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Würzburg
Bundestagswahl: Warum Andrew Ullmann als "liberaler Lauterbach" gilt 
Mediziner, Stadtratsmitglied, Bundestagsabgeordneter und Weinliebhaber: Der Wahl-Würzburger Ullmann will für die FDP erneut in den Bundestag. Für welche Themen er besonders kämpft.
Andrew Ullmann will erneut für die FDP in den Bundestag.  
Foto: Thomas Obermeier | Andrew Ullmann will erneut für die FDP in den Bundestag.  
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:10 Uhr

Ein Leben zwischen zwei Kulturen zeichnet Andrew Ullmann aus. Denn geboren wurde er 1963 in Los Angeles als Sohn deutscher Auswanderer. So fließt auch beim Interview mit dem Bundestagsabgeordneten immer mal wieder ein englisches Wort oder eine englische Redewendung mit ein. Sein Steckenpferd ist – schon aus beruflichen Gründen – die Gesundheitspolitik. Gerne wird von Außenstehenden der Vergleich zu seinem Mediziner-Kollegen aus der SPD, Karl Lauterbach, herangezogen. Kürzlich titelte das Politmagazin Cicero sogar einen Text über ihn mit "Der liberale Lauterbach".   

Das störe ihn nicht, meint er. Und, dass er den Kollegen bewundere, wie dieser in den sozialen Medien unterwegs sei und es schaffe, das Interesse Vieler zu wecken. "Da arbeite ich dran", sagt Ullmann und lacht. Der 58-Jährige wirkt gelassen, trinkt seinen Kaffee mit Milch und Zucker, "vom Zucker habe ich es nicht weggeschafft" und blickt in das Chaos in seinem Wahlkreisbüro in der Pleich, in dem sich die FDP-Plakate Seite an Seite stapeln.

"Dass wir uns in einer Pandemie befinden, steht außer Frage, aber manche Einschränkung ist mir zu weit gegangen."
Andrew Ullmann, Bundestagsmitglied und erneuter Kandidat der FDP für die Wahl 2021  

Drei Themenfelder hat sich Ullmann aus der Menge an Wahlthemen ausgesucht, für die er besonders steht. Neben einem Gesundheitssystemverbesserer sieht er sich als Digitalisierungsbeschleuniger und Freiheitsverteidiger. Die etwas sperrigen Begriffe seien bewusst gewählt, um zum Diskutieren anzuregen, fügt er erklärend hinzu. Und Diskutieren, das ist für den FDP-Bundestagskandidaten enorm wichtig. "Ich brauche das Kontra."

Freiheitsrechte stehen ganz oben

Als "Freiheitsverteidiger" hat er eine klare Meinung: "Ich bin dankbar dafür, in einem freiheitlichen Land groß geworden zu sein." So solle es auch bleiben und deshalb dürften die Grundrechte nicht zu schnell eingeschränkt werden. "Dass wir uns aufgrund des Coronavirus in einer Pandemie befinden, steht außer Frage und auch, dass der Virus sehr gefährlich ist. Manche Einschränkungen aber, die der Bevölkerung von der Regierung auferlegt wurden, sind mir zu weit gegangen", sagt er und zielt vor allem auf die Ausgangsbeschränkungen Anfang des Jahres ab. Es müsse ganz genau abgewogen werden, "ob und wie weit unsere Freiheit und unsere Grundrechte beschnitten werden". Da habe sich die FDP von Anfang an klar positioniert. 

Als Mediziner findet er es indes faszinierend, dass es die globale Gesellschaft geschafft hat, Impfstoffe auf den Markt und zu den Menschen zu bringen. Allerdings, wie die Impfkampagne gelaufen ist - da sei noch viel Luft nach oben. Jetzt müssten die Leute, die Sorgen vor einer Impfung haben, aufgeklärt werden. "Warum ist beispielsweise kein Infostand des Gesundheitsamtes in der Stadt?", fragt er. 

Impfanreize schaffen

Anreize, die zum Impfen locken, wie beispielsweise Gutscheine oder kleinere Präsente, fände er nicht verkehrt. "Warum nicht einen Impftstand neben einem Bratwurststand - eben die Angebote breiter fächern, um mehr Menschen anzusprechen?" In anderen Ländern sei dies längst passiert. Eine Impfpflicht einzuführen, davon hält er nicht viel. Diese, so der Mediziner, sei Wasser auf die Mühlen der Coronaleugner und könne die Gesellschaft noch mehr spalten.

Laut Ullmann gibt es nur zwei Wege aus der Pandemie: "Entweder man lässt sich impfen oder man infiziert sich über kurz oder lang." Dabei sei das Risiko eines Impfschadens definitiv viel geringer als Komplikationen durch eine Corona-Infektion oder auch Long Covid. "Nicht zuletzt ist es im Leben immer so, dass ein Restrisiko bleibt. Auch beim über die Straße gehen, kann etwas passieren."              

Bundestagskandidat: Andrew Ullmann vor einem seiner Wahlplakate. 
Foto: Thomas Obermeier | Bundestagskandidat: Andrew Ullmann vor einem seiner Wahlplakate. 

Als "Digitalisierungsbeschleuniger" möchte er sich dafür einsetzen, die digitale Infrastruktur in Städten und vor allem auf dem Land weiter auszubauen. Gerade zu Anfang der Pandemie seien Defizite deutlich geworden. Als Beispiel nennt er die Schulen. "Neben einem schnelleren Internet sollten Lehrkräfte die digitalisierte Welt den Kindern näher bringen, auch um sie auf zukünftige Berufe vorzubereiten. Da muss die Pädagogik aber nachwachsen", so Ullmann, der selbst zwei erwachsene Kinder hat.

Auch im Bereich der digitalen Gesundheitsversorgung sieht er Defizite. Hausärzte, Fachärzte und Kliniken könnten über digitale Patientenakten besser vernetzt sein, der Bereich der Telemedizin sollte ausgebaut werden, "nicht als Ersatz, sondern als Zusatzangebot".  

Keine Steuererhöhung mit der FDP 

Mit der FDP werde es keine Steuererhöhungen geben, positioniert sich der FDP-Politiker weiter. Aufgrund der hohen Verschuldung durch die Pandemie, gebe es nur die Möglichkeit entweder Steuern zu erhöhen oder auf Investitionen und einen Wirtschaftsboom zu setzen. Letzteres ist für den Politiker der einzig richtige Weg. "Wir wollen Aufschwung erleben und deshalb Gelder in den Unternehmen belassen, damit diese Investitionen tätigen können."   

Im Bereich Wissenschaft und Forschung will er sich für mehr Fortschritt einsetzen. "Leider bleiben viele tolle Ideen im Labor. Wir müssen mehr in Start Ups investieren." Da sieht Ullmann, der auch im Würzburger Stadtrat sitzt, viel Potenzial in und um Würzburg.

Ein Gründungszentrum für Biotechnologie sei im Stadtrat gescheitert, weil ein Feldhamster geschützt werden musste. Da hätte es bestimmt eine bessere Lösung gegeben, meint der 58-Jährige. "Wir können Zukunft auch aus umweltpolitischer Sicht nur gestalten, indem wir mit Technik dafür Sorge tragen, dass wir  CO2-Emissionen reduzieren und unsere Umwelt schützen." 

Würzburg gefiel ihm sofort

Nach Würzburg verschlug es den Weinliebhaber ("mal weißen, mal roten") wegen seiner Arbeit als Mediziner, "aber ich habe mich hier gleich zuhause gefühlt". Welches Amt er - sollte die FDP an der Regierung beteiligt und er wiedergewählt sein - in Berlin gerne bekleiden würde, verrät er nicht. In erster Linie sei er Teamplayer und es gehe darum, politische Inhalte umzusetzen. Außerdem heißt eines seiner Lebensmottos: "Cross the bridge when you get to it" - was soviel bedeutet, sich erst mit Dingen auseinanderzusetzen, wenn sie denn eintreten.

Zur Person

Geboren wurde Andrew Ullmann am 2. Januar 1963 in Los Angeles in den USA. 1972 kam er nach Deutschland zurück, nach dem Abitur studierte er an der Ruhr-Universität Bochum Humanmedizin. Stationen am St. Josef Hospital in Bochum, am St Clare's Hospital/Spellman Center in New York City im Bereich HIV/AIDS, an der Universitätsklinik Mainz und an der Harvard Medical School zeichnen seinen beruflichen Werdegang. 2008 habilitierte er und folgte 2012 dem Ruf zum Universitätsprofessor an die Uniklinik Würzburg.
Ullmann trat 2003 der FDP bei und war von 2003 bis 2012 Vorstandsmitglied des FDP Kreisverbandes Mainz-Bingen. In Würzburg war er von 2013 bis 2015 stellvertretender Vorsitzender der FDP Stadt, seit 2015 ihr Vorsitzender. Seit 2013 ist er Mitglied im Landesfachausschuss Wissenschaft und Kultur (Bayern), im Landesfachausschuss Gesundheit (Bayern) sowie im Bundesfachausschuss Gesundheit der FDP. Ullmann ist Sektionssprecher der Infektiologie beim BDI (Berufsverband Deutscher Internisten) und Beisitzer in der Arbeitsgemeinschaft Infektionen in der Hämatologie und Onkologie der DGHO. Der Mediziner ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Quelle: Ullmann
 
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Kommentare
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    Wenn die FDP denkt das man sie wählen würde, dann denkt die FDP bestimmt auch das Zitronenfalter Zitronen falten.
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  • Mainpost@ullmann.email
    Ich setze auf gute Aufklärung und freiwillige Impfung. Der Einzelne muss entscheiden, ob er oder sie sich impfen lassen möchte. Wenn Unsicherheit vorherrscht, muss darauf eingegangen und erklärt werden. Eine Impfpflicht hilft dabei gar nicht. Druck aufbauen hilft genauso wenig. Nur durch eine adäquate Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bürgerinnen und Bürger erreichen wir besser notwendige Impfquoten.
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  • Mainkommentar
    FDP nein Danke!
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  • peterlesbub
    Egal ob Ullmann oder Lauterbach, bei beiden gilt dass hoher fachlicher Sachverstand leider für ein Regierungsamt eher hinderlich ist. Mal sehen, ob ich wieder richtig liege.
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  • steve67
    Ullmann mit Lauterbach zu vergleichen ist wie Kennedy mit Andropow...
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  • Zugut
    Jaja, der Würzburger Stadtrat und der Feldhamster. Und dann die Innenstadt neuerdings in eine heisse Steinwüste verwandeln. Ist wohl besser zu kärchern nach den nächtlichen Partygängern.
    Das wirft Fragen auf. Was ist Wü wichtig? Wissenschaftlicher Fortschritt kann es wohl nicht sein.
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  • Arcus
    Der Laiterbach ist mir da viel lieber.
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