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Ochsenfurt
Bürgerforum diskutiert: Sind Senioren-WGs auch eine Option für Ochsenfurt?
Ambulant betreute Wohngruppen könnten die Lücke zwischen ambulanter Versorgung und dem Pflegeheim schließen. Erste Erfahrungen dazu gibt es schon im Landkreis.
Senioren-WGs können Gemeinschaft und Selbstständigkeit im Alter bieten. Wie eine solche WG funktionieren kann, war Thema eines Diskussionsabends in Ochsenfurt.
Foto: Getty Images (Symbolbild) | Senioren-WGs können Gemeinschaft und Selbstständigkeit im Alter bieten. Wie eine solche WG funktionieren kann, war Thema eines Diskussionsabends in Ochsenfurt.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 24.05.2023 02:33 Uhr

WGs galten früher als Wohnform für Studenten und Auszubildende. Zunehmend machen inzwischen Alters-WGs von sich reden. Dort sollen die betagten Bewohnerinnen und Bewohner weiterhin ein weitgehend selbstständiges Leben führen können, wenn ihnen der eigene Haushalt zu viel geworden ist. Die ambulant betreuten Wohngemeinschaften schließen damit eine Lücke zwischen der ambulanten Betreuung zu Hause und dem Umzug in ein Pflegeheim. In einer Diskussionsveranstaltung stellte sich das Bürgerforum Stadtentwicklung Ochsenfurt der alternativen Wohnform und sieht dabei auch Potenziale in der Stadt.

Als ehemaliger Vorstand des Landkreis-Kommunalunternehmens hat Alexander Schraml die Gründung zweier ambulant betreuter Senioren-Wohngruppen in Rottendorf begleitet und schilderte seine Erfahrungen. "Das ist möglicherweise ein Trend, um den schlimmen Jahrgang 1964 künftig noch angemessen betreuen zu können", so Schraml. Der geburtenstärkste Jahrgang der Nachkriegszeit geht in den kommenden Jahren in den Ruhestand und trifft nicht nur auf eine schwindende Zahl von Beitragszahlern, sondern auch auf einen Mangel an Pflegekräften.

Senioren-WGs als Modell für kleinere Gemeinden

Statistisch seien derzeit ein Prozent der Bevölkerung im Alter auf stationäre Pflege angewiesen, so Schraml. Betreute Senioren-WGs mit höchstens zwölf Bewohnerinnen und Bewohnern und - im Gegensatz zu Altenheimen - geringeren Anforderungen an qualifiziertem Pflegepersonal könnten gerade für kleinere Gemeinden auf dem Land eine Option sein, um ihren Bürgern wohnortnahe Betreuung zu bieten.

Gemeinhin stehen den Bewohnerinnen und Bewohnern einer Senioren-WG eigene Zimmer mit Sanitärbereich zur Verfügung, die um einen gemeinschaftlich genutzten Wohnbereich gruppiert sind. Dabei warnt Schraml allerdings vor renditeorientierten Anbietern auf dem Markt. Voraussetzung sei aus seiner Sicht, dass sich die Kommune an einem solchen Wohnprojekt beteiligt und die Gemeinwohlorientierung damit gewahrt bleibt.

In Rottendorf habe das Landkreis-Kommunalunternehmen die Verwaltung und Vermietung der Wohnplätze übernommen. Ein weiteres Projekt gemeinsam mit der Gemeinde Randersacker sei in Planung. Trotz der weitgehenden Eigenständigkeit sei aber auch ein gewisses Maß an Übereinkommen unter den Bewohnerinnen und Bewohnern sehr sinnvoll, etwa über die Wahl eines Pflegedienstes.

Pflegefachkraft Bettina Fellmann hat erste Ideen für Ochsenfurt

"In Ochsenfurt sind durch die Schließung der Fuchsenmühle die Hälfte der stationären Pflegeplätze weggefallen, deshalb lohnt es sich, sich auch hier über ambulant betreute Wohngruppen Gedanken zu machen", so Schraml. Erste Ideen dazu hat Pflegefachkraft Bettina Fellmann bereits entwickelt. "Ein großes Problem in der Gesellschaft ist, dass verdrängt wird, dass wir alle irgendwann mal Hilfe brauchen", sagt Fellmann.

Ihr schwebt vor, in der Ochsenfurter Altstadt eine Senioren-WG einzurichten. Das entsprechende Angebot einer Hauseigentümerin liege bereits vor, so Bettina Fellmann. Alexander Schraml warnt allerdings vor zu hohen Erwartungen, etwa hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit. "Ambulant betreutes Wohnen wird für die Betroffenen nicht günstiger sein als die Betreuung in einem Pflegeheim", sagt er. Trotzdem dürfe es keine Denkverbote geben, meinte der Moderator des Abends und langjährige Altenpfleger Josef Meixner. "Es muss in Zukunft noch viel passieren."

 
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