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Bütthard
Bürgerinitiative gegründet: Büttharder wehren sich gegen Steinbruch
In Bütthard hat sich eine Bürgerinitiative gegen den geplanten Steinbruch der Firma Seubert gegründet. Warum sie gegen den Steinbruch sind und was das Steinwerk dazu sagt.
In Bütthard formiert sich die Bürgerinitiative 'Kein Steinbruch in Bütthard' gegen einen geplanten Steinbruch am Ortsrand. Daniel Staffen-Quandt, Christian Uhl und Günther Glos (von links) sind die gewählten Sprecher der Bewegung.
Foto: Thomas Obermeier | In Bütthard formiert sich die Bürgerinitiative "Kein Steinbruch in Bütthard" gegen einen geplanten Steinbruch am Ortsrand.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:47 Uhr

Wo sonst eher harmonische Klänge die Ohren erfreuen, schrillten am Donnerstag scharfe Töne aus den Lautsprechern im Garten des Büttharder Musikheims: Die Wählergemeinschaft (WIR) hat vor einer Woche zur Gründung einer überparteilichen Bürgerinitiative eingeladen. Unter dem Motto "Kein Steinbruch in Bütthard" möchten rund 60 Büttharder dadurch ihren Unmut gegenüber einem geplanten Steinbruch der Firma Seubert kundtun und sich gegen das geplante Vorhaben organisieren.

Das Natursteinwerk Seubert aus Kleinrinderfeld plant auf einem Gelände am Ortsrand von Bütthard einen Steinbruch anzulegen. Erkundungsbohrungen hatten ergeben, dass es unter einem 6,4 Hektar großen Acker abbaufähigen Muschelkalk gibt. Das Problem: Die besagte Fläche liegt stellenweise nur 200 Meter entfernt vom Ortsrand, nordöstlich der Gemeinde auf dem Weg Richtung Wittighausen in direkter Nähe zu einem Wohngebiet.

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Laut Regionalplan der Regierung von Unterfranken liegt Bütthard nicht im ausgewiesenen Vorranggebiet für Muschelkalkgewinnung. Dennoch möchte Maximilian Seubert, Geschäftsführer des Steinwerks, die Natursteine dort abbauen. "Muschelkalk ist einer der wichtigsten Bodenschätze unserer Region. Uns ist es wichtig, dass diese heimische Industrie auch in Zukunft erhalten bleibt", argumentiert Seubert. "Es ist doch gelebter Klimaschutz, die Produkte der Region zu nutzen, anstatt sie mit hohen CO2-Emissionen per Seeschiff aus China oder Südamerika zu importieren." 

In einer Gemeinderatssitzung hatte der Geschäftsführer bereits versucht, Bedenken der Büttharder zu entkräften und Kompromissvorschläge einzubringen: Festgelegte Arbeitszeiten, einen zusätzlichen Lärm- und Sichtschutz, den nachhaltigen Unterhalt der benutzten Wege, eine Berücksichtigung des Radwegeausbaus und die Unterstützung örtlicher Vereine hatte er dabei in Aussicht gestellt.

Außerdem hatte er bis zu 40 000 Euro zusätzlicher Steuereinnahmen für die Gemeinde angekündigt. Auf die Frage, was er von der Gründung einer Bürgerinitiative halte, antwortet er: "Wir nehmen die Sorgen der Menschen in Bütthard ernst. Er möchte daher auch und gerade mit der Bürgerinitiative das Gespräch suchen, um Fragen zu beantworten und gemeinsame Lösungen zu entwickeln.

Das sagen die Initiatoren des Bürgerbegehrens

„Wir sind davon überzeugt, dass die Gründung einer Bürgerinitiative sinnvoll ist, um mit gebündelten Kräften gemeinsam gegen den Steinbruch vorzugehen“, betont der Sprecher der Initiative, Daniel Staffen-Quandt. Auch Bürgerinnen und Bürger aus der Nachbargemeinde Wittighausen und der Büttharder Gemeinderat, allen voran Bürgermeister Peter Ernst, hatten bereits öffentlich ihre Bedenken geäußert.  

"Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen", sagt Staffen-Quandt. Man verstehe, dass die Firma betriebswirtschaftlich arbeiten wolle, aber dann solle man auch reinen Tisch machen, fordert er. Denn die Bürgerinitiative befürchtet, dass es sich bei den Vorschlägen der Firma letztlich nur um leere Versprechen handle und Vereinbarungen umgangen würden, sollten sie nicht umzusetzen sein, weil sie nicht mit den Betriebsabläufen vereinbar sind. "Und dann hat die Gemeinde überhaupt keine Möglichkeiten mehr dagegen vorzugehen", erklärt Staffen-Quandt.  

Über 60 Personen sind zur Gründung der Bürgerinitiative gegen einen geplanten Steinbruch am Ortsrand von Bütthard gekommen. Das Treffen fand am Haus der Musik statt.
Foto: Thomas Obermeier | Über 60 Personen sind zur Gründung der Bürgerinitiative gegen einen geplanten Steinbruch am Ortsrand von Bütthard gekommen. Das Treffen fand am Haus der Musik statt.

Interessen sind inhaltlich miteinander unvereinbar 

Auch möglichen Spenden an örtliche Vereine, Initiativen oder eine finanzielle Beteiligung am geplanten Radwegbau, wie von der Firma Seubert vorgeschlagen, stehen die Initiatoren skeptisch gegenüber." Aus unserer Sicht kann die Firma Seubert den Menschen in Bütthard und den Vereinen gar nicht so viel Geld spenden, dass der Verlust an Lebensqualität, der durch den Steinbruch zu erwarten ist, ausgeglichen wird", sagt Staffen-Quandt. 

Auch die besagten 40 000 Euro Steuereinnahmen hält die Bürgerinitiative für unrealistisch. "Selbst wohlwollende Berechnungen von Steuerexperten kommen nicht annähernd auf diese Summe", sagt Staffen-Quandt. Sollte die Gemeinde dennoch Gewerbesteuern einnehmen, wirkten sich diese wiederum mindernd auf die Schlüsselzuweisungen des Freistaats aus. "Unterem Strich profitiert die Gemeinde, wenn überhaupt nur minimal", schätzt der Sprecher der Bürgerinitiative.  

Unter den Gegnern ist auch Günther Glos. Er hat sich der Initiative angeschlossen, weil sein Wohnhaus im nahegelegenen Wohngebiet Ziegelhütte steht. Er befürchtet einen massiven Verlust von Lebensqualität und Staub, Lärm und Dreck, der durch den Abbruch entstehe und direkt in die Wohngebiete getragen werde. "Wir haben dort bis jetzt unsere Ruhe, Natur, Wald und ein angenehmes Leben. Mit dem Steinbruch wäre das alles weg."

 
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  • M. Z.
    Würde Ihr letzter Satz auch so lauten, wenn Sie 200 m vom geplanten Steibruch entfernt wohnen würden?
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  • H. E.
    Überlegen Sie mal ob die 200 Metee stimmen können?
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  • M. Z.
    Da ich mich in der Gegend nicht auskenne, hilft überlegen da wenig. Darum gehe ich davon aus, daß der Bericht stimmt.
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  • H. E.
    Die Entfernung könnte die zum Ortsrand sein, aber keinesfalls zur Bebauung!

    Aber das ist eh egal.
    Es macht keinen Sinn zu argumentieren! Die Positionen sind zementiert und an Unsachlichkeit und Falschinformationen nicht zu überbieten!
    Es wird mit Platittüden, Pauschalisierungen und Falschaussagen gearbeitet. Es wird Angst geschürt und ein Keil reingetrieben!
    Am Ende wird noch ein Goldhamster ausgesetzt, der als seltene Rasse gefunden wird.
    Arbeitsplätze, Einnahmen, Geld, Regionales, usw zählt alles nix. Einige fangen das Schüren an und daraus wird ein Großfeuer!
    Schlimm ist nur, dass auch der Bürgermeister pressewirksam und aus persönlichen Profilierungs- und Mitläufergründen mitzündelt!
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  • M. Z.
    Ist der Ortsrand nicht da, wo die Bebauung anfängt/aufhört?
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  • M. Z.
    Sorry, da lief etwas verkehrt. Meine Frage war als Antwort auf Mic_Ro gedacht.
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  • H. E.
    Unglaublich mit welcher Falschinformation und Pauschalisierungen gearbeitet wird wenn man gegen etwas ist!
    das ist nicht nur der Sprecher der Initiative, Daniel Staffen-Quandt, sondern offensichtlich der Gemeinderat mit dem Bürgermeister!
    Der Bürgermeister und der GR haben einen Eid geschworen Schaden abzuwenden! Das ist auch finanzieller Schaden! Zudem empfehle ich eine Schulung zum Thema Gewerbesteuer und Schlüsselzuweisungen! Wer bewusst auf Gelder verzichtet weil er sich dadurch Geld aus dem Finanzausgleich erhofft (auch saldiert), der hat im Gemeinderat nichts zu suchen!
    Herrn Staffen-Quandt empfehle ich, sich mit den anderen Betreibern von Schotterwerken bzw. den Kommunen zu verständigen, dann wüsste er was an Steuern fließt. Diese bewusste Falschinformation und auch Unterstellungen, dass Vereinbarungen nicht eingehalten werden, sind schon arg Grenzwertig zu Rufmord!
    Der Verlust von Lebensqualität ist sehr weit hergeholt, Einschränkungen ja, aber durchaus vertretbar!
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  • K. R.
    Alle reden von Klimaschutz, Nachhaltigkeit Heimatnah einkaufen Region stärken usw.
    Aber Arbeitsplätze und Produktion in der Nähe wollen Sie nicht.
    Es Lebe die Doppelmoral
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  • N. S.
    "Alle reden" von Regionalität, aber wohin dieser ganze Muschelkalk, bei dieser großen Menge an schon existierenden Steinbrüchen in unserer nahen Region, überall verschifft wird, fragt sich wohl auch keiner. Warum bekommt denn hier aus der Region im Moment keiner mehr Baumaterial? Bestimmt nicht, weil regional nichts mehr vorhanden ist. Somit auch herzliche Grüße in ferne Länder.

    Und Geld vor Gesundheit und Zufriedenheit ohne Lärm und Staub... Nein Danke.
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  • G. B.
    Das liegt an der Globalisierung. Also auch daran, dass wir aus der ganzen Welt Waren importieren. Überlegen Sie mal, warum der indische Stein machmal billiger ist als der fränkische Muschelkalk (und deshalb auch in unseren Dörfern und Städten gerne genommen wird). Bestimmt nicht, weil die Arbeiter (oft Kinder) so gut behandelt werden.
    Und wo wurde Ihre Kleidung genäht? Woher kommen die Rohstoffe für Ihr Handy oder PC?
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  • N. S.
    Da gebe ich Ihnen vollkommen recht. Ich verstehe auch die Firma Seubert, sowie jeden Unternehmer der damit nunmal sein Geld verdient. (Wie die meisten großen Firmen in denen wir arbeiten.) Allerdings sollte die Firma Seubert dann bitte nicht genau damit argumentieren. Darum auch mein Kommentar darauf.
    Mir persönlich geht es in dem Fall um meine/unsere Lebensqualität und um die Art und Weise, wie so etwas einfach beschlossen werden könnte. Dass es Steinbrüche gibt und geben muss - selbstverständlich! Aber bitte nicht so nah am Ort, mit sovielen Nachteilen für Anwohner, bzw. ganze Gemeinden. Und auch bitte nicht einfach so, die lang geplanten Projekte der Gemeinde quasi zunichte machen.
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  • R. D.
    Es gibt mittlerweile immer und egal warum Gejammere und Bürgerinitiativen. Deutschland und seine Bürger sind einfach satt und haben aktuell ausreichend Geld und brauchen nichts mehr. Das ist ja bei jedem zweiten Thema so. Es werden aber auch wieder andere Zeiten kommen und dann wäre man froh um Firmen vor Ort, Arbeitsplätze und Steuereinnahmen.
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  • G. E.
    Das hat nichts mit satt sein, sondern mit gelebter Demokratie zu tun. Zum Glück leben wir in einem Land, wo zumindest hin und wieder auch die Betroffenen auf sich aufmerksam machen dürfen, sollen und hier auch wollen. Mit Regionalität zu werben ist seitens des Steinwerkes natürlich ein cleverer Zug. Versprechungen von Geldzahlungen an Vereine etc. wirken eher so, als wolle man sich die Zustimmung der Bürger erkaufen. Die Firma möchte den Stein primär zur eigenen Gewinnmaximierung abbauen und nicht als Wohltat für die Region (Arbeitsplätze und so). Wer so etwas glaubt, scheint doch sehr naiv zu sein...
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