zurück
Würzburg
Brückensprengung: Eingefallen wie ein Kartenhaus
Am Dienstagvormittag wurden die letzten Pfeiler der alten Talbrücke der A3 bei Würzburg gesprengt. Ob alles glatt ging?
Links die neue Brücke, rechts die alten Häuser: Bei der Sprengung der Pfeiler der A3-Talbrücke bei  Heidingsfeld am Dienstag war Präzision gefragt.
Foto: THOMAS OBERMEIER | Links die neue Brücke, rechts die alten Häuser: Bei der Sprengung der Pfeiler der A3-Talbrücke bei  Heidingsfeld am Dienstag war Präzision gefragt.
Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:41 Uhr

So lange, wie die Vorbereitungen gedauert hatten, so schnell war das Schauspiel dann auch vorbei. Ein lauter Knall, schon sanken die letzten Pfeiler der Anfang der 1960er Jahre erbauten Talbrücke der A 3 beim Würzburger Stadtteil Heidingsfeld wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Nach wenigen Sekunden schon verdeckte eine riesige Staubwolke die Trümmer. Zaghafter Applaus der Zuschauer auf der gegenüberliegenden Seite des Tales war zu hören.

Anzeige für den Anbieter YouTube über den Consent-Anbieter verweigert

Doch als die Wolke sich wieder verzogen hatte, war zu sehen: Alles, was Sprengmeister Eduard Reisch aus Apfeldorf in der Nähe von München in der Woche zuvor bei einer Infoveranstaltung für die direkten Anwohner angekündigt hatte, war eingetroffen. "Genau, wie er gesagt hat", lobte so auch eine Anwohnerin und machte sich auf den Weg nach Hause. Staub putzen wird sie aber doch noch müssen. 

Fotoserie

3555 Tonnen Schutt aus Stahl und Beton

Das 65 Meter hohe Pfeilerpaar Nummer sieben der alten Brücke, rund 1600 Tonnen Stahl und Beton, hatte sich wie beabsichtigt in der Mitte gefaltet und war auf sein Bett aus aufgeschütteter Erde gestürzt. Auch die 21 Meter hohen und 420 Tonnen schweren Hilfspfeiler, die ein noch 560 Tonnen schweres Restfahrbahnteil gestützt hatten, waren wie vorgesehen zu Boden gefallen und das Fahrbahnteil kam darauf zu liegen.

Da sinken sie hin, die gesprengten Pfeiler der alten Autobahnbrücke der A3 bei Heidingsfeld.
Foto: Berthold Diem | Da sinken sie hin, die gesprengten Pfeiler der alten Autobahnbrücke der A3 bei Heidingsfeld.

Zu guter Letzt waren die 42 Meter hohen und 950 Tonnen schweren Pfeiler direkt an der Straße zum Stadtteil Heuchelhof talwärts gestürzt und auf dem Fahrbahnteil zum Liegen gekommen. Lediglich 30 Kilogramm Nitropenta-Sprengstoff, verteilt auf 160 Bohrlöcher, hatten der Konstruktion aus 3555 Tonnen Stahl und Beton im Handumdrehen den Garaus gemacht.

Seit Ostern hatte Eduard Reisch die Sprengung mit seiner Mannschaft vorbereitet, zuletzt auch unterstützt von neun Pionieren der Bundeswehr aus Gera im Rahmen des zivil-militärischen Austauschs. Die Konstruktion der Pfeiler war an der Basis und auf halber Höhe durch sogenannte Sprengmäuler geschwächt worden, um das Einknicken möglich zu machen. Das Besondere dabei: Die nächstgelegen Wohnhäuser befinden sich gerade einmal in 30 Metern Entfernung. Sie waren mit Matten gegen den Staub und den sogenannten Sprengstreuflug abgedeckt worden.

Sprengung Brückenpfeiler. Talbrücke, Pfeilersprengung
Foto: Patty Varasano | Sprengung Brückenpfeiler. Talbrücke, Pfeilersprengung

Ab neun Uhr morgens hatte rund um die Sprengstelle eine Sicherheitszone mit einem Radius von 200 Metern gegolten, Straßen waren gesperrt. Aufhalten durften sich dort zunächst nur noch Anwohner und an den Arbeiten an der Brücke Beteiligte. Trassiert war sie mit weiß-rotem Flatterband. Überwacht und kontrolliert wurde diese Zone vom kommunalen Ordnungsdienst der Stadt, einer Hundertschaft der Bereitschaftspolizei und einem Hubschrauber der Polizei. 

Um 11 Uhr war es dann soweit. Die Sicherheitszonen waren geräumt, die Hänge rund um die Brückenbaustelle säumten in sicherer Entfernung Schaulustige, auf der Heuchelhofstraße wurde auch der Straßenbahnverkehr unterbrochen. Zeitgleich hielt die Polizei den Verkehr auf der bereits fertiggestellten nördlichen neuen Talbrücke der A3 an. Signale einer Pressluftfanfare signalisierten die Phasen der direkten  Vorbereitungen. Dann schallte die laute Stimme von Sprengmeister Reisch über das Tal der von "zehn" abwärts zählte. Nach "null" kam das Kommando "Sprengung" und schon knallte es mit dem schon beschriebenen Ergebnis. Kurz danach strömten schon Arbeiter zu den Trümmern der alten Brücke. 

Keine Schäden an den umliegenden Gebäuden

"Keine Schäden an den umliegenden Gebäuden" berichtete am Nachmittag auf Nachfrage Wolfgang Thaler, Losbauführer bei der der Autobahndirektion Nordbayern. Bis Ende Juni werden die Bruchstücke der alten Brücke nun zerlegt und abtransportiert. Zeitgleich wird der letzte noch fehlende Pfeiler der südlichen Brücke betoniert, damit diese bis Ende des Jahres das Tal überspannen kann.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Heidingsfeld
Ernst Lauterbach
A3-Ausbau bei Würzburg
Autobahndirektion Nordbayern
Autobahndirektionen
Bereitschaftspolizei
Beton
Betten
Brücken
Bundeswehr
Gebäude
Ortsteil
Polizei
Schäden und Verluste
Stahl
Trümmerteile
Verkehr
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Das war wirklich eine ersklassige Sprengung!

    Vor allem, dass sie so reibungslos und ohne Zwischenfälle verlaufen ist!

    Meine Gratulation und Anerkennung an alle Beteligten!

    So, und jetzt soll mir mal jemand sagen, warum dieser "Verhinderungs-Propeht" diese Sprengung unbedingt stoppen wollte!

    Das wäre nämlich absoluter Blödsinn gewesen!!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • werkstatt
    Den Hype den die Mainpost über jeden einzelnen dieser Pfeiler gemacht hat, kann ich nicht nachvollziehen. Ständig und bei jedem Prosten ein riesen Bericht. Wen interessiert das? Gut daß die Brücke nicht noch mehr Pfeiler hat, sonst müßte man das noch länger ertragen. Gibt es keine anderen spannenden Themen?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Das kann sicherlich nur jemand schreiben, der diesen "Sektierer-Tunnel" haben wollte ...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • info@softrie.de
    Wie wäre es denn mal, wenn die Main-Post Hintergrundberichte und Reportage zu wirklich wichtigen Themen macht? Seit Wochen werden Mitarbeiter und Zeitungsinhalte für einen Abbau einer Brücke investiert. Die Main-Post verliert seit Jahren genauso wie andere Provinzblätter massiv an Lesern, aber die Inhalte werden immer trivaler. Nur die Zeit gewinnt Abos hinzu respektive kann sich stabil halten. Ich glaube, dass die Menschen vernünftige Inhalte sehen wollen und keine dämliche Sprengung.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Also, ich bin auch der Meinung, dass die Main-Post zuviel über Sport berichtet.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Reinshagen153@t-online.de
    Das kommt fast an die Kunst von Sprengmeister Karl Hoffritz aus SW heran, der vor über 50 Jahren die zahlreichen Stahlbeton-Hilfsstützen, die zwischen(!) den Stützen der gesprengten Brücke standen, wegsprengte. Die MP-Redaktion aus Würzburg erinnert sich sicherlich noch an das spektakulärste Foto der MP. Als die Brücke gerade aus stehengebliebenen und umfallenden Stützen bestand. Und fortan etwas weniger Hässlichkeit an der WÜer Stadtperipherie - Bis der Greinbergknoten kam und die komplette Zersiedelung des Maintals und die Flurbereinigung der Weinberge und die ICE-Röhre durch den Stein-Weinberg und und und...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Hery.Mennig@web.de
    So eine Sprengung ist auch eine Art von Kunst. Auch wenn man sagt: Das ist halt ihr Job.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Laeufer61
    Saubere Arbeit...

    ...Herzlichen Glückwunsch zur gelungenen Sprengung!

    MfG
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten