
Das Kleinrinderfelder Natursteinwerk Seubert sucht vor den Toren Bütthards nach abbauwürdigen Muschelkalk-Vorkommen. Die Gemeinde und das benachbarte Wittighausen wehren sich bereits frühzeitig gegen einen möglichen Steinbruch in Ortsnähe. Der Konflikt ist also programmiert.
Die Steine des Anstoßes liegen unter einem 6,4 Hektar großen Acker verborgen, auf dem gegenwärtig Zuckerrüben wachsen. "Gutes Feld", sagt der Ortsobmann des Bauernverbands und Zweiter Bürgermeister Udo Konrad. In der vergangenen Woche hat die Firma Seubert dort Erkundungsbohrungen unternommen. In den kommenden Tagen sollen die Ergebnisse von einem Geologen ausgewertet werden, teilt Geschäftsführer Maximilian Seubert mit. Erst dann könne entschieden werden, ob die Fläche für den Abbau von Muschelkalk geeignet ist.
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Obwohl das Gelände in Sichtweite zu anderen großen Steinbrüchen liegt, zählt Bütthard nicht zu dem im Regionalplan ausgewiesenen Vorrang- oder Vorhalteflächen für die Steingewinnung, sagt Bürgermeister Peter Ernst. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass der begehrte Kalkstein auch unter der Gaugemeinde verborgen liegt, ist hoch. Ein alter Bruch in Ortsnähe, dessen Bruchkante heute noch sichtbar ist, deute darauf hin, so Maximilian Seubert.
Was, wenn die Erkundungsbohrung ein Volltreffer war? "Wir würden dann eine Abbauplanung erstellen und dabei auf die Belange der Gemeinde Rücksicht nehmen", versichert der Geschäftsführer. Anschließend würde das Unternehmen einen Bauantrag einreichen, der von den Fachbehörden auch auf die Einhaltung von Naturschutz- und Immissionsschutzbestimmungen überprüft wird. "Ein hohes Schutzniveau für Mensch und Umwelt wird durch das geltende Recht sichergestellt", so Seubert.
Belastung durch Lärm und Staub
Bürgermeister Ernst kann sich nicht vorstellen, dass sich die Bedenken der Büttharder zerstreuen lassen. Die potenzielle Abbaufläche liege 200 Meter vom Siedlungsrand entfernt. Und zwar in der Hauptwindrichtung. "Der Steinbruch würde genau in der Windschneise zur Siedlung liegen", sagt Ernst. Große Mengen Staub und Lärm würden ins Dorf gelangen. "Das würde zu einer Entwertung der Grundstücke führen", sagt er.
Maximilian Seubert verweist darauf, dass nur wenige Monate im Jahr tatsächlich im Steinbruch gearbeitet würde. Gesprengt würde überhaupt nicht, sondern die großen Steinquader lediglich mit Baggern aus ihrer Lagerstätte geholt. Der meiste Lärm sei beim Abräumen der Erdüberdeckung zu erwarten. Mit zunehmender Abbautiefe würden die Schallemissionen erheblich sinken. "Unabhängig von der schalltechnischen Untersuchung könnten wir uns vorstellen, zusätzlich Richtung Ortschaft einen drei bis vier Meter hohen Erdwall mit Begrünung zu errichten", so Seubert weiter. Der würde nicht nur Lärm und Staub abhalten, sondern auch das Landschaftsbild aufwerten.
Konflikte mit geplantem Radweg
Auf ein weiteres Problem macht Maria Ott aufmerksam. Die Büttharderin engagiert sich in der Bürgerinitiative Radwegebau Bütthard-Wittighausen, die die beiden Orte mit einem Radweg verbinden will. "Wir sind die einzige Gemeinde im Landkreis, die noch keinen ordentlichen Radweg hat", unterstreicht Bürgermeister Ernst die Forderung, zumal dadurch auch eine attraktive Verbindung zwischen den Radwegen im Ochsenfurter Gau und dem Taubertal entstünde. Der einzige Wirtschaftsweg, der für einen entsprechenden Ausbau infrage komme, würde direkt am Steinbruch vorbeiführen und müsste wohl auch zum Transport der Steine benutzt werden, sagt Ott.
Den Schwerlastverkehr sieht Wittighausens Bürgermeister Marcus Wessels als Problem. In Unterwittighausen müssten die schwer beladenen Lastwagen eine für Fußgänger gefährliche Engstelle passieren und sich auf dem weiteren Weg ins Steinwerk nach Kleinrinderfeld durch die kurvenreiche Ortsdurchfahrt von Oberwittighausen zwängen, sagt er. "Wir sind schon vorbelastet durch andere Steinbrüche in der Umgebung", so Wessels, "für uns ist die Schmerzgrenze erreicht." Laut Maximilian Seubert stehen drei nahezu gleichwertige Routen für den Transport ins Steinwerk zur Verfügung. Die genaue Abfahrtsstrecke könnte in enger Abstimmung mit den Gemeinden festgelegt werden.
Außerdem macht der Geschäftsführer darauf aufmerksam, dass immer nur auf einer kleinen Teilfläche des 6,4 Hektar großen Geländes tatsächlich Steine gebrochen werden. Dabei siedelten sich schon während der Nutzungsdauer viele seltenen Tier- und Pflanzenarten an, die in der umliegenden Agrarlandschaft kaum noch eine Überlebenschance hätten. Wie lange der Steinbruch betrieben werden könne, hänge vom tatsächlichen Vorkommen ab, und lasse sich heute nicht abschätzen, sagt Seubert weiter. Ob der Bruch anschließend als Biotop oder Naherholungsgebiet erhalten bleibt oder als Ackerfläche rekultiviert werden muss, legt bereits die Genehmigung fest. Auch dabei habe die Gemeinde ein gewichtiges Wort mitzureden.
In der nächsten öffentlichen Gemeinderatssitzung will Maximilian Seubert die Pläne eingehend erläutern. Ob er damit Bürgermeister Peter Ernst überzeugen kann, bleibt fraglich. "Wir haben schon einen Schießplatz auf der Gemarkung, der Lärm macht und nun seine Schießzeiten verlängern will", sagt Ernst, "irgendwann reicht's, wir können nicht alles akzeptieren."