, die der 52-Jährige hält. Habeck, gewohnt in Jeans und lässiger Jacke, kann die (grüne) Welt so erklären, dass ihm die Zuhörerinnen und Zuhörer nicht nur zustimmen können, sondern sich auch noch gut unterhalten fühlen.
Als es für Habeck an der Zeit ist, die Bühne zu betreten, hört der Regen tatsächlich auf, wenn auch nur kurz. "Ich habe gehört, dass ich das Glücksschweinchen von Würzburg bin", sagt er in Anspielung auf die Grünen-Erfolge in der Domstadt. Dabei sei es genau andersherum gewesen. Erst durch den bayerischen Erfolg bei der Landtagswahl 2018 habe sich gezeigt, dass das Vertrauen in die Grünen da sei. Nun vor der Bundestagswahl gelte es, einen Führungsanspruch einzulösen.
Habeck fordert einen neuen Politikstil nach der Ära Merkel. "Ich habe großen persönlichen Respekt vor ihr, aber es ist an der Zeit, dass diese politische Ära zu Ende geht."
"Was soll Politik eigentlich sein?", fragt er. Der 52-Jährige vermisst die Debattenkultur, den politischen Streit. "Wahlkampf und Wirklichkeit haben bisher nicht gut zueinander gefunden", sagt er. Zwei Wochen vor der Wahl müsse es endlich um Antworten gehen: "Antwortlosigkeit darf nicht zur Verantwortungslosigkeit werden."
Als konkretes Beispiel nennt er das "Afghanistan-Debakel". Gerade die Rückholaktion zeige, wie Antwortlosigkeit zur Verantwortungslosigkeit geführt habe. "Fehlerkultur und Verantwortungsbewusstsein hängen zusammen", sagt er. "Beim Thema Afghanistan ist es erbärmlich, dass es keiner gewesen sein will. Die Verantwortung wird wie eine heiße Kartoffel hin- und hergeschmissen. Eine Regierung, in der es niemand gewesen sein will, braucht kein Mensch!"
Es darf nicht zu einem Vertrauensverlust kommen
Laut aktuellen Umfragen stehen die SPD bei etwa 25, die Union bei 21 und die Grünen bei 17 Prozent. "Das politische Mandat wird nach der Wahl so schwach sein wie nie zuvor", so Habeck. "Deshalb ist es notwendig, dass die Regierung ihre Autorität durch qualitative Arbeit sichert." Ansonsten werde dies zum Vertrauensverlust führen.
Ob Steuererhöhungen für Menschen mit einem Einkommen über 100 000 Euro im Jahr, höhere Mindestlöhne, bessere Bezahlungen für Pflegekräfte und Erzieher oder das Thema Steuerhinterziehung – Habeck erntet an diesem Mittwoch viel Zustimmung aus dem Publikum.
Auch wenn es Habeck um mehr Verantwortung geht – ohne Klimaschutz geht es nicht in diesem Wahlkampf. Und: Für Habeck sind diese Themen ganz eng miteinander verknüpft. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, wonach Deutschland zu wenig für den Klimaschutz tue, halte er nicht für spektakulär – die Begründung hingegen sei bemerkenswert. Darin ist nämlich von Freiheit die Rede, ein Begriff, den die Gegner der Grünen oft im Mund führen, wenn sie von der "Verbotspartei" sprechen.
Es darf kein "Weiter so" geben
Dabei gehe es den Grünen gerade darum, die Freiheit zu schützen. Die Frage sei eben, was man unter dem Begriff verstehe. Freiheit solle man nicht mit Regellosigkeit verwechseln. "Der Verzicht auf Anstand und Regeln bedeutet nicht mehr Freiheit – sondern asoziales Verhalten", sagt Habeck. Deshalb dürften Wirtschaft und Klimaschutz nicht gegeneinander ausgespielt werden. Der Erfolg der Wirtschaft und der Erfolg des Klimaschutzes müssten miteinander einhergehen. Habeck warnt vor einem "Weiter so": "Ein Weiter im Trott der Antwortlosigkeit darf es nicht geben. Es muss eine Bereitschaft da sein, Antworten zu geben."
Am Ende schmettert der Co-Vorsitzende der Grünen einen Satz von der Bühne, der in seinem Pathos dann doch überrascht: "Es geht um die Freiheit!" Danach kommt die Sonne tatsächlich wieder hinter den Wolken hervor. Habeck kann sie nicht lange genießen. Für ihn geht es am Mittwoch noch auf Bühnen nach Erlangen und München.
glauben sie den Unsinn, den sie erzählen? Ich glaube unsere Generationen hatten mehr Entbehrungen als diese und die kommenden!
Sich sektiererisch im Staube der Schuld am Weltuntergang wälzen ist keine rationale Methode mit den Thema Klima umzugehen. Zum Glück war der Mensch stets auch innovativ. Früher tanzte man einen Regen- oder Sonnengott an, genützt hat es bekanntlich nix, nur die Hohe Priesterschaft lebte gut damit. Das ist mit den Grünen Politikern, gern auch ohne Abschluss, nicht anders.
Wer denkt, Carbonwindräder in schwindelnden Höhen nützen, hat sich mit den jährlich 8 Milliarden geschredderten Insekten pro Windrad. (auch Bienen!), den mikroklimatischen Veränderungen durch diesen Sondermüll mit Flügeln noch nicht wirklich auseinandergesetzt. Dazu Lithiumbatterien, etc etc. Gleiches gilt für die Unproduktivität von Solarkollektoren, hergestellt undter hohem Energieaufwand in China und mit Dieselschiffsmotoren, die zigfach weniger gute Energiebilanz als mein Familiendiesel haben. Nein, Suhlen in Weltuntergang mit den falschen Konequenzen nützt der Umwelt nichts. Nur der Hohen Priestern.
Dass mein Auto nur 5 statt 10l braucht, trägt wahrscheinlich mehr zur Umweltbilanz bei als die Produktion und das Nichtnutzen der Lastenräder. Zudem fahre ich auch Rad, bei gutem bis mittlerem Wetter. Rente bekomme ich eh nicht und Verzicht ist mein zweites Ich. Denn nur mit Verzicht spart man Ressourcen. Mit drei Kindern ergibt sich Verzicht übrigens aus ökonomischen Gründen oft von selbst.