CDU und CSU mit Armin Laschet oder die SPD mit Olaf Scholz: Wer liegt am Sonntag vorn und hat damit die besten Chancen, die neue Regierung in Berlin anzuführen? Selten war eine Bundestagswahl so spannend wie dieses Jahr: Nach 16 Jahren Angela Merkel (CDU) gibt es auf jeden Fall einen neuen Bundeskanzler. Oder doch wieder eine Bundeskanzlerin? Allen Umfragen zufolge haben die Grünen mit Annalena Baerbock allenfalls Außenseiterchancen.
In Unterfranken bewerben sich über 60 Kandidatinnen und Kandidaten um einen Sitz im neuen Parlament, darunter alle zwölf amtierenden Abgeordneten. Als Favoriten in den Wahlkreisen Würzburg, Schweinfurt, Aschaffenburg, Bad Kissingen und Main-Spessart gelten die Vertreterinnen und Vertreter der CSU.
Wenn am Sonntag um 8 Uhr die Wahllokale öffnen, dann hat ein großer Teil der über 60 Millionen Wahlberechtigten bereits seine Stimme abgegeben. Bundeswahlleiter Georg Thiel rechnet mit über 50 Prozent Briefwählerinnen und Briefwählern. Vor vier Jahren lag die Zahl im Bundesschnitt noch bei 28,6 Prozent. Der Grund für den Zuwachs ist nicht zuletzt die Sorge vor Corona-Ansteckungen. Signifikante Auswirkungen der Pandemie auf die gesamte Wahlbeteiligung – sie lag 2017 bei 76,2 Prozent – fürchtet Thiel aber nicht.
In Unterfranken gibt es gut eine Million Wahlberechtigte
In Unterfranken sind gut eine Million Frauen und Männer zur Wahl aufgerufen, auch hier ist der Trend zur Briefwahl sehr deutlich. Der Wahlkreis Würzburg war bereits 2017 mit einem Briefwahlanteil von 45,7 Prozent der Spitzenreiter in Deutschland. Vor allem in den Städten ist die Möglichkeit, bereits vor dem Wahlsonntag die Kreuze auf den Stimmzettel zu setzen, beliebt.
Bis Freitagvormittag hatten in der Stadt Würzburg 53 500 von 97 600 Wahlberechtigten Briefwahlunterlagen beantragt, das sind über 15 000 mehr als noch vier Jahren, als 38 000 Würzburgerinnen und Würzburger per Brief abstimmten. Ein ähnliches Bild ergibt sich in Schweinfurt: Dort hatte man bis Freitagmittag an 14 000 der knapp 36 800 Wahlberechtigten Briefwahlunterlagen verschickt, hieß es im Rathaus. Vor vier Jahren waren es 8300 Briefwählerinnen und Briefwähler.
Trotz des Briefwahl-Booms sind am Sonntag von 8 bis 18 Uhr überall in den Städten und Gemeinden die bekannten Wahllokale geöffnet. Tausende Wahlhelferinnen und Wahlhelfer stehen bereit. Wer zur Stimmabgabe kommt, braucht "nur drei Dinge: die Wahlbenachrichtigung, den Ausweis und eine medizinische Maske", sagt der bayerische Landeswahlleiter Thomas Gößl. Darüber hinaus müssten die Abstandsregeln in den Wahllokalen beachtet werden.
Fast 1000 Kandidatinnen und Kandidaten in Bayern
Die Auswahl auf den Stimmzetteln ist größer denn je. Bayernweit treten 967 Kandidatinnen und Kandidaten auf 26 Landeslisten (2017: 21) und als Wahlkreisbewerber an, das entspricht einem Plus von knapp 42 Prozent gegenüber 2017. Frauen sind dabei weiter in der Minderheit, auch wenn ihr Anteil leicht von 25 auf 29 Prozent gestiegen ist. Den höchsten Frauenanteil hat die Tierschutzpartei mit 61 Prozent, die Grünen kommen auf 55 Prozent. Bei der AfD sind hingegen nur knapp neun Prozent der Kandidaten weiblich.
Im Schnitt sind die Bewerberinnen und Bewerber 45 Jahre alt. Die jüngste Partei ist "Die Urbane" (Du); der Altersschnitt der Kandidaten liegt bei 35 Jahren. Das höchste Durchschnittsalter haben die Bewerber der Marxistisch Leninistischen Partei (MLPD) mit 65 Jahren. Auch bei den einzelnen Kandidaten gibt es eine große Bandbreite: Der jüngste ist 2003 geboren und tritt für "Die Partei" an, die älteste Kandidatin erblickte 1933 das Licht der Welt und steht auf der Liste der Tierschutzpartei.
Wahlberechtigte werden immer älter
Derweil hat das Landesamt für Statistik interessante Zahlen zur Altersstruktur der Wahlberechtigten vorgelegt: So sinkt der Jungwähleranteil seit vielen Jahren: Nur 8,7 Prozent der dieses Mal 9,4 Millionen Wahlberechtigten in Bayern sind zwischen 18 und 25 Jahren alt. Beim Urnengang 1990 lag der Anteil noch bei knapp 13 Prozent. Für die kommenden Wahlen prognostizieren die Statistiker einen weiteren leichten Rückgang bei den Jungwählern.
Die größte Gruppe der Wahlberechtigten sind seit Jahren die Seniorinnen und Senioren. Und ihr Anteil steigt und steigt mit dem Altern der Babyboomer-Generation. Waren 1990 in Bayern noch 19,7 Prozent der Wahlberechtigten über 65 Jahre alt, sind es bei dieser Bundestagswahl schon 27,5 Prozent. Bei kommenden Wahlen würden Zahlen die dann noch weiter steigen, so die Statistiker.
(mit Informationen von dpa)